Feingold Research | 05.12.2018 08:59
Die Aktie von Bayer (DE:BAYGN) konnte sich in den zurückliegenden Tagen vom jüngsten Tief von rund EUR 61 lösen. Das ist allerdings nur ein kleiner Wehrmutstropfen, denn seit dem Hoch im Sommer vergangenen Jahres hat das Papier knapp die Hälfte an Wert verloren. Nachdem die Übernahme von Monsanto (NYSE:MON) inzwischen von allen Behörden abgenickt wurde, gilt es nun, die beiden Konzerne miteinander zu verbinden. Dazu verkündete Konzernchef Werner Baumann vergangene Woche ein Sparprogramm. Bis 2022 sollen die jährlichen Kosten um 2,6 Milliarden Euro gesenkt werden und der Gewinn auf etwa 10 Euro pro Aktie steigen.
Bayer gliedert sich in vier Bereiche: Pharmaceuticals mit verschreibungspflichtigen Medikamenten, Consumer Health Care mit rezeptfreien Medikamenten wie beispielsweise Aspirin, Bepanthen oder Sonnenschutzmitteln, Crop Science mit Saatgut- und Pflanzenschutzmitteln sowie Animal Health mit Produkten zur Vorbeugung und Behandlung von Erkrankung von Nutz- und Haustieren. Bis Ende Mai diesen Jahres steuerte der Pharmaceuticals Bereich weit über die Hälfte des Vorsteuergewinns bei. Zu den größten Wachstumstreibern zählten dabei das Blutgerinnungsmedikament Xeralto, das Augenmedikament Eylea und das Mittel gegen Prostatakrebs Xofigo. Das zweitgrößte Segment war Crop Science. Im Zahlenwerk für Q2 war bereits ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Im dritten Quartal fiel er noch stärker aus. Der Grund ist die Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto. Knapp zwei Jahre zog sich die Übernahme der Amerikaner hin. Seit Anfang Juni diesen Jahres sind sie Bestandteil von Bayer. Nach eigenen Angaben schiebt sich die Liaison von Bayer und Monsanto im Bereich Agrochemie- und Pflanzenschutz-Bereich weltweit auf Platz eins – vor das jüngste Bündnis von Syngenta (OTC:SYENF) und ChemChina.
h3 Wachstum und Synergien/h3Nun sind größere Effizienz- und Strukturmaßnahmen geplant. Dazu gehört der Verkauf des Animal Health-Bereichs. In den beiden Kernbereichen Consumer-Health-Care und Pharma regiert künftig der Rotstift. Im Consumer-Health-Care-Bereich schrumpfte die EBITDA-Marge von 31 Prozent im Jahr 2013 auf aktuell rund 19 Prozent. Um die Marge wieder zu steigern, ist unter anderem die Trennung von margenschwachen Produktlinien wie Coppertone und Dr. Scholls geplant. Auch der Pharmasektor steht vor Herausforderungen. Schließlich werden die beiden Blockbuster-Medikamente Xarelto und Eylea ab 2023 schrittweise ihren Patentschutz verlieren. Krebsmittel wie Stivarga und Xofigo zeigten zuletzt rückläufige Umsätze. Auf der Hauptversammlung verkündete Baumann, Bayer hätte 50 Projekte in der klinischen Phase. Das Potenzial zum Blockbuster haben nach Einschätzung von Analysten aktuell jedoch nur die Krebsmedikamente Anetumab und Larotrectinib des Kooperationspartners Loxo Oncology. Bis 2022 sind Investitionen von rund 35 Milliarden Euro geplant – ein Großteil in Forschung und Entwicklung.
Mit der Übernahme von Monsanto soll derweil der Crop Science-Sektor kräftig wachsen. Die Chancen stehen günstig. Studien der UN zufolge wird die Weltbevölkerung bis 2050 auf rund 9,8 Milliarden steigen. Nach Einschätzung von Bayer wird der Bedarf nach Nahrungsmitteln und Biokraftstoff gegenüber 2017 um rund 50 Prozent ansteigen. Die Nachfrage ist nur durch höhere Ernteerträge zu befriedigen. Dies wiederum ist nur mit einem wachsenden Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmittel zu erzielen. Der Zusammenschluss zwischen Bayer und Monsanto macht auch geografisch Sinn. Schließlich ist Bayer vor allem in Europa und Asien gut positioniert während Monsanto einen Großteil des Geschäfts in Nord- und Südamerika macht. Damit steigt der Crop Science-Anteil am Gesamtumsatz auf rund 44 Prozent.
Um die Schulden durch den Zukauf zu senken, tritt Baumann in allen Sparten auf die Kostenbremse. Ab 2022 sollen Synergien und Sparprogramme Kostenersparnisse von jährlich insgesamt 2,6 Milliarden Euro bringen. Ein großer Teil der Analysten ist mittelfristig optimistisch für die Aktie gestimmt. Mit einem KGV von rund 9,2 und einer Dividendenrendite von 4,4 Prozent (Quelle: Thomson Reuters, 04.12.2018) ist der DAX®-Wert moderat bewertet. Größter Unsicherheitsfaktor bleiben jedoch die glyophosathaltigen Unkrautvernichtungsmittel von Monsanto. Im Oktober wurde ein im August gefälltes Urteil bekräftigt. Zwar wurde die Strafsumme verringert. Bayer geht dennoch in Berufung. Einem Beitrag auf N-TV vom 11. Oktober 2018 zufolge sind rund 8.700 Klagen anhängig. Der Fortgang der Verfahren sowie die Stimmung des Gesamtmarkts könnten die Aktie auch weiterhin unter Druck setzen.
h3 Charttechnischer Ausblick: Bayer/h3Widerstandsmarken: 72,20/80,00 EUR
Unterstützungsmarken: 61,20/65,30 EUR
Die Aktie Bayer kam in den zurückliegenen 12 Monaten deutlich unter Druck. Mitte November sie sich im Bereich von EUR 61,20 stabilisiert und dreht aktuell nach oben. Die 10- und 20-Tage-Durchschnittslinie wurde bereits überschritten. Die nächste größere Hürde liegt bei EUR 72,20 (Novemberhoch). Gelingt es, dieses Level zu überschreiten, besteht die Chance auf eine Erholung bis EUR 80 (Oktoberhoch). Kippt die Aktie hingegen unter EUR 65,30 ist mit einem erneuten Rücksetzer bis EUR 61,20 zu rechnen.
Investmentmöglichkeiten
Quelle: Onemarkets
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