Chinesische Wirtschaftsdaten besser, Zittern vor der Fed

 | 13.09.2016 13:49

Die chinesische Konjunktur erholt sich (von Arnaud Masset)

Die chinesische Wirtschaft ist verhalten in das neue Jahr gestartet, da sowohl der Produktions- als auch der Dienstleistungssektor Zeichen einer starken Verlangsamung zeigten, was zu Bedenken führte, ob die zweitgrößte Wirtschaft der Welt von einem exportgesteuerten Wachstum auf ein im Inland generiertes Wachstum übergehen kann oder nicht. Dennoch sendet die Wirtschaft seit dem zweiten Quartal einige positive Signale aus, was vermuten lässt, dass eine Anpassung nach unten ansteht. Die Industrieleistung ist im August 6,3% gestiegen und hat die Durchschnittsprognosen von 6,2% und die Juli-Zahl von 6,0% übertroffen. Auch der Einzelhandelsumsatz hat die Erwartungen übertroffen, da er im Jahresvergleich um 10,6% zulegte (gegenüber Durchschnittsprognosen und einer alten Zahl von 10,2%). Auch die Investitionen in Sachanlagen haben sich seit Jahresbeginn um 8,1% verbessert, während die ausländischen Direktanlagen im August um 5,7% zunahmen, im Vergleich zum Konsens von 4,5%.

Insgesamt lassen die letzten Daten vermuten, dass wir das Schlimmste hinter uns haben. Es gibt aber immer noch einige Problembaustellen, die langfristig angegangen werden müssen, v. a. die massive Überkapazität in vielen Branchen, die anhaltende Verlangsamung des Exportsektors und die Schwäche des Binnenkonsums. Eine akkommodierende Haltung, sowohl auf monetärer als auch auf steuerlicher Seite, ist angesichts der anstehenden Herausforderungen immer noch mehr als wichtig.

Risikorallye läuft weiter (von Peter Rosenstreich)

Eine Menge nervöses Palaver flutete die Nachrichten, nachdem die scharfe Korrektur am Freitag viele Marktteilnehmer dazu verleitet hatte, das Ende des 10-jährigen Bullenlaufs vorherzusagen. Wir müssen zugeben, dass auch uns die unerwartet restriktiven Kommentare von Fed-Rosengren und der der nachfolgende Anstieg der Volatilität sowie der Einbruch der Aktienkurse glauben machen wollten, dass die Blase endlich geplatzt sei. Doch die meisten Analysten behielten einen kühlen Kopf, da man schnell erkannte, dass es keine strukturellen Veränderungen gibt. Ohne solche Veränderungen halten wir unsere These weiterhin aufrecht, dass eine ultralockere Geldpolitik das Eingehen von Risiko unterstützt und dies daher unverändert bleibt. Unsere Meinung wurde daher auch bald von den zurückhaltenden Kommentaren von Fed-Brainard und der Erholung der globalen Aktienkurse bestärkt. Nebenbei gesagt: Gott sei Dank gibt es bei der Fed nun eine Kommunikationssperre, so dass wir von unvorhergesehenen starken Volatilitätswellen verschont bleiben. Für die nächste Zukunft sieht unser Basisszenario so aus, dass die US-Wirtschaftsdaten und das globale Umfeld zu unsicher sind, um eine Zinserhöhung im September zu rechtfertigen. Selbst wenn die derzeitige Wahrscheinlichkeitsschätzung von 25% richtig sein sollte, so würde dies doch nur begrenzte Auswirkungen auf eine nachlassende Risikobereitschaft haben, da es wahrscheinlich ist, dass der Pfad der Fed flacher wird (solange bis der Zyklus im nächsten Jahr weitergeht). Wir bleiben zu den EM-Währungen, dem Gold und den US-Aktien konstruktiv und sehen die aktuellen Verkäufe als Chance, die Short-Positionen aufzustocken. Wir gehen auch davon aus, dass die Rallye bei den US-Renditen nicht nachhaltig ist, da die Billionen, die aktuell in Papiere mit negativen Renditen investiert werden, bald wieder in die USA zurückfließen, sobald dort die Zinsen erhöht werden. Für die Zukunft sehen wir nur die US-Wahlen als einen möglichen Auslöser an, der die guten Zeiten beenden könnte.

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Heute restriktiv, morgen zurückhaltend (von Yann Quelenn)

Der US-Aktienmarkt ist am Freitag aufgrund der sehr restriktiven Kommentare von Fed-Rosengren stark gefallen. Wir glauben, dass diese Äußerungen ein Fehler waren. Wir denken, dass die Zentralbank die Zinsen nicht anheben kann, da ihre massiven Schulden dies verhindern. Die Glaubwürdigkeit wird also weiter nachlassen, solange es keine Normalisierung bei den Zinsen gibt. Die kleine Anhebung im letzten Dezember war nur ein Versuch, die Risse zu kitten.

Die restriktiven Kommentare von Rosengren haben einen deutlichen Abverkauf bei den Aktien ausgelöst.
Drum spielten gestern sowohl Brainard, Lockhart und Kashkari von der Fed Feuerwehrmann und wiederholten wieder und wieder, dass Geduld das Schlüsselwort sei und dass der Arbeitsmarkt nicht stark genug ist. Eigentlich würde eine Arbeitslosenquote von 4,9% als hervorragend angesehen werden, doch da es kein Lohnwachstum gibt, widersprechen sich die Zahlen. Daher glauben wir, dass der Stellenmarkt weitgehend überschätzt wird.

Es ist keine Überraschung, dass die Aktienmärkte gestern nach den Kommentaren, dass es keine "Eile" gebe, die Zinsen anzuheben, stiegen. Es regnet weiter kostenloses Geld, und es ist kein Ende in Sicht, und die Märkte preisen nun eine Zinserhöhung im September mit 22% ein. Die Botschaften der Fed sind uneinheitlich, wodurch sich die Marktvolatilität erhöht, doch eine Preisstabilität wird damit nicht gewährleistet. Das hört sich ganz nach einem weiteren Versagen der amerikanischen Zentralbank an.