Robert Rethfeld | 17.05.2013 13:19
Gold crasht, Bitcoin crasht, der Yen crasht, der Nikkei boomt, der S&P 500 boomt: In vielen Märkten herrscht eine längere Zeit nicht mehr wahrgenommene Kurs-Vertikalität vor.
Es begann mit dem scharfen Anstieg des Dollar/Yen im Herbst vergangenen Jahres, begleitet von einer Nahezu-Verdoppelung des Nikkei-Index.
Der XAU-Goldminenindex bewegt sich seit dem vergangenen Herbst vertikal abwärts.
Der Umstand, dass der Euro gegenüber dem Schweizer Franken zulegen kann, obwohl er sich gegenüber dem US-Dollar eher schwach verhält, unterstützt den Gedanken eines Normalisierungsprozesses in Europa. Der japanische Yen und auch der Schweizer Franken boten in den Jahren seit 2007 Sicherheit. Für diese Sicherheit nahm man niedrige Renditen in Kauf. Die Geborgenheit eines sicheren Hafens wird nicht mehr benötigt. Fallende Yen und Franken-Kurse bedeuten, dass sich das Kapital aus diesen Währungen heraus bewegt.
Das Thema „Mehr Risiko – weniger Sicherheit“ ist das eine Thema. Liquidität ist das andere. Parallel dazu fallen die Rohstoffpreise. Die Themen verknüpfen sich zu einem „Sweet-Spot-Szenario“: Hohe Liquidität, wenig Risiko, geringe Inflation. Doch ein derartiger Zustand ist kein Dauerzustand. Selbst in den - rückblickend perfekt scheinenden - 1980er und 1990er Jahren wurden positive Marktphasen nach spätestens vier bis fünf Jahren von heftigen Korrekturen unterbrochen.
Folgt man der Historie, so erholt sich der Dow Jones Index nach einer Kurshalbierung üblicherweise über einen Zeitraum von viereinhalb Jahren, bevor eine deutliche Korrektur einsetzt (folgender Chart).
An der Mauer der Angst („Wall of Worry“) konnten sich die Marktteilnehmer festhalten. Sie konnten vier Jahre an ihr hochklettern. Die Mauer der Angst wurde schließlich überwunden. Darüber kommt nur noch Luft. Es sieht so aus, als ob die Marktteilnehmer sich bereits an Dingen festhalten, die sich im Nachhinein als Fata Morgana erweisen dürften. Der sichere Hafen Japan dürfte durchaus ein Fragezeichen wert sein. Und schon einmal – im Jahr 2007 – war schier unbegrenzte Liquidität ein Thema (damals aus Private Equity Sicht). Damals rieselte sie schlussendlich durch die Finger; die Märkte verloren den Halt.
Fazit:
Erst jetzt – nach vier Jahren Hausse - werden die Krücken der Verunsicherung weggeworfen. Erst jetzt legt die Risikoneigung entscheidend zu. Erst jetzt kehrt das Vertrauen in die Aktienmärkte zurück. Die laufende Vertikalität sehen wir als ein Warnzeichen im Hinblick auf ein Markthoch im Sommer/Spätsommer an.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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