Feingold Research | 02.07.2018 13:38
Langfristig betrachtet ist nicht nur Bitcoin eine Erfolgsgeschichte. Im Juli 2017 stand der Kurs bei etwa 2400 Dollar, aktuell müssen Anleger somit rund 150 Prozent mehr bezahlen. Auf der anderen Seite sackte der Kurs seit dem Rekordhoch zum Jahreswechsel um rund 70 Prozent ab. Setzt sich das langjährige Muster in den nächsten Monaten durch, ist das Schlimmste noch nicht überstanden.
Über das Wochenende sendete der Krypto-Markt endlich wieder ein Lebenszeichen, nahezu alle Digitalwährungen legten kräftig zu. Seit dem Tief am Freitag liegt Bitcoin als Nummer eins rund acht Prozent höher, IOTA wird zum Wochenauftakt wieder deutlich über der 1-Dollar-Marke gehandelt. Grund für die Gegenbewegung sind Gerüchte, nach denen die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde SEC eine Lockerung der Regelungen für ETFs plant. Nicht nur für viele Privatanleger ist der Kauf und Verkauf von Kryptowährungen an den großen Börsen immer noch sehr kompliziert und wirkt daher abschreckend. Mit Bitcoin-ETFs könnten Investitionen in Zukunft wesentlich einfacher erfolgen. Zugleich wären die Produkte als wichtiger Fortschritt in Richtung Regulierung zu sehen.
Trotz der Erholung kann von charttechnischer Seite natürlich noch längst keine Entwarnung gegeben werden. Dazu reicht ein Blick auf den Branchenprimus. Bitcoin steht mit 6300 Dollar an der 21-Tage-Linie und konnte den Durchschnitt in den vergangenen zwei Tagen nicht überwinden. Erschwert wird die Ausgangslage durch den Abwärtstrend bei 6500 und die dicht darüber verlaufende Widerstandszone. Erst wenn Bitcoin wieder für mehr als 7000 den Besitzer wechselt, steigen die Chancen für eine stärkere Erholung. Solange hingegen der Abwärtskanal (rote Linie) intakt bleibt, droht schon zur Monatsmitte ein Test der 5000er-Region.
Statistisch betrachtet gibt es nur wenige Argumente, die ein positives Szenario begründen. Seit Jahresbeginn verzeichnete Bitcoin vier Monate mit einer negativen Bilanz, nur der Februar und April verliefen positiv. In 2015 dominierten im ersten Halbjahr ebenfalls vier negative Monate, allerdings waren die Verluste wesentlich geringer.
Besserung ist vorerst auch nicht in Sicht. Ähnlich wie an den Aktienmärkten verliefen die Sommermonate auch bei Bitcoin in den vergangenen Jahren meist schwach. Die Gewinnwahrscheinlichkeit liegt im Juli, August und September nur bei 43 bis 57 Prozent. Kein anderer drei-Monats-Zeitraum weist eine vergleichbar schwache Bilanz auf. Aber es gibt einen Hoffnungsschimmer: 2017 legte der Kurs im Juli um 16 Prozent zu, im August sogar um gut 60 Prozent. Im langjährigen Durchschnitt sticht aber gerade der August mit minus acht Prozent klar negativ hervor.
Der seit Anfang Mai anhaltende „Salami-Crash“ geht vorerst weiter, saisonal passt das negative Szenario mit anhaltend fallenden Kursen gut ins Bild. Auf der anderen Seite gilt auch: „Ausnahmen bestätigen die Regel“. Der Juni zählte bisher zu den starken Monaten, in diesem Jahr ging es um 30 Prozent abwärts. Verdichten sich die Anzeichen für die Einführung von Bitcoin-ETFs, könnte die daraus resultierende Fantasie eine längere Erholung einleiten – trotz der schwachen Statistik.
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