China beginnt zu drehen

 | 07.05.2024 18:54

Alle Aktionäre schauen auf die US Big Techs, denn sie bestimmen den weltweiten Börsentrend. Der chinesische Aktienmarkt kommt in der aktuellen Betrachtungsweise dagegen nicht vor. Und dennoch beginnen die ersten institutionellen Investoren ganz still und heimlich frisches Kapital nach Fernost zu lenken, was den China-Benchmarks neues Leben einhaucht.

China ist auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Bereits im März-Quartal überraschte Peking mit einem Bruttoinlandsprodukt von 5,3 %. Annualisiert, versteht sich. Nominal gerechnet erreichte die Wirtschaftsleistung einen Wert von 29,63 Mrd. Yuan, was etwa 3,81 Billionen Euro entspricht. Damit hat China allein im 1. Quartal fast so viel erwirtschaftet wie Deutschland im gesamten Jahr 2023. Und das trotz der vielen chinesischen Feiertage.

Deutlich schwächer entwickelt sich Amerika. Das BIP erreichte im direkten Vergleich im 1. Quartal nur noch ein Wachstum von 1,6 %. Erheblich weniger als erwartet und auch weniger als die Hälfte des BIP-Wachstums im 4. Quartal 2023. Nominal betrachtet war das aber immer noch eine Wirtschaftsleistung von umgerechnet mehr als rund 6,6 Billionen Euro. Eine Zahl, die noch einmal die Verhältnisse zwischen den USA und China in das richtige Licht rückt.

h2 Nur wer wächst, der gewinnt/h2

Die Attraktivität Chinas wird noch verstärkt durch die starken Frühindikatoren. Die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor indizieren inzwischen seit mehreren Monaten, dass die Wirtschaft in den kommenden sechs Monaten weiter expandieren wird. Das höher als erwartete Wachstum im 1. Quartal wird also keine Eintagsfliege sein. Zugegeben: Im vergangenen Jahr sahen die Aussichten in China deutlich schlechter aus.

2023 enttäuschte China die Börse noch. Anfang des letzten Jahres hatte die Börse spekuliert, dass die Wirtschaft nach dem Ende der harten Lockdowns einen schnellen Start hinlegen wird. Aus dem Ausland floss daraufhin viel spekulatives Kapital in den chinesischen Kapitalmarkt. Aber schon mit Beginn des 3. Quartals war auch dem Letzten klar, dass die Wette nicht aufgeht. Peking musste zunächst die sich ausweitende Krise am Immobilienmarkt bereinigen und den Finanzsektor vor einer Ansteckung schützen. Das Ergebnis war, dass die ausländischen Spekulanten so schnell flohen, wie sie am Jahresbeginn gekommen waren.

h2 China galt lange als „uninvestierbar“/h2

Kein Kapitalmarkt wurde zum Jahreswechsel so sehr gemieden wie der chinesische. Die Fachpresse wurde so pessimistisch, dass man China bei jeder sich bietenden Gelegenheit als „uninvestierbar“ darstellte. Nicht einmal der Gedanke, dass sich die Lage bessern kann, wurde im Mainstream diskutiert. Was dabei aber übersehen wurde, ist, dass es die Entscheidungen der Politik waren, die die schwache Situation im letzten Jahr erzeugt hatte. Gleichzeitig entwickelten sich die meisten chinesischen Unternehmen im operativen Geschäft relativ gut. Die Krux war, dass die Politik die Probleme erzeugt hatte und auch nur sie die Lösungen bieten konnte. Und die Wende in der Politik hatte auch schon im Sommer 2023 begonnen. Der Wendepunkt der Politik lässt sich relativ genau auf den Juli 2023 festlegen. Anfänglich waren es nur zaghafte Änderungen, aber sie wurden immer ausgeprägter und begannen sich erstmals im März-Quartal 2024 auch in den Unternehmenszahlen widerzuspiegeln.

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