Geoff Considine, Ph.D | 27.04.2022 06:15
Das Wichtigste in Kürze
Der Kurs des Luft- und Raumfahrtkonzerns Boeing (NYSE:BA) ist in den letzten 12 Monaten um 24,5 % gefallen, während der Luft- und Raumfahrt- und Verteidigungssektor (gemäß Morningstar-Definition) um 6,6 % und der US-Aktienmarkt insgesamt um 1,5 % zugelegt hat.
BA ist die einzige Aktie unter den Top 10 des iShares U.S. Aerospace & Defense ETF (NYSE:ITA), die in den letzten 12 Monaten eine negative Rendite erzielt hat.
Der Luft- und Raumfahrtriese kreist in einer scheinbar endlosen Schleife interner und externer Probleme. Der anhaltende durch Auslieferung von Flugzeugtypen ausgewirkt haben, sind die beiden größten Probleme für den Flugzeughersteller mit Hauptsitz in Chicago, Illinois.
Quelle: Investing.com
Boeing hat die Erwartungen in den letzten Jahren durchweg enttäuscht. In drei der letzten vier Quartale und in neun der letzten 12 Quartale blieben die Quartalsergebnisse hinter den Konsenserwartungen zurück. Das 4. Quartal 2021, für den der Bericht am 26. Januar 2022 veröffentlicht wurde, war mit einem erwarteten EPS von - 0,42 USD und einem tatsächlichen EPS von -7,69 USD besonders unerfreulich. Die Unternehmensleitung führte die enttäuschenden Q4-Ergebnisse vor allem auf die unerwartet hohen Kosten des 787-Programms zurück.
Quelle: E-Trade
Die Herausforderung für die Anleger besteht darin, zu entscheiden, ob die schlechten Nachrichten bereits im Aktienkurs enthalten sind und ob es Anzeichen dafür gibt, dass das Unternehmen wieder auf Kurs kommt.
Am 25. Oktober 2021 dachte ich, dass die Chancen gut standen, dass Boeing diese Kurve kriegen würde. Wie die Q4-Ergebnisse nachhaltig zeigen, lag ich da falsch.
Zum Zeitpunkt meines Artikels war die Konsensbewertung an der Wall Street optimistisch, und das Konsensziel für die nächsten 12 Monate lag etwa 27,5 % über dem damaligen Kurs. Die in den Optionspreisen implizierte Konsensmeinung, die +0,5 % für den iShares US Aerospace and Defense ETF.
Für Leser, die mit dem Konzept der vom Markt implizierten Prognose nicht vertraut sind, ist eine kurze Erklärung erforderlich. Der Preis einer Aktienoption spiegelt die übereinstimmende Einschätzung des Marktes über die Wahrscheinlichkeit wider, dass der Aktienkurs bis zum Ablauf (dem Verfall) einer Option höher (Call-Option) oder niedriger (Put-Option) als ein bestimmtes Niveau (der Ausübungspreis der Option) sein wird. Die Analyse der Preise von Kauf- und Verkaufsoptionen mit unterschiedlichen Strikes (Ausübungspreisen), die aber alle das gleiche Verfallsdatum haben, ermöglicht eine probabilistische (auf der Wahrscheinlichkeitstheorie beruhende) Preisprognose unter Einbeziehung aller Preise im Optionsmarkt. Dies ist das Konzept der marktimplizierten Prognose und stellt den impliziten Konsens von Käufern und Verkäufern von Optionen dar.
Da seit meiner letzten Analyse sechs Monate vergangen sind und die Ergebnisse für das 2. Quartal am 27. April bekannt gegeben werden, habe ich die marktimplizierte Prognose für BA aktualisiert und wie in meinem letzten Beitrag mit dem Konsens der Wall Street verglichen.
h2 Konsensausblick für BA an der Wall Street/h2E-Trade berechnet die marktimplizite Prognose der US-amerikanischen Börse, indem es die Einschätzungen 15 führender Analysten kombiniert, die in den letzten Monate Bewertungen und Zielkurse veröffentlicht haben. Die Konsensbewertung ist wie schon in den letzten 12 Monaten optimistisch, das Konsenskursziel liegt 44 % über dem aktuellen Aktienkurs. Die einzelnen Kursziele zeichnen sich zwar durch eine recht starke Streuung aus, aber selbst der niedrigste Zielwert liegt 18,7 % über der aktuellen Notierung.
