Ellen R. Wald, Ph.D. | 25.09.2020 07:07
Die US-Politik hat enorme Auswirkungen auf den Ölpreis - sowohl auf das Angebot als auch auf die Nachfrage.
Die Gründe: Vor dem Coronavirus waren die Vereinigten Staaten der weltweit größte Ölproduzent und -konsument. Die US-Außenpolitik wirkt sich auch auf die Produktion und den Handel von Öl aus.
Angesichts dieses erheblichen Einflusses auf den Ölmarkt ist es für Händler wichtig, auf dem Laufenden zu bleiben, wie sich die US-Präsidentschaftswahlen auf die Produktion und die Preise des Rohstoffs auswirken könnten. Die bevorstehenden Wahlen sind für den 3. November angesetzt, und die erste Debatte zwischen Präsident Trump und Vizepräsident Biden soll am Dienstag, dem 29. September, stattfinden.
Wenn Trump wiedergewählt wird, ist zu erwarten, dass die US-Politik auf Bundesebene im Hinblick auf die inländische Öl- und Gasförderung in den USA gleich bleibt. Sollte Biden Präsident werden, dürfte sich die Politik des Bundes in Bezug auf die Öl- und Gasförderung ändern, aber es ist noch nicht ganz klar, wie.
h2 Ölpolitik: Biden vs Trump/h2In Bezug auf energiepolitische Pläne äußerte sich Biden bislang sonderlich schwammig. Manchmal sagte er, er wolle den Einsatz fossiler Brennstoffe beenden und den grünen New Deal umsetzen, und manchmal erklärte er, er würde Fracking niemals verbieten.
Wir werden mehr wissen, wenn und wann Biden seine Position klarstellt, aber selbst dann wird es kompliziert, weil Aussagen, die Kandidaten während einer Kampagne machen, nicht immer ihr Verhalten im Amt widerspiegeln. Zum Beispiel war Präsident George W. Bush ein Ölmann und galt als Freund der Ölindustrie, aber unter Obama, der als Umweltschützer bekannt war, florierte die Öl- und Gasindustrie in den USA so richtig.
In zukünftigen Kolumnen vor dem Wahltag werde ich möglichen Varianten für die US-Öl- und Gasförderung (und -nachfrage) ansprechen, je nachdem, welcher Kandidat gewinnt.
Wenn Präsident Trump eine zweite Amtszeit gewinnt, könnten Händler erwarten, dass die US-Außenpolitik unverändert fortsetzt wird. Die Sanktionen gegen Öl- und Gasexporte aus dem Iran und Venezuela dürften bleiben oder verstärkt werden. Biden würde diesbezüglich alternativ eine andere Außenpolitik betreiben. Er hat gesagt , er werde gegenüber dem Iran eine drastisch andere Politik verfolgen. Es ist jedoch unklar, ob dies eine Lockerung der Sanktionen gegen iranisches Öl beinhalten würde.
Den Zahlen von Vergangenheit verstohlen iranisches Öl im Widerspruch zu den Sanktionen gekauft hat. Wenn die Sanktionen gelockert werden, würden die anderen Kunden des Irans, Indien und Korea, wahrscheinlich wieder Öl und Gas kaufen, aber Händler sollten nicht annehmen, dass europäischen Firmen in die iranische Ölszene eintreten. Der Iran bietet für sie immer noch kein vielversprechendes Geschäftsumfeld.
Wenn der Iran während einer Biden-Regierung seine Produktion und seine Verkäufe steigern würde, könnte dies die OPEC-Politik beeinträchtigen. Eine solche Situation könnte die OPEC+-Vereinbarung möglicherweise destabilisieren, wenn der Iran aufgrund der wirtschaftlichen Notlage, in die die US-Sanktionen das Land gebracht haben, eine Sonderbehandlung verlangt. Wenn zusätzliches iranisches Öl auf den Markt kommt, bevor die derzeitige Periode niedriger Nachfrage zu Ende gegangen ist, würden wir noch niedrigere Ölpreise sehen. Die Erholung der iranischen Produktion würde jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen, so dass davon auszugehen ist, dass sich die Nachfrage deutlich erholen wird, bevor das Land 3,5 oder 4 mbpd produzieren kann.
Ein Biden-Sieg könnte auch dazu führen, dass die US-Sanktionen gegen venezolanisches Öl aufgehoben werden. Die venezolanische Ölindustrie ist jedoch in einer derart schlechten Verfassung, dass das Land wahrscheinlich für einige Zeit kein Öl exportieren kann. Aus Venezuela ist in den letzten Jahren auch ein großer Teil seines Fachpersonals der Branche geflohen, was Bemühungen zur Steigerung der Produktion zusätzlich erschweren würde.
In der Tat würden wir wahrscheinlich mehr iranische Exporte von Rohöl und Benzin in Richtung Venezuela sehen, bis die venezolanische Industrie wieder auf die Beine kommt. Venezuela würde wahrscheinlich einen Zustrom russischer und möglicherweise chinesischer Investitionen und Personal sehen, um seine Industrie wiederaufzurichten. Selbst in einem überversorgten Markt gäbe es eine erhebliche Nachfrage sogar aus den USA, da Venezuela hauptsächlich Schweröl produziert. Trotz der erheblichen Probleme (Verlust von Talent, Kosten, Korruption durch die Regierung, Verschlechterung der Infrastruktur) würde Venezuela wahrscheinlich interessierte Parteien anziehen, um die Industrie zu rehabilitieren und sein Öl zu kaufen.
Andere politische Nachrichten der USA aus Kalifornien haben diese Woche die Aufmerksamkeit des Ölmarktes auf sich gezogen. Der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, unterzeichnete eine den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotoren in seinem Bundesstaat ab dem Jahr 2035 verbietet. Kalifornien ist mit etwa 40 Millionen Einwohnern der größte Bundesstaat der USA, aber dies ist keine so große Sache, wie es scheint, da Newsom wahrscheinlich damit seine Amtsbefugnisse überschreitet und die Verordnung auch von einem zukünftigen Gouverneur zwischen jetzt und 2035 leicht aufgehoben werden kann.
Darüber hinaus ist dies eine unpraktische Anordnung, da das kalifornische Stromnetz nicht in der Lage ist, dies zu handhaben. Obwohl diese Verordnung von anderen Staaten kopiert werden könnte, sollten Ölhändler nicht zu viel in diese staatlichen Bemühungen hineinlesen, es sei denn, die Autohersteller beginnen, mit einer dauerhaft geänderten Strategie auf sie zu reagieren.
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