BREXIT: SNB ergreift Maßnahmen

 | 24.06.2016 12:57

Brexit-Bombe - SNB in höchster Alarmbereitschaft (von Peter Rosenstreich)

Die erwarteten Auswirkungen des Brexits werden für den Franken extrem sein. Wie erwartet war der CHF ein Hauptinstrument für die Risikoabsicherung bei einer Abstimmung zu Gunsten des Ausscheidens aus der EU. Der EUR/CHF reagierte mit einem Rückgang auf 1,06237, das Paar erholte sich jedoch trotz der fehlenden EUR/USD-Stärke auf 1,0723, was eine SNB-Intervention vermuten lässt. Die SNB hat soeben in Form einer E-Mail mitgeteilt, dass sie in die Märkte eingreift und damit eine direkte Devisenintervention bestätigt. Die SNB sitzt jetzt eindeutig auf heißen Kohlen, während sie den Gang der Entwicklungen mit größter Skepsis beobachtet. Der EUR/CHF ist unter den Investoren zum bevorzugten Brexit-Hedge geworden. Die Korrelation zwischen dem EUR/CHF und den Referendumsumfragen ist in den letzten Wochen hoch gewesen. Die Beliebtheit der als sicherer Hafen geltenden CHF-Trades für das europäische/britische Risiko wird mit dem Schock von heute Morgen nur noch zunehmen. Zum Leidwesen der SNB, die sich aktiv für einen schwächeren CHF einsetzt, wird der Brexit wahrscheinlich zu zusätzlichen regionalen Risiken führen. Neben der allgemeinen Unsicherheit werden die prognostizierten Referendumsergebnisse in Nordirland und Schottland die Existenz des Vereinigten Königreichs bedrohen, während sich die Euroskeptiker bei den spanischen Wahlen am Sonntag gestärkt sehen. Für die nächste Zukunft können wir von einem anhaltenden auf Europa konzentrierten risikoaversen Umfeld ausgehen, was eine anhaltende Periode der CHF-Festigung vermuten lässt. Dies wird dazu führen, dass die SNB eine defensive Haltung einnehmen wird. Die SNB hat sich richtig verhalten, dass sie sich nicht zu ihrer Politik geäußert hat. Damit hat sie sich die vollständige Flexibilität zur Verteidigung des CHF vor weiteren Überbewertungen bewahrt, mit egal welchen Tools. Die Ausweitung der SNB-Bilanz zeigt, dass die Zentralbank aktiv am Markt interveniert hat. Mit Gesamtreserven von inzwischen über 95% des jährlichen Schweizerischen BIPs könnte eine weitere Ausweitung jedoch destabilisierend wirken. Die nächste Stufe wäre eine Straffung der Ausnahmen bei den Negativzinsen und/oder weitere negative Zinsen. Da die Renditekurven der Schweizerischen Staatsanleihen der nächsten 20 Jahre im negativen Bereich sind und die Nachfrage weiter anhält, ist es jedoch nicht wahrscheinlich, dass sich risikoaverse Anleger von weiteren negativen Zinsen abschrecken lassen werden. Das Experiment der negativen Zinsen ist aber jung, und die langfristigen Folgen sind nicht bekannt. Es gibt eine nicht verhandelbare Angst, dass die negativen Zinsen die Gewinne der Banken und die Bankbilanzen aushöhlen werden, da die Verbraucher möglicherweise kein Geld mehr ausgeben möchten und sich stattdessen eher dafür entscheiden, das Bargeld anzuhäufen als es anzulegen. Insgesamt ist es unwahrscheinlich, dass die SNB über die Instrumente verfügt, den CHF über einen längeren Zeitraum vor der Nachfrage zu schützen.

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Was erwartet jetzt Schottland und Nordirland? (von Yann Quelenn)

Das Brexit-Ergebnis kommt ziemlich unerwartet und die Ergebnisse haben die Finanzmärkte die ganze Nacht über beschäftigt. Die Buchmacher, die gestern weitgehend davon ausgegangen waren, dass das Referendum zu Gunsten eines Verbleibs in der EU ausfallen würde, haben in der Nacht ihre Quoten geändert, sobald die ersten Ergebnisse eintrafen. Die Folgen dieses historischen Ereignisses werden jedoch noch eine Zeitlang ungewiss bleiben, vor allem für das Vereinigte Königreich, dessen Abspaltung eventuell durch das gestrige Votum ausgelöst wurde. England hat sich mit einer größeren Marge als erwartet, dafür entschieden, aus der Union auszutreten, während in Schottland die Stimmen für den Verbleib in der EU mit 62% gegenüber 38% vorne lagen. Die schottischen Politiker, die oft dazu aufgerufen haben, in der Europäischen Union zu verbleiben, könnten nun versuchen, ein weiteres Referendum zu organisieren, um ein unabhängiger, souveräner Staat zu werden. Alex Salmond, schottischer Premierminister bis 2014, wird nun wohl die Führung bei diesem Projekt zu einem unabhängigen schottischen Staat übernehmen.

Auch Nordirland hat mit einer Mehrheit von 56% zu 44% für den Verbleib in der EU gestimmt. Für Irland ist es wahrscheinlich, dass die Idee eines vereinigten Landes wieder auf den Tisch kommen wird. Der Führer der linken Partei Sinn Féin hat erklärt, dass Irland insgesamt über eine Vereinigung abstimmen sollte. Das ist ein attraktives Angebot, da dies Nordirland ermöglichen würde, in der Europäischen Union zu bleiben.

Die Schockwellen an den Finanzmärkten sind unserer Meinung nach alles andere als vorbei, das hier ist erst der Anfang. Das Pfund sollte weiter leiden, solange die Entwicklungen noch nicht vorbei sind.