Quelle: E-Trade
Investing.com berechnet eine eigene Version der Wall Street-Prognose mithilfe der Bewertungen und Kursziele von 26 Analysten. Die Konsensbewertung ist optimistisch, und das 12-Monats-Kursziel für Boeing liegt 41,36 % über dem aktuellen Kurs der Aktie.
Quelle: Investing.com
Die vorherrschende Meinung unter den Analysten ist wie schon im Oktober 2021, dass Boeing deutlich unterbewertet ist. Zwar liegt das 12-Monats-Konsensziel für den Aktienkurs etwas niedriger als Ende Oktober, aber der Kursrückgang war seitdem groß genug, um die Renditeerwartungen für die nächsten 12 Monate deutlich zu erhöhen.
h2 Marktimplizierte Prognose für BA/h2Ich habe die marktimplizierte Prognose für BA für den 8,9-Monats-Zeitraum von heute bis zum 20. Januar 2023 mithilfe der Kauf- und Verkaufsoptionen berechnet, die zu diesem Termin auslaufen.
Die Standarddarstellung der marktimplizierten Prognose ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung der Kursrendite, wobei die Wahrscheinlichkeit auf der vertikalen und die Rendite auf der horizontalen Achse abgebildet wird.
Quelle: Berechnungen des Autors unter Verwendung von Preisangaben von E-Trade
Die marktimplizierte Prognose tendiert zu negativen Renditen. Die Maximalwahrscheinlichkeit entspricht dabei einer Kursrendite von -14%. Dies ist eine eher pessimistische Prognose. Die aus diesem Ausblick berechnete annualisierte Volatilität beträgt 41,5 %, verglichen mit der von E-Trade berechneten impliziten Volatilität von 40 % für die am 20. Januar 2023 auslaufenden Optionen.
Um den direkten Vergleich der Wahrscheinlichkeiten für positive und negative Renditen zu erleichtern, habe ich die negative Seite der Verteilung um die vertikale Achse gedreht (siehe Grafik unten).
Quelle: Berechnungen des Autors unter Verwendung von Preisangaben von E-Trade
Diese Ansicht verdeutlicht die höheren Wahrscheinlichkeiten negativer Renditen im Vergleich zu den Wahrscheinlichkeiten positiver Renditen in einem breiten Spektrum der wahrscheinlichsten Ergebnisse (die gestrichelte rote Linie liegt über den größten Teil der linken Hälfte des obigen Charts über der durchgezogenen blauen Linie). Dies ist eine deutlichere negative Ausrichtung (im Vergleich zu Ende Oktober 2021).
Die Theorie weist darauf hin, dass die marktimplizierte Prognose tendenziell durch eine negative Verzerrung gekennzeichnet ist, da Anleger insgesamt risikoscheu sind und dazu neigen, mehr als den fairen Wert für den Schutz vor Abwärtsrisiken zu zahlen. Es gibt jedoch nicht möglich, das Ausmaß dieser Verzerrung zuverlässig zu schätzen. Selbst wenn man die potenzielle Verzerrung berücksichtigt (was ein qualitatives Urteil erfordert), interpretiere ich diese marktimplizierte Prognose als eher pessimistisch.
h2 Fazit zu Boeing/h2Boeing wurde in den letzten Jahren immer wieder von Pannen heimgesucht. Die Litanei der Sicherheitsmängel, Produktionsverzögerungen und Zertifizierungsprobleme vermittelt kein Vertrauen in die Unternehmensleitung.
Zwar werden die Aktien mit einem erheblichen Abschlag gegenüber ihrem Wert vor 12 Monaten gehandelt, doch stellt sich die Frage, ob die billigeren Aktien angesichts der Risiken billig genug sind.
Die Konsenserwartung der Wall Street ist optimistisch, und das 12-Monats-Kursziel für Boeing liegt 43 % über dem aktuellen Kurs der Aktie. Als Faustregel für eine Kaufempfehlung möchte ich eine erwartete 12-Monats-Rendite sehen, die mindestens der Hälfte der erwarteten Volatilität entspricht (hier 41,5 %). BA übersteigt diesen Schwellenwert bei weitem, wenn wir der Konsenserwartung Glauben schenken. Die Analysten waren im gesamten letzten Jahr zu optimistisch, so dass ihre Ansichten hier außer Acht lasse.
Die marktimplizierte Prognose ist moderat pessimistisch, wobei die Maximalwahrscheinlichkeit einer Kursrendite von -14 % über die nächsten 8,9 Monate entspricht. Ich passe meine Einstufung für BA von „optimistisch/Buy“ auf „neutral/Hold“ an.
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