Bankenturbulenzen = Börsenturbulenzen – UBS übernimmt CS – Weil auf unseren Spuren

 | 20.03.2023 09:33

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0669 (05:27 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0613 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 131,85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 140,71. EUR-CHF oszilliert bei 0,9879.

Finanzmärkte: Bankenturbulenzen gleich Börsenturbulenzen

Die Unsicherheit über den Bankensektor in der westlichen Hemisphäre (USA, Schweiz) führt zu hohen Volatilitäten an den Märkten. Die freundliche Aktienmarkteröffnung am Freitag wurde im Tagesverlauf konterkariert, obwohl es keine weiteren Belastungen durch Nachrichten und Entwicklungen gab. Verunsicherung ist eben Gift für Aktienmärkte.

Am Wochenende zeigten sich die Verantwortlichen arbeitsam. So wurde die internationale Liquidität durch Bestätigung der Swap-Vereinbarungen der großen westlichen Zentralbanken gewährleistet. In der Schweiz wurde die angeschlagene Credit Suisse (SIX:CSGN) aus dem Spiel genommen. UBS (SIX:UBSG) hat sie mit einem massiven Discount im Vergleich zu den Marktkursen am Freitag und Liquiditätszusagen seitens der Nationalbank (100 Mrd. CHF) als auch partieller Übernahme potentieller Verluste durch die Nationalbank (9 Mrd. CHF) und des "Bail in" der AT1 Hybridkapitaltranche (16 Mrd. CHF) für 3 Mrd. CHF in eigenen Aktien erworben.

Werfen wir einen Blick auf die Maßnahmen, die bezüglich der Bankenturbulenzen verfügt wurden:

    • Die Einlagensicherung in den USA wurde für SVB und Signature Bank (NASDAQ:SBNY) unlimitiert erweitert.
    • US-Staatsanleihen können in den USA zum Nominalwert (nicht Marktwert) zur Refinanzierung genutzt werden, um die Liquidität zu erhalten. Dieses Bank Term Funding Programm (BTFP) hat ein Volumen von 2 Billionen USD.
    • US-Großbanken stellen der First Republic Bank (NYSE:FRC) 30 Mrd. Liquidität ungesichert zur Verfügung.
    • Zentralbanken garantieren über die Nutzung der gegebenen Swap-Vereinbarungen die internationale Liquidität.
  • Credit Suisse wurde aus dem Spiel genommen und UBS als Übernehmer zunächst weitgehend risikofrei gestellt (siehe unten).


Fazit: Die Ausgangslage ist anders als 2008/2009 hinsichtlich der Kapitalausstattung der Banken, der Überwachung durch die Aufsichten und der Liquiditätsanforderungen. Die aktuellen Maßnahmen der Behörden sind massiv. Die Maßnahmen konnten die Verunsicherung bisher jedoch nicht ausräumen. Von daher sollte sich hohe Volatilität sich zunächst fortsetzen.

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An den Kapitalmärkten kommt es zu Entspannungen. Die Rendite der 10 jährigen Bundesanleihe stellt sich heute früh auf 2.14% (Vortag 2,28%, Tief am Freitag 2,07%), während die 10 jährige US-Staatsanleihe 3,42% abwirft (Vortag 3,55%, Tagestief am Freitag 3,39%). Die Rückgange der Kapitalmarktrenditen gekoppelt mit veränderten US-Zinserhöhungserwartungen neben den getroffenen Maßnahmen wirken den Bankenturbulenzen entgegen.

Der USD stand unter Druck. In der Spitze konnte der EUR bis auf 1,0706 zulegen. Ausgeprägter war die Schwäche des USD gegenüber den edlen Metallen. Gold, aber auch Silber gewannen als Währungen ohne Fehl und Tadel und ohne Banken an Boden.

UBS übernimmt Credit Suisse

Am Wochenende übernahm die UBS die Credit Suisse für 3 Mrd. CHF in eigenen Aktien. Kommentar: Damit erhält die UBS einen massiven Discount gegenüber der Bewertung vom Freitag (circa 7,9 Mrd. CHF). Mehr noch wird die Liquidität der UBS nicht beansprucht, da in Aktien gezahlt wird.

Die Schweizer Nationalbank begleitet den Prozess mit Liquiditätszusagen in Höhe von 100 Mrd. CHF und einer potentiellen Verlustübernahme in Höhe von 9 Mrd. CHF.

Kommentar: Im Hinblick auf die Bonität der UBS sind diese Liquiditätszusagen sehr hoch. Die partielle Verlustübernahme (zieht erst nach Verlustschwelle von 5 Mrd. CHF zu Lasten der UBS) stellt eine massive Abschirmung dar.

