Australien & Co preschen mit Zinssenkungen vor: Zieht die Fed nach?

 | 05.06.2019 08:45

Vielleicht sollte Philip Lowe in den Gouverneursrat der US Federal Reserve aufrücken. Der Chef der Reserve Bank of Australia (RBA), die Zentralbank für den australischen Dollar, hatte am Dienstag nach Absenkung des Leitzinses von 1,5% auf 1,25% einige durchdachte Dinge zu sagen, die sich die Entscheider bei der Fed zu Gemüte führen sollten.

“Im Kern fiel die heutige Entscheidung um das Beschäftigungswachstum und die Zuversicht zu stärken, dass die Inflation sich letztlich an den mittelfristigen Zielwert angleichen wird,” sagte Lowe auf dem Dinner des Zentralbankrats am Dienstagabend. Er wischte jegliche Ansichten beiseite, dass die Zinssenkung kam, weil die Wirtschaft langsamer wächst. “Sie reflektiert eher die Tatsache, dass selbst bei Eintritt der erwarteten Rückkehr des Wachstums, die australische Wirtschaft wahrscheinlich noch eine Weile Reservekapazitäten haben wird,” sagte er.

Diese einfache Anerkennung der Tatsachen lässt die Windungen der Fed zur Verleugnung der Realität noch fehlgeleiteter aussehen. Nachdem sie letztes Jahr ihre Agenda zur Anhebung der Zinssätze in Beton gegossen hatte und sich dann entschuldigen musste, zu langsam ihre Politik geändert zu haben, scheint die Fed jetzt wild entschlossen zu sein, ihre Geduldsagenda für dieses Jahr festzuzurren.

Und dies trotz zahlreicher Belege, genau wie in Australien, dass die Vereinigten Staaten weit davon entfernt sind, ihr Inflationsziel zu erreichen und dass es Reserven im Arbeitsmarkt gibt. Andere Zentralbanken, besonders in den Schwellenländern sind nicht so zögerlich gewesen, diese Realitäten zur Kenntnis zu nehmen.

Die Reserve Bank of India ist auf dem Weg ihren Benchmark Reposatz in dieser Woche das dritte Mal in diesem Jahr um 0,25% abzusenken. Nicht nur liegt die Inflation ein gutes Stück unter ihrem Zielwert von 4%, die neuesten Konjunkturdaten zeigen auch eine besorgniserregende Verlangsamung der Konjunktur.

Zinssenkungen überstiegen im Mai im vierten Monat in Folge die Erhöhungen in den 37 Schwellenländern, die von Reuters dahingehend beobachtet werden. Die Serie folgt neun Monaten mit überwiegend Erhöhungen, um einem festeren Dollar, steigender Inflation und schwächeren Wechselkursen entgegenzutreten.

Unter denjenigen, die im letzten Monat die Zinsen senkten waren asiatische Länder wie Sri Lanka, das seinen Leitzins um 0,50% absenkte; die Philippinen, die ihn um 0,25% senkten, da erwartet wird, dass die Inflation zusammen mit dem Wirtschaftswachstum fallen wird; und Malaysia, wo die Zinsen wegen Sorgen über das weltweite Wirtschaftswachstum um 0,25% gesenkt wurden.

Die Ukraine stutzte ihren Leitzins zum ersten Mal in zwei Jahren und folgte damit nur den anderen ehemaligen Sowjetrepubliken Aserbaidschan, Kasachstan, Tadschikistan, Kirgistan und Georgien nach. In Afrika gab es Zinssenkungen in Nigeria, Angola und Ruanda.

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Verschiedene Länder hoben die Zinsen an. Pakistan um die Inflation zu bekämpfen, genau wie Tschechien und Tunesien, während es in vielen anderen keine Änderung der Geldpolitik gab. Aber der Trend in den 22 Ländern, wo die Geldpolitik sich verändert hat, sind die Zinsen ganz überwiegend gestiegen.

Der St. Louis Fed Chef James Bullard, der eine bekennende Taube im Offenmarktausschuss der Fed (Federal Open Market Committee, FOMC) ist, hat die amerikanischen Märkte am Dienstag bewegt, nachdem er gesagt hatte, dass eine Zinssenkung bald notwendig werden könnte, sollte sich der Handelskonflikt hinziehen. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell schürte die Gerüchte am Dienstag an, als er sagte, dass die Zentralbank die Situation im Handelsstreit genau beobachte und “angemessen handeln wird, um das Wachstum zu erhalten”.

Die Konjunkturrisken durch die eskalierenden Handelsspannungen sind ohne Zweifel real und wenn die Fed sie als Alibi nutzen will, um ihre bisherigen Fehler, die Zinsen erst zu schnell anzuheben und dann nicht den Rückwärtsgang einzulegen, weil Präsident Donald Trump sie einschüchtern wollte, dies zu tun, zu korrigieren, dann werden sich die Investoren nicht darüber beschweren. Wenige erwarten, dass die Fed schon auf ihrer Sitzung in diesem Monat eine Kehrtwende machen wird, aber die Investoren hoffen auf eine stärkere Betonung der Flexibilität und weniger Gerede von Geduld.

Unterdessen wären die Mitglieder im FOMC gut beraten, sich den Rat des australischen Notenbankchefs Lowe zu Herzen zu nehmen. Nachdem sich die Bank zu ihrem flexibel gestalteten Inflationsziel beglückwünscht hatte, fügte der RBA-Vorsitzende hinzu: “Diese Flexibilität ist allerdings nicht grenzenlos.”

Der Sinn eines Zielwerts ist es, einen starken mittelfristigen Anker für niedrige und stabile Inflationsraten zu bieten, erklärte er, was eine wichtige Vorbedingung für nachhaltiges Wachstum bei Beschäftigung und Einkommen ist. Und man glaubt es nicht—wenn die Inflation zu lang zu tief bleibt, dann können auch die Erwartungen sinken, was es schwerer macht, das mittelfristige Inflationsziel zu erreichen. QED.

Ökonomen rechnen damit, dass die RBA die Zinsen in diesem Jahr noch einmal mehr oder vielleicht sogar zweimal senken wird, was den Leitzins am Jahresende auf 0,75% bringen würde. Lowe hat, glücklicherweise, kein Problem damit. “Der Rat hat noch keine Entscheidung gefällt, aber es ist nicht unvernünftig von niedrigeren Leitzinsen auszugehen,” sagte er. Die Zentralbank erwartet, dass der Leitzins dem Markt folgen wird, der ihn Ende 2019 auf etwa 1% sieht.

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