Brexit: Unsicherheit hält an

 | 27.06.2016 14:31

Die Überraschungen waren am Freitag nicht zu Ende, denn das Wochenende war geprägt von Rücktritten und überraschenden Erklärungen europäischer Politiker. Merkel und Holland müssen jetzt an dem Vereinigten Königreich ein Exempel statuieren. Sie setzen es unter Druck, nun so bald wie möglich aus der EU auszutreten, um die Ansteckungsgefahr zu vermindern und den anderen Mitgliedsstaaten klar zu machen, dass es keinen Spielraum für Verhandlungen gibt.

Derzeit werden am Markt Stimmen für ein zweites Referendum laut. Noch wurde der Artikel 50 von der britischen Regierung nicht ausgelöst, weshalb es weiter eine Chance gibt, dass Großbritannien weiter in der EU bleibt. Ein Referendum ist nicht immer rechtlich bindend und in der Vergangenheit hat man leider oft gesehen, dass die Entscheidungen der Menschen nicht immer respektiert wurden. Hierfür gibt es Beispiele. Z. B. der Lissabon-Vertrag, gegen den die Wähler 2005 stimmten, und das berühmte OXO-Votum in Griechenland gegen die Sparmaßnahmen.

Deshalb glauben wir, dass es in den nächsten Monaten anhaltende Turbulenzen an den Finanzmärkten geben wird, da wir uns alle fragen, wann - wenn überhaupt - die britische Regierung Artikel 50 auslösen wird? Alles hängt von dieser Frage ab, da nur dann die Märkte damit beginnen können, die Auswirkungen einzuschätzen. Bis dahin herrscht Unsicherheit. Das Pfund kam bei Markteröffnung erneut ins Straucheln und hat mehr als zwei Stellen verloren, bevor es sich erholt hat. Gold und Silber konsolidieren jetzt, aber sie handeln weiter um ihren höchsten Stand in zwei Jahren.

Aktuell sind alle Augen auf die Zentralbanken gerichtet, die das Ergebnis des Referendums abgewartet haben. In den USA zeigen die Fed-Futures, dass die Wahrscheinlichkeit einer Nichterhöhung der Zinsen für dieses Jahr höher ist und dass es nun eine Wahrscheinlichkeit gibt, dass die Zinsen vor Jahresende zurückgenommen werden, da die Brexit-Bombe die Exporte belasten wird.

In der Schweiz greift die SNB bereits ein, um eine weitere Aufwertung des Franken zu verhindern. Trotz der Devisenmaßnahmen hält sich der CHF weiter unter 1,08. Die Händler sollten auf eine höhere Intervention der SNB vorbereitet sein. Wir glauben jedoch, dass ein Brexit langfristig auch positive Auswirkungen für Schweiz haben könnte, da es die Schweizer im Aushandeln von kommerziellen Partnerschaften eine vorteilhafte Position mit einem jetzt geschwächten und gespaltenen Vereinigten Königreich verschaffen könnte.