Die AT1 Tranche (16 Mrd. CHF) wird wertlos (Hybridkapital – "Bail in").

Kommentar: Dieses Hybridkapital optimiert die Liquiditätslage, da damit auf dieses Kapital keine Zinsen mehr fällig werden.

Als Fazit lässt sich ziehen, dass dieses Paket zu Gunsten der UBS im aktuellen Umfeld als umfassend deklariert werden darf. Zuletzt lag das Kurs-Buchwert Verhältnis (2021/2022) des Credit Suisse bei circa 0,30. Mit diesem Kaufpreis hat die UBS über den Daumen CS zu einem Buchwert von circa 11% übernommen.

Niedersachsens Ministerpräsident auf unseren Spuren

Der niedersächsische Ministerpräsident Weil warnt vor dem Verlust von Arbeitsplätzen und fordert niedrige Strompreise für die Industrie. Er neige nicht zur Aufgeregtheit, aber über unsere wirtschaftliche Zukunft mache er sich wirklich Sorgen. Die Energiepreise seien so hoch, dass die Firmen nicht wettbewerbsfähig produzieren könnten. Zudem gefährdeten die hohen Energiekosten die Ansiedlung von Zukunftstechnologien wie der Batteriezellproduktion.

80% der Projekte seien gefährdet. Da gehe es um Milliarden-Investitionen, die uns verloren gehen könnten. Wir müssten uns um diese Gefahr massiv kümmern. Bis wir eine günstige Energieversorgung aus Erneuerbaren hätten, müsste der Staat den Unternehmen helfen. Wer in Deutschland investiere, dem müssen wir einen niedrigen Industriestrompreis garantieren.

Kommentar: Ich freue mich, dass Herr Weil jetzt unsere Sichtweise ob dieses Energiepreisproblems voll angenommen hat. Ich bin enttäuscht, dass die jetzt von Weil thematisierte Problematik, die von uns sehr frühzeitig in diesem Report, aber auch in diversen Videos prognostiziert wurde, ignoriert wurde.

Unter Umständen mag unsere politische Elite zukünftig stärker die analytischen Quellen nutzen, die nicht durch Fehlprognosen in strukturell relevanten Feldern auf sich aufmerksam machen. Das könnte diesem Standort helfen. Weil möchte Subventionen für einen nicht definierten Zeitraum bezüglich des Industriestroms. Aber wie lange wird es dauern, ein preislich konkurrenzfähiges Netz auf Basis alternativer Energien umzusetzen? Gibt es sinnvollere Übergangslösungen

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

China: Mehr Liquidität

Die chinesische Zentralbank senkte den Mindestreservesatz am Wochenende per 27. März 2023 von zuvor 11,0% auf 10,75%, Es ist der niedrigste Satz seit April 2007 (10,50%, Allzeittief 11/1999 6,00%).

Die chinesische Zentralbank hat die Leitzinsen am Wochenende unverändert belassen (Kredite mit Laufzeit 1 Jahr: 3,65%, Kredite mit Laufzeit 5 Jahren: 4,30%).

Eurozone: Verbraucherpreise wie erwartet

Gemäß finaler Berechnung nahmen die Verbraucherpreise im Monatsvergleich erwartungsgemäß per Februar um 0,8% und im Jahresvergleich um 8,5% zu. Die Kernrate stieg im Monatsvergleich um 0,8% und im Jahresvergleich um 5,6%. Die Löhne nahmen per 4.Quartal im Jahresvergleich um 5,7% nach zuvor 3,0% (revidiert von 2,1%) zu.

USA: Daten konjunkturell nicht überzeugend

Die Industrieproduktion war per Februar im Monatsvergleich unverändert (Prognose 0,2%) nach zuvor 0,3% (revidiert von 0,0%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 0,25% nach zuvor +0,49% (revidiert von 0,79%).

Die Kapazitätsauslastung stellte sich per Februar auf 78,0% (Prognose 78,4%) nach zuvor 78,0% (revidiert von 78,3%). Es war die geringste Auslastung seit Februar 2022.

Der Index der Frühindikatoren sank per Februar im Monatsvergleich erwartungsgemäß um 0,3% nach zuvor -0,3%. Es war der elfte Rückgang in Folge (seit April 2022).

Der Index des Verbrauchervertrauens sank laut vorläufigen Berechnungen per März von zuvor 67,0 auf 63,4 Punkte (Prognose 67,0) und markierte den schwächsten Wert seit Dezember letzten Jahres.

Russland: Politik der ruhigen Hand

Die Notenbank hat den Leitzins unverändert bei 7,50% belassen. Das entsprach den Erwartungen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0500 – 1.0530 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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