Carry-Nachfrage nach BRL im Rampenlicht - JPY gefährdet

 | 11.06.2014 13:40

Der internationale Kapitalverkehr wird weiterhin von den Carry-Trade-Chancen angetrieben. Der brasilianische Real bleibt aufgrund der Entscheidung der brasilianischen Zentralbank (BCB) das Stimulierungsprogramm auszuweiten, um den BRL zu stützen und Devisenvolatilitäten einzugrenzen weiterhin im Rampenlicht. In der Türkei belastet der politische Druck für weitere Zinssatzsenkungen die Nachfrage nach der Lira. Zudem fällt der EUR stetig, während die JPY-Bären bevorstehenden Ereignisrisiken ausgesetzt sind (BoJ-Sitzung am 12. und 13. Juni). Der EUR/JPY hat endlich seine Unterstützung beim gleitenden 200-Tagesdurchschnitt gebrochen, das Paar handelt jedoch in einer engen Spanne, da es zu einer Erholung des JPY bis zum Ende der Woche kommen kann.h3 Brasilien attraktiv für Carry-Trades/h3

Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Carry-Paaren erreicht BRL/JPY die kurzfristig bullische Zone; der MACD (12,26) dreht in den positiven Bereich, was kurzfristig zu weiteren Gewinnen führen könnte. Die Long-Positionen im BRL haben deutlich an Momentum gewonnen, nachdem die brasilianische Zentralbank eine Ausweitung ihres Unterstützungsprogramms für den Real angekündet hatte, dessen Ablauf eigentlich für Ende Juni vorgesehen war. Die BCB verkaufte Devisen-Swaps im Wert von 198,9 Mio. USD und verlängerte Kontrakte im Wert von 494,3 Mio. USD, um die Volatilität des BRL zu drosseln. Die implizierte Einmonats-Volatilität für USD/BRL ist auf ihr 1-Jahrestief abgefallen (aktuell bei 8,44%). Zudem erinnern wir daran, dass Brasilien im Rahmen von neun aufeinander folgenden Zinssatzerhöhungen seinen Leitzins (seit April 2013) von 7,5% auf 11,0% erhöht hat, um die Inflation zu kontrollieren und dem QE-Ausstieg der Fed vorzugreifen. Die Zinssatzpolitik der BCB und die Interventionen am Devisenmarkt sollten die Kapitalzuflüsse in den Real weiter fördern - vor allem aus Sicht des Carry-Trades.

In den letzten beiden Monaten hat der stetige, negative Druck auf den BRL den USD/BRL in einem neutralen/positiven Band zwischen 2,1800/2,3000 gehalten. Die aktuellen Entwicklungen der Geldpolitik lösten in der letzten Woche eine agressive BRL-Nachfrage aus, was die Spannungen im Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft entschärfte (Streik, Proteste, etc.). USD/BRL wird in der Nähe seiner 2-Wochentiefs gehandelt und sollte weiterhin den Widerstandsbereich vom Mai (2,2280/2,2300) nach unten testen.

Trend- und Momentumindikatoren lassen im USD/BRL ein kurzfristig bärisches Umkehrmuster vermuten, Optionsgebote weisen eine negative Tendenz unter 2,2500 auf. Gegenüber dem Euro haben die negativen Zinssätze in der Eurozone und die EUR-Abwertung den EUR/BRL aggressiv unter seinen gleitenden 21-Tagesdurchschnitt (3,0468) geschickt. Unterstützung zeigt sich unterhalb von 3,000; Stopps liegen darunter.

h3 Zinssatzsenkungsrisiko für Türkische Lira/h3
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Während der brasilianische Real für Carry Trader attraktiv geworden ist, bleibt die türkische Lira weiterhin aufgrund von Spekulationen über eine weitere Zinssatzsenkung unter Druck. Das BIP-Wachstum im 1. Quartal, das gestern bekanntgegeben worden war und stärker als erwartet ausfiel, hat die Begeisterung für eine Erholung der türkischen Wirtschaft wieder aufleben lassen. Bei seiner heutigen Rede sagte Isik aus der Türkei, dass das Land ohne Probleme das Ziel von 4% zum Jahresende erreichen wird, dass sich die realen Zinssätze null Prozent annähern sollten, und er fügte gleichzeitig hinzu, dass die Lira-Aufwertung gedämpft werden sollte, um die Exporte zu schützen. Zu diesem Zeitpunkt sind wir der Meinung, dass die Lira-Aufwertung durch begleitende Maßnahmen kontrolliert werden könnte (direkte Interventionen am Devisenmarkt, ROMs), ein zweiter Monat mit einer aufeinander folgenden Zinssatzsenkung würde dahingegen nur Sorgen aufkeimen lassen, ob das Land eine mögliche Umkehr der internationalen Kapitalflüsse bewältigen könnte.

h3 JPY-Paare vor BoJ-Sitzung uneinheitlich/h3

Der EUR/JPY hat seinen gleitenden 200-Tagesdurchschnitt (138,72) aufgrund des allgemeinen EUR-Verkaufsdrucks nach unten durchbrochen. Eine Konsolidierung unter dem gleitenden 200-Tagesdurchschnitt sollte den Abwärtsdruck in Richtung 137,98 (Tief vom Mai) und dann 136,23 (Tief von 2014) intensivieren. Große Optionsbarrieren mit heutiger Fälligkeit liegen unter 139,00.

Vor der BoJ-Sitzung am 12./13. Juni werden die Händler bei den JPY-Paaren wohl eher eine neutrale Stellung einnehmen, da das Risiko besteht, dass die JPY-Nachfrage nach einem Status Quo (Konsens) kurzfristig steigen könnte. Wie bereits erwähnt, werden die aktuellen Kapitalflüsse vor allem durch die Zinssatzunterschiede und die geldpolitischen Ausblicke der Zentralbanken angetrieben. Aufgrund der aggressiven monetären Anreize in der Eurozone und den Maßnahmen zur Ausweitung der Liquidität in China zweifeln wir an einem Rückzug der JPY-Paare aufgrund der Passivität der BoJ. Wir werden außerdem auf japanische Reaktionen zu den Maßnahmen der EZB und der PBoC achten. Aufgrund der Verbesserung der inländischen makroökonomischen Fundamentaldaten hat die BoJ keinen offensichtlichen Grund, bei ihrer Sitzung im Juni Maßnahmen zu ergreifen. In der Tat hat Japan im Vergleich zum Vorquartal BIP-Wachstum im 1.Quartal von 6,7% (annualisiert) verzeichnet, wobei es bei den Unternehmensausgaben eine deutliche Erhöhung von 7,6% gab (vs. 4,6% erwartet und 4,9% zuletzt). Die Preise für industrielle Waren stiegen im Mai gegenüber dem Vormonat um 0,3% (vs. 0,1% erwartet & 2,8% nach den Steuererhöhungen vom April) an, was den CGPI auf 4,4% J/J brachte (vs. 4,1% erwartet oder zuletzt). Die Erhöhung der Verkaufssteuer hat anscheinend nicht die Preisentwicklung für die Industriegüter auf Niveaus vor der Erhöhung zurückgebracht. Die Inflationsdynamiken bleiben im Einklang mit dem Ziel der BoJ bei 2,0%.