Aktienbewertung.de | 15.09.2023 16:37
Das Comeback des Veranstalters und Ticketverkäufers CTS Eventim ist ein voller Erfolg. Inzwischen verdient das Unternehmen sogar mehr Geld als vor der Corona-Zwangspause (2020/21). CEO Klaus-Peter Schulenberg kommentierte die jüngsten Geschäftszahlen (1. Halbjahr 2023) nüchtern: „Nach den Marktverzerrungen durch Corona-bedingte Nachholeffekte befindet sich CTS Eventim wieder im Normalbetrieb.“ Von einem übereilten Einstieg ist trotzdem abzuraten, wie sich auf den zweiten Blick zeigt.
Die Aktie von CTS Eventim (ETR:EVDG) (ISIN: DE0005470306) hat sich seit dem Tiefpunkt während der Lockdowns (März 2020: 25 EUR) längst wieder erholt. Zwischenzeitlich wurde sogar ein neues Allzeithoch markiert (November 2021: 72,60 EUR), welches im Juni 2023 nochmals getestet wurde. Seitdem befindet sich die Aktie in einer Konsolidierungsphase. Das Analystenaus Alster Research hatte im Juni auf drohende Risiken für CTS Eventim hingewiesen, die aus Änderungen im Wettbewerbsrecht resultieren könnten, sobald die jüngste Neufassung des Gesetzes den Bundestag passiert hat. CTS Eventim hatte bereits in der Vergangenheit geschickt das Wettbewerbsrecht umgangen, was dem Bundeskartellamt ein Dorn im Auge sein dürfte.
Die Ertragsaussichten sind indes durchweg positiv. Der Konzernumsatz stieg im ersten Halbjahr 2023 um 39% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf einen Rekordwert von 1,02 Mrd. EUR. Das normalisierte Konzern-EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) lag bei rund 171 Mio. EUR und damit ebenfalls 39% über dem Vorjahresquartal. Die Konzernleitung hat daraufhin ihre Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr angehoben. Im Geschäftsbericht 2022 war diese noch von einem Nettoergebnis auf dem unbereinigten Niveau des Jahres 2022 ausgegangen (203 Mio. EUR), das immerhin 47 Mio. EUR Corona-Beihilfen enthielt. Nun erwartet man für 2023 sogar eine moderate Steigerung gegenüber diesem Wert.
h2 Bewertung auf Basis des Gewinns/h2
Wir nehmen die Bewertung auf Basis der historischen KGVs vor. Ihre relative Konstanz über die vergangenen Jahre spricht dafür, dass der Markt bei der Preisbildung der Gewinnentwicklung folgt. Als repräsentativ für eine konservative Bewertung erachten wir die Jahre 2017 bis 2019, mit einem durchschnittlichen minimalen KGV von 24 auf der Unterseite und dem durchschnittlich 37-fachen des Gewinns auf der Oberseite. Die Corona-Jahre 2020 und 2021 waren von negativen Ergebnissen gekennzeichnet und in 2022 war das KGV insbesondere auf der Oberseite deutlich erhöht und damit zunächst nicht repräsentativ.
Beim zu Grunde gelegten Nettoergebnis folgen wir der Einschätzung von Alster Research, die eine Schätzung von 2,23 EUR je Aktie bekannt gegeben haben, während der Analystenkonsens mit 2,42 EUR je Aktie deutlich darüber liegt. Wir gelangen auf dieser Basis zu einem Einstiegskurs von 54 EUR und einem Kursziel von 83 EUR.
h2 Charttechnik/h2Mittelfristig befindet sich die Aktie – ausgehend von ihrem Tief in 2020 - in einem intakten Aufwärtstrend. Die Unterstützungszone bei 54 EUR – welche seit März 2023 mehrfach getestet wurde - stellt den Boden einer ausgebildeten Keilformation dar, die durch fallende Hochs gekennzeichnet ist. Ein Ausbruch aus dieser Formation nach unten könnte einen Test des mittelfristigen Trendkanals bei ca. 48 EUR zur Folge haben. Dort liegt auch die nächste markante Unterstützung. Ein Bruch der Keilformation auf der Oberseite wäre als bullishes Signal zu werten. Der Gleitende Durchschnitt (Simple Moving Average) der vergangenen 200 Tage liegt bei rund 60 EUR. Übertrifft der Titel diese Marke, könnte dies Anlegern als Kaufsignal dienen.
Fazit
Die wieder gewonnene Ertragsstärke und die positiven Aussichten zeichnen grundsätzlich ein positives Bild. CTS Eventim erscheint insgesamt als solides Investment. Anleger müssen sich jedoch darüber bewusst sein, dass Änderungen im Wettbewerbsrecht erhöhte Risiken und eine Neubewertung mit sich bringen könnten, die sich in einem niedrigeren Aktienkurs respektive niedrigerem KGV ausdrücken könnten. Wir betrachten die Aktie gemessen an der genannten Gewinnschätzung als stark unterbewertet, stufen diese jedoch auf Grund der genannten Unsicherheiten zunächst ein mit Halten. Mutige Anleger könnten eine Teilposition aufbauen und auf niedrigerem Niveau aufstocken.
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