Investing.com | 28.04.2020 10:08
Umsatzerwartung: 17,26 Mrd USD
GpA-Prognose: -2,01 USD
Die Vergangenheit ist für Boeing (NYSE:BA) kein Maßstab mehr. Wenn der in Chicago ansässige Luftfahrtriese morgen seine Ergebnisse für das erste Quartal meldet, werden Investoren nur eines wissen wollen: Hat der weltweit größte Flugzeughersteller einen Plan zum Überleben in einer Welt, in der die Nachfrage nach Reisen dramatisch schrumpft?
Die beispiellose Situation durch die Covid-19-Pandemie hat die Luftfahrtindustrie an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Laut dem Datenanbieter Cirium bleiben sich derzeit rund 44% aller Flugzeuge im Hangar, während die Nachfrage nach Reisen kollabiert ist - um 90%. Und da weltweit mehr als 3 Millionen Coronavirus-Fälle gemeldet wurden, gibt es keinen klaren Zeitplan dafür, wann Flugzeuge wieder in den Himmel zurückkehren und wann Fluggesellschaften wieder Jets kaufen werden.
Der weltweite Umsatz der Fluggesellschaften wird dem Branchenverband nach in diesem Jahr voraussichtlich um 314 Milliarden US-Dollar sinken, und das Reisegeschäft wird sich möglicherweise erst Mitte des Jahrzehnts vollständig erholt haben. Dieser Schlag hat Boeing gezwungen, Barmittel zu sparen und möglicherweise bald einen Rettungsschirm der Regierung zu beantragen.
Bevor dies geschieht, muss Boeing jedoch einen Umstrukturierungsplan ausarbeiten, der massive Entlassungen, die Aufgabe einiger Geschäftsbereiche und eine drastische Reduzierung der Flugzeugproduktion umfassen könnte.
Am späten Freitag ging Boeing von einem 4,2-Milliarden-Dollar-Plan ab, sein Jetliner-Geschäft mit der brasilianischen Embraer SA (NYSE:ERJ) zu kombinieren. Außerdem wird erwartet, dass Boeing die Dreamliner-Produktion um etwa die Hälfte reduzieren wird, da der Aufwand im ersten Quartal einen Rekordbetrag an Bargeld verbraucht hat.
"Diese Gesundheitskrise ist anders als alles, was wir jemals erlebt haben“, sagte David Calhoun, der Vorstandschef, den Aktionären gestern. "Es wird Jahre dauern, bis dies wieder auf das Niveau von vor der Pandemie zurückkehrt." Das Beratungsunternehmen Roland Berger schätzt, dass die Nachfrage nach neuen Flugzeugen um fast die Hälfte sinken könnte, wenn die Pandemie die Fluggesellschaften dazu zwingt, einen Großteil ihrer Flotten sechs Monate lang am Boden zu halten.
In Erwartung einer langsamen und schmerzhaften Erholung haben die Anleger bereits Boeing-Aktien aus dem Depot geworfen. Die Boeing-Aktie, die zum Zeitpunkt des Artikels zu 127,81 USD gehandelt wurde, hat in diesem Jahr 60% ihres Wertes verloren und damit die schlechteste Wertentwicklung aller 30 Werte im Dow Jones durchgemacht.
Der Einbruch der Aktie begann letztes Jahr, als das Flaggschiff des Unternehmens, die 737 MAX, zwei tödliche Abstürze verursacht hatte, was die Aufsichtsbehörden weltweit dazu zwang, den wichtigsten Umsatzbringer des Unternehmens mit einem Startverbot zu belegen. Der Hersteller hat immer noch Probleme, die Fehler am Flugzeug auszumerzen und die behördlichen Genehmigungen zu erhalten, die für die Wiederinbetriebsetzung erforderlich sind.
Da ein Großteil der Luftfahrtindustrie nach der Pandemie sich in der Existenz bedroht sieht, ist die Einsparung von Barmitteln kritisch. Wenn dies gelingt, wird es für Boeing positiv sein, da dies einen Boden für den Sinkflug der Aktie und die Tür für eine Rettungsaktion der Regierung öffnen könnte.
Als Airline-Kunden ums Überleben kämpfen und nicht in der Lage sind, neue Flugzeuge zu bestellen oder auch nur zu nutzen, hat Boeing keine andere Wahl, als seine Belegschaft und Produktion drastisch zu reduzieren. Anleger werden diesen Plan wahrscheinlich in der morgigen Veröffentlichung der Quartalszahlen zu Gesicht bekommen. Dieser Plan wird auch die Situation des Herstellers und seine Position in der Luftfahrtindustrie bestimmen. Ohne Zweifel wird Boeing viel schwächer sein als zuvor, was das Unternehmen anfälliger macht als vor der Pandemie.
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