BRL-Abverkauf legt zu, nachdem Umfragen Rousseff vorne sehen

 | 24.10.2014 13:48

In Brasilien steht am 26. Oktober die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen an. Die Volatilitäten des BRL sollten vor Wochenschluss hoch bleiben. Die einmonatige implizierte Volatilität des USD/BRL ist in der Woche bis zum 24. Oktober über 26% gestiegen, da spekulative Trades und gehebelte Wetten die Hauptquelle für die Volatilität waren. Das Ereignisrisiko ist sehr hoch und die Sensibilität im Zusammenhang mit den Wahl- und Meinungsumfragen und den politischen Meinungen/Kommentaren könnte vor dem Wochenende Ausschläge nach beiden Seiten auslösen.

Der USD/BRL hat gestern das neue Sechsjahreshoch bei 2,5179 erreicht, die Richtung nach der Wahl bleibt ungewiss. Wir sind auf eine BRL-Erholungsrallye nach der Wahl vorbereitet, besonders dann, wenn der Kandidat der Opposition Aécio Neves die Wahl zum Präsidenten gewinnen sollte. Die Anleger favorisieren weitgehend Neves Programm, da man sich von ihm eine marktorientiertere Politik erwartet, die Förderung der wirtschaftlichen Liberalisierung, eine Vereinfachung des brasilianischen Steuersystems und den Kampf gegen die überhand nehmende Inflation. Aufgrund der beträchtlichen Anzahl an gehebelten Wetten hat der USD/BRL Spielraum, in Richtung des Fibonacci 50% Retracements (auf die Rallye vom September) (2,36s) zu fallen, bevor sich die Real-Positionierung aufgrund von makroökonomischen Allokationen stabilisieren könnte. Über einen Sieg von Rousseff wird der Markt sich sicherlich enttäuscht zeigen.

Die brasilianische Wirtschaft braucht mit Sicherheit eine neue Verschnaufpause. Aufgrund der makroökonomischen Fundamentaldaten sind weitere vier Jahre des interventionistischen Regimes von Dilma Rousseff genau das Szenario, das viele vermeiden möchten, auch wenn man davon ausgehen kann, dass Rousseff auf ein weniger interventionistisches Rahmenwerk übergehen wird. Die jüngsten Wahlumfragen zeigen einen Vorsprung von Rousseff gegenüber von Neves. Laut der Ibope-Umfrage könnte Rousseff 49% der Stimmen erzielen, wohingegen Neves nur mit 41% der Stimmen rechnen könnte. Datafolha sieht einen Vorsprung von 6 Prozentpunkten für Rousseff vorher. Die Volatilitäten werden vor der Schlussglocke hoch bleiben, da die spekulativen Positionen weiterhin dominieren sollten. Die BCB hat heute Devisenswaps in Höhe von 196,5 Mio. Dollar verkauft und Kontrakte im Wert von 392,6 Mio. prolongiert, um den BRL-Abverkauf zu zügeln. Sollte der Verkaufsdruck am Montag die Angebote bei 2,50 herausnehmen, werden sich die Augen auf Niveaus von 2,62s richten (beinahe 10-Jahreshochs, erreicht Ende 2008).

Nebenbei möchten wir daran erinnern, dass der brasilianische CPI im Jahr bis September auf 6,75% gestiegen ist - über das Zielband der BCB von 4,5% (+/- 2%), während das BIP im Quartalsvergleich im zweiten aufeinander folgenden Quartal gefallen ist (-0,6% im Quartalsvergleich gegenüber -0,15% im 1. Quartal). Das Leistungsbilanzdefizit hat 3,77% des BIP erreicht (höchstes Defizit seit 2002), was den BRL für den US-Dollar anfälliger macht. Das makroökonomische Bild deutet vor einer Fed-Normalisierung auf einen schwächeren BRL hin. Eine hohe Sensibilität in Bezug auf die US-Treasuries sollte den Abwärtsdruck beim BRL gegenüber dem USD hoch halten.

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Die Brasilianische Zentralbank wird am 29. Oktober ihr Statement abgeben und wird wohl die Selic Rate unverändert bei 11% belassen. Aufgrund der gemäßigten Erwartungshaltung in Bezug auf eine erste Zinssatzerhöhung durch die Fed und niedrigere Ölpreise (gut für eine Verringerung des Leistungsbilanzdefizits) sehen wir keine Dringlichkeit, mit einer Zinssatzerhöhung fortzufahren, solange die Erwartungen an das BIP für das dritte Quartal nicht hervorragend sind. Laut einer aktuellen Bloomberg-Umfrage sollte das brasilianische BIP im 3. Quartal um 0,3% fallen, gefolgt von -0,1% im 4. Quartal, bevor es wieder auf positives Terrain gelangt. Trotz des Inflationsdrucks sollte das Wachstumsrisiko die BCB dazu bringen, ihre Zinssätze bis zum Jahresende unverändert zu lassen.