Investing.com | 22.07.2020 07:23
Institutionelle Anleger, die den Globus nach Renditen abgrasen, haben einen neuen Liebling gefunden. Australische Staatsanleihen (Australian government bonds, AGBs) bieten neben der Sicherheit eines entwickelten Marktes mit AAA-Rating einige Basispunkte an zusätzlicher Rendite.
Japanische Finanzinstitute haben ihren traditionellen Widerwillen, in den relativ kleinen Markt zu investieren, auf der Suche nach Rendite aufgegeben, obwohl die Kreditaufnahme der australischen Regierung zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie zugenommen hat und mehr Liquidität auf dem Markt geschaffen hat.
h3 Höhere Zinsen, größere Spreads, Carry-and-Roll/h3Japanische Fonds kauften im Mai australische Anleihen im Wert von 6,6 Mrd. USD, soviel wie in keinem Monat seit 2005. Letzte Woche verkaufte Australien Anleihen im Wert von 17 Mrd. AUD, was fast 12 Mrd. USD entspricht, wobei es Gebote für mehr als 50 Mrd. USD gab.
Japanische Investoren sind jedoch nicht die einzigen ausländischen Käufer von AGBs. Etwa 45% der Verkäufe Anfang dieses Monats gingen an ausländische Investoren, hauptsächlich in Großbritannien und Asien ohne Japan.
Das australische Amt für Finanzmanagement hat für nächste Woche die Emission von Anleihen mit einer Laufzeit bis 2051 geplant. Analysten gehen davon aus, dass die Regierung Anleihen zwischen 4 und 8 Mrd. AUD verkaufen wird, für die sich wahrscheinlich Investoren aus Nordamerika und Großbritannien interessieren werden.
Die australische 10-Jahresanleihe wird mit 0,90% verzinst. Zum Vergleich, das US-amerikanische Pendant wirft in letzter Zeit eine Rendite von 0,60 und 0,65% ab. Der relative Vorteil wird mit den von japanischen Instituten allgemein praktizierten Währungsabsicherungskosten von 0,5% noch attraktiver, was AGBs eine Nettorendite von mehr als 40 Basispunkten gegenüber den 10 oder 15 Basispunkten für US-Staatsanleihen beschert.
Abgesehen von der politischen und wirtschaftlichen Stabilität bietet Australien einen relativen Erfolg bei der Eindämmung von Covid-19, obwohl die Grenzen zum Bundesstaat Victoria Anfang dieses Monats nach Ausbrüchen und erneuten Sperren in Melbourne geschlossen wurden.
Über die reine Rendite hinaus bieten Australiens Anleihen eine der steilsten Renditekurven eines Industrielands, da die Reserve Bank of Australia ihre Kontrolle über die Renditekurve der dreijährigen Anleihe beibehält und nach Bedarf eingreifen wird, um die Rendite bei 0,25% zu halten.
Dieser Fokus auf das kurze Ende schafft gegenüber der 10-jährigen Anleihe einen Spread von mindestens 60 Basispunkten. Demgegenüber liegt der Spread von US-Staatsanleihen bei etwa 50 Basispunkten und bei japanischen Staatsschulden unter 20 Basispunkten.
Während Händler häufig eine steilere Renditekurve bevorzugen, weil die Renditen mit längerer Laufzeit tendenziell steigen, dominiert bei australischen Anleihen das sogenannte Carry-and-Roll. Ein Carry Trade bedeutet im Allgemeinen, Kredite zu niedrigen Zinsen aufzunehmen, um das Kapital in höher verzinste, langfristige Papiere anzulegen und damit von der Renditedifferenz zu profitieren. Im Fall von AGBs gibt es auch einen Rollvorteil beim Kapitalzuwachs, da das Papier die Zinsstrukturkurve hinuntergleitet.
Das Interesse ausländischer Investoren an den AGBs hilft, die längerfristigen Renditen unter Kontrolle zu halten. Andererseits dämpft die zurückhaltende Tätigkeit der Notenbank, die in den letzten zwei Monaten ihre Käufe gestoppt hat, die Kurse und erhöht die Renditen.
Die meisten anderen Zentralbanken setzen ihre Anleihekäufe unvermindert fort. Der Kauf von Vermögenswerten durch die US-Notenbank hat zum jüngsten Rückgang der Rendite 10-jähriger Staatsanleihen beigetragen.
Es wird erwartet, dass die RBA wieder auf den Markt zurückkehrt, wenn die Rendite die Obergrenze von 0,25% für dreijährige Anleihen testen und diese über 0,28% bringen.
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