Andrea Kraus | 20.07.2023 17:19
Erste Zahlen des Elektroauto-Herstellers BYD Auto Company Limited legen offen, dass der Nettogewinn des Unternehmens explodiert. BYD wird in der ersten Jahreshälfte schätzungsweise zwischen 10,5 und 11,7 Milliarden Yuan Gewinn verbuchen. Das sind umgerechnet fast 1,5 Milliarden Euro. Und das alles fast ausschließlich aus dem chinesischen Heimatmarkt.
Die Marke BYD tritt zwar vermehrt auch in anderen Ländern, auch in der EU und in Deutschland auf, kann sich aber bislang noch nicht durchsetzen. Die Konkurrenz der deutschen Autohersteller, allen voran Volkswagen (ETR:VOWG), BMW (ETR:BMWG) und Mercedes-Benz (ETR:MBGn), und auch Tesla (NASDAQ:TSLA), scheint noch zu groß. Aber das könnte sich ändern. Immerhin ist BYD hierzulande sichtbar geworden. An Geld und Expertise, um die Expansion in gleichbleibend hoher Geschwindigkeit fortzusetzen, mangelt es dem chinesischen Autohersteller nicht.
Wie ernstzunehmend BYD ist, hat der Markenchef von Volkswagen in einer Rede vor VW-Führungskräften plastisch deutlich gemacht: „the roof is on fire“ (es brennt lichterloh). Während BYD schier ungebremst wächst, ist der Absatz der Elektrofahrzeuge von Volkswagen in China, dem für Volkswagen wichtigsten Markt, nach einem kräftigen Plus im Monat Mai im Juni um 14,5 % eingebrochen.
Schäfer hielt nicht hinterm Berg, dass die Konkurrenz im gleichen Segment zwei- bis dreimal so viel verdiene, wie VW. Als Grund nannte er unter anderem die hohen Kosten. Angeheizt wird das Gejammer durch die starke Rabattschlacht in China, über die sich auch schon Elon Musk, der CEO von Tesla, beschwerte.
Ob der Weckruf von VW Markenchef Schäfer rechtzeitig oder zu spät kommt, können wir noch nicht beurteilen. Wir können aber festhalten, dass es Volkswagen trotz des Einbruchs im Chinageschäft gelungen ist, ein Konzernplus von etwa 6 % im Gesamtabsatz zu verbuchen. Am besten lief das Geschäft in Westeuropa (+ 30 %) und in den USA (immerhin noch + 5,7 %). Ein noch näherer Blick in die Zahlen verrät allerdings für Volkswagen nichts Gutes. Das Wachstum kommt vor allen Dingen von den Konzernschwestern Seat/Cupra (+ 27,1 %), Skoda (+ 19,9 %) und Audi (+ 15,5 %) und nicht von der Kernmarke Volkswagen (lediglich + 7,2 %).
Aber, und das ist auch ein interessanter Punkt, es fielen nur 7,4 % auf Elektroautos. Was den Heimatmarkt Deutschland betrifft, so kommt der Wegfall des so genannten Umweltbonus im Herbst, der den Kauf von Elektrofahrzeugen begünstigt, zu Unzeiten, wie auch die VW-Betriebsratschefin, Daniela Cavallo, bemerkt: „Wir sehen, dass die Elektromobilität leider nicht so angenommen wird, wie wir uns das alle – die Politik inklusive – vorgestellt haben“. Als Gründe nennt sie neben dem Wegfall der Förderung, die hohen Strompreise und die hohen Anschaffungskosten.
Und genau da wird BYD in Zukunft punkten können. BYD hat den Preiskampf in China eröffnet und wird diese Strategie voraussichtlich auch auf andere Länder ausweiten. Zudem liefert BYD Elektroautos in hoher Produktqualität mit smarten Softwarelösungen. Insofern ist BYD ein ernstzunehmender Konkurrent für alle Autohersteller, die im Elektrofahrzeugsegment weiter Fuß fassen müssen – Tesla eingeschlossen. Schließlich dürfen ab 2035 in der EU nur noch emissionsfreie Autos zugelassen werden.
Ist die BYD-Aktie (F:1211) jetzt ein Kauf wert oder nicht?
Der Blick auf den Chart von BYD verrät, dass die Aktie seit ihrem steilen Anstieg bis Anfang 2021 zum Hoch bei 278,4 Hong Kong Doller (im Folgenden durch HKD abgekürzt) in einer Korrekturphase feststeckt, die sich noch etwas hinziehen kann.
Wir denken, dass innerhalb unserer roten Box (NYSE:BOX) zwischen 267,6 HKD und 313,6 HKD eine Trendwende nach unten vollzogen wird. Das Ziel der Abwärtsbewegung sehen wir in der Region unserer violetten Box zwischen 184,8 HKD und 155,9 HKD. Dort kann die Aktie wieder nach oben drehen und nicht nur das markante Hoch bei 278,4 HKD, sondern auch die wichtige Chartmarke bei 336,4 HKD nachhaltig hinter sich lassen, um neue Allzeithochs auszubauen.
Ein direktes Durchstarten der Aktie ist strukturell wenig wahrscheinlich. Hierzu muss sie mindestens die 313,6 HKD deutlich hinter sich lassen.
Viel mehr Sorgen bereitet uns die eigentliche alternative Route, die die Aktie noch nehmen kann. Nämlich ein wesentlich stärkerer Kursverfall bis auf die Zone unseres violetten Kreises zwischen 127,1 HKD und 85,90 HKD.
Kurz: Auch wenn BYD samt und sonders gut dazustehen scheint, steckt die Aktie noch mitten in einer zähen Korrektur fest, die sich wahrscheinlich noch etwas hinzieht. Danach ist das Ding aber ein Kandidat für stark steigende Kurse.
Wir beobachten neben BYD auch Tesla, Mercedes-Benz, BMW, NIO (NYSE:NIO) und Volkswagen sehr genau. NIO könnte sich bald nachhaltig nach oben absetzen, was angesichts der heftigen Korrektur, die diese Aktie erlebt hat, auch wirklich an der Zeit wäre. Bei BMW und Mercedes-Benz sehen wir noch deutliche Abschläge auf die Aktien zukommen, die locker - 40 % vom aktuellen Kurswert erreichen können. Bei Volkswagen gestaltet sich die Situation ähnlich. Hier ist müssen wir wahrscheinlich auch mit einem finalen Abverkauf in Höhe von mindestens etwa - 20 % rechnen. Im schlimmsten Fall korrigiert Volkswagen noch um - 50 %, was uns im Übrigen auch gar nicht wundern würde. Einzig Tesla hält sich sehr stabil auf hohem Niveau. Diese Aktie läuft aber auch auf ein markantes Hoch zu und startet dann in eine Korrekturphase.
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