Philip Hopf | 13.06.2022 16:18
Das hatte sich die Bayer AG mit Sicherheit etwas anders vorgestellt: Auch vier Jahre nach der $63 Milliarden schweren Übernahme des nordamerikanischen Agrarmittelkonzerns Monsanto (NYSE:MON) sieht sich der deutsche Chemie- und Pharmariese aus Leverkusen mit etlichen Klagen konfrontiert. Der Grund: Zahlreiche einheimische Bürger machen das glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel Roundup für ihre erlittenen Krebserkrankungen verantwortlich. Bayer widerspricht dieser These und vertritt die Position, dass Roundup „bei sachgemäßer Verwendung sicher“ sei. Nachdem die Bayer AG zunächst in drei Roundup-Prozessen das Nachsehen hatte, sprich die Gerichte den Klägern rechtgaben, folgten in jüngster Vergangenheit zwei Urteile, die zu Gunsten des DAX-Unternehmens ausfielen. Hierzu gesellte sich nun ein dritter gewonnener Prozess. Ein Gericht in Kansas City, in der Provinz Missouri, urteilte, dass das Herbizid nicht für Erkrankung des Klägers verantwortlich gemacht werden könne. Im Hause Bayer begrüßt man diesen Gerichtsentscheid natürlich, blickt aber weiterhin voller Anspannung auf eine möglicherweise wegweisende Entscheidung des obersten Gerichtshofes…
So erhoffen sich die Verantwortlichen der Bayer AG, dass das oberste Gericht ein Urteil aus dem Jahr 2019 einer Überprüfung unterzieht und es in diesem Zuge kippt. Damals entschied ein Gericht für einen Glyphosat-Kläger und sprach ihm einen Schadensersatz in Höhe von rund $25 Millionen zu. Sollte sich der oberste Gerichtshof tatsächlich dem Fall annehmen und das Urteil gar zu Gunsten des Leverkusener Konzerns revidieren, dürfte dies eine deutliche Signalwirkung für viele bestehende, aber auch zukünftige Verfahren haben. Dies erhofft man sich zumindest bei Bayer. Jedoch scheint man diesbezüglich derzeit nicht die allerbesten Karten zu haben. Die US-Generalstaatsanwältin machte nämlich aus ihrer Position in der Causa Glyphosat zuletzt keinen Hehl und riet dem obersten Gericht deshalb davon ab, den Antrag auf Klageabweisung anzunehmen. Selbstverständlich wäre die Bayer AG auch für dieses Szenario gewappnet: Bereits im vergangenen Sommer richtete das Unternehmen einen auf 15 Jahre ausgelegten Entschädigungsfonds ein und bildete in diesem Rahmen Rückstellungen in Höhe von $4.5 Milliarden.
Letztlich brachte die Monsanto-Übernahme dem Bayer-Konzern zahlreiche Klagen ein, die nicht nur finanziell ins Gewicht fallen, sondern auch der Reputation des Unternehmens eine nachhaltige Delle verpassten. Wie so oft, lohnt aber auch hier ein Blick auf die berühmte Kehrseite der Medaille: So verzeichnete die Bayer-Agrarsparte im ersten Quartal 2022 eine massive Umsatzsteigerung jenseits der 60%. Grund hierfür ist unter anderem eine nochmals deutlich gestiegene Nachfrage nach dem umstrittenen Unkrautvernichtungsmittel Roundup. Gepaart mit einer derzeit weltweit vorherrschenden Rohstoffknappheit sorgt dies dafür, dass sich der Preis für das Mittel im Vergleich zum Vorjahr bereits mehr als verdoppelt hat.
Übrigens: Die Bayer-Aktie (ETR:BAYGN) legte im bisherigen Börsenjahr die beste Performance aller DAX40-Titel aufs Parkett: Während der deutsche Leitindex im Gesamten seit Jahresbeginn um über 12% nachgab, verzeichnete das Wertpapier der Bayer AG bis Juni bereits rund 40% Zuwachs. Wir sehen in der Bayer-Aktie sowohl mittel- als auch langfristig ein massives Potenzial auf der Oberseite. Selbstverständlich ist diese auch fester Bestandteil unseres HKCM-DAX-40-Aktienpakets. Die nächste Analyse steht für den 3. Juli auf dem Programm.
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