Chart des Tages: Industriewerte bleiben unbeeindruckt von Trumps Handelskrieg

 | 23.05.2018 23:32

Für mittlerweile vier Monate stehen die Investoren unter dem Trommelfeuer negativer Prognosen darüber, wie ein Handelskrieg zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt und den wechselseitig bedeutsamsten Handelspartnern, das zum ersten Mal in aller Welt vorhandene Wirtschaftswachstum gefährden werde. Die einhellige Meinung ist, je mehr der internationale Handel gestört wird, desto langsamer wird das Wirtschaftswachstum ausfallen.

Allerdings, wenn wir an die Balance zwischen Angebot und Nachfrage glauben, dann scheint es so, als würden die Investoren diese negativen Einschätzungen weitgehend ignorieren. Während der Markt kurz- bis mittelfristig wahrscheinlich volatil sein wird, legen die jüngsten Kursbewegungen nahe, dass die Händler trotz der schwelenden Handelsstreitigkeiten immer mehr in Kauflaune geraten.

Es gibt mehrere Gründe, warum die Investoren ihre Angst vor den Problemen in Handelsfragen abgelegt haben könnten. Der erste Grund ist, sie glauben, dass wenn es tatsächlich zu einem Handelskrieg kommen sollte, dessen Folgen eher limitiert sein dürften, insbesondere angesichts des Wirtschaftswachstums und der positiven Gewinnentwicklung der Unternehmen. Der zweite Grund ist, dass die Meisten am Markt einfach nicht glauben, dass es überhaupt zu einem Handelskrieg kommen wird. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass die Mehrzahl der Händler annimmt, Trump stelle lediglich sein Wahlvolk zufrieden, mit seinem Gerede von einem Handelskrieg. Seine Forderungen sind einfach zu unrealistisch; China kann weder seine Einwohner zwingen mehr amerikanische Produkte zu kaufen, noch können die USA überhaupt genügend liefern, um die Handelsbilanz auszugleichen.

Und zu guter Letzt würde jede Zunahme der Nachfrage aus China nach amerikanischen Gütern nicht mehr bewirken, als die gleiche Menge an Exporten in andere Länder abzuzweigen, womit das Gesamtdefizit der Leistungsbilanz unverändert bliebe. Trumps Berater verstehen das durchaus.

Die Wahrheit ist, dass die US-Nachfrage nach billigen Gütern aus China, die chinesische nach teuren Produkten aus den USA übersteigt. Nichts scheint der gegenwärtigen Dynamik nach, daran etwas ändern zu können und Trumps gesamte Rhetorik über einen Handelskrieg scheint vor allem ein Versuch zu sein, ein weiteres Wahlversprechen als erfüllt abhaken zu können.

Gestern demonstrierten wir am Beispiel des S&P 500, dass die Investoren zuversichtlich über den Markt zeigen, unbeachtlich wie das mit dem Handelskrieg ausgeht. Heute werden wir weitere Nachweise liefern, basierend auf Industriewerten, dem Sektor, der unter einem Handelskrieg am meisten zu leiden hätte.

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