Aussie unbeeindruckt von Zinssenkung

 | 04.12.2012 13:40

Aufwärtstrend weiter intakt

Diesmal blieb die Überraschung der australischen Notenbank (RBA) aus. Während sie den Leitzins auf ihrer Sitzung Anfang November noch entgegen den Erwartungen der Finanzmärkte unangetastet ließ, kam sie auf der heutigen Sitzung wohl nicht um diesen Schritt herum. Die RBA senkte den Leitzins um 25 Basispunkte auf 3,0 Prozent.

Auf diesem historisch niedrigen Niveau lagen die Zinsen das letzte Mal im Jahr 2009 während der weltweiten Finanzkrise. Damals versuchte die Notenbank, damit den Kontinent vor einer Rezession zu bewahren. Der heutige Schritt war bereits die vierte Zinssenkung in diesem Jahr, im seit November 2011 laufenden Zyklus sinkender Raten haben die Währungshüter die Zinsen nun schon um 1,75 Prozentpunkte gedrückt. Der „Aussie“, wie der australische Dollar auch genannt wird, reagierte auf die Zinssenkung allerdings nur kurz und tendiert gegenüber dem US-Dollar jetzt schon wieder im Plus knapp unter der Marke von 105 US-Dollar. Auch für die nächsten Monate bin ich weiter optimistisch, was die Wertentwicklung der australischen Währung angeht.

Zwar trägt die Notenbank mit dem heutigen Schritt den sich in den vergangenen Monaten verschlechterten Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt, im für Australien sehr wichtigen Bergbausektor und der fallenden Konsumlust der Australier Rechnung. Im Gegensatz zur Situation 2009, als Down Under als einziges unter den reichsten Industrienationen nicht in eine schmerzhafte Rezession rutschte, sprechen wir aktuell von einer um Längen besseren wirtschaftlichen Entwicklung, die im Vergleich zu anderen wichtigen Industrienationen der Welt wieder mehr als nur mithalten kann.

Vor wenigen Wochen hat die RBA zwar ihre Aussichten für das kommende Jahr korrigieren müssen, aber sie geht immer noch von einem Plus zwischen 2,25 und 3,25 Prozent aus. Die Wachstumsprognose für das laufende Jahr wurde mit 3,75 Prozent beibehalten. Zum Vergleich: Die Eurozone wird in diesem Jahr gar nicht wachsen, hier wird ein Minus von 0,4 Prozent erwartet. Für das kommende Jahr hofft die EU-Kommission zumindest auf eine Stagnation.

Die Amerikaner müssen sich unter der Annahme, man einigt sich rechtzeitig in Sachen Fiskalklippe, nach aktuellen Schätzungen mit rund zwei Prozent in diesem und im kommenden Jahr zufrieden geben. Auch in Japan sieht es alles andere als gut aus, Nippon rutscht zum Jahresende in die Rezession.

Die Wirtschaft Australiens hängt wie fast kein anderes Land von der Entwicklung der Rohstoffpreise ab. Die Bergbauminen des Kontinents waren jahrelang der Motor der Wirtschaft, haben aber in den vergangenen Monaten viel von ihrer Dynamik verloren. Viele Minen mussten schließen und Tausende ihrer Angestellten wurden entlassen. Das entzieht dem Einzelhandel die Kaufkraft, im Oktober kam das Wachstum auch hier zum Erliegen.

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Volkswirte hatten zumindest mit einem kleinen Plus von 0,4 Prozent gerechnet. Die Situation führt dazu, dass Unternehmen mehr und mehr auf Lager produzieren, im dritten Quartal lag das Plus bei den Lagerbeständen bei 1,1 Prozent im Quartalsvergleich, Analysten hatten lediglich mit 0,4 Prozent gerechnet. Das alles drückt dann auf die Unternehmensgewinne, welche in diesem Zeitraum um 2,9 Prozent gesunken sind.

Dennoch gibt es auch Lichtblicke, die mich vor allem mit Blick auf die nächsten Monate optimistisch stimmen. So sind zum Bespiel die Investitionen australischer Unternehmen im dritten Quartal um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Das Plus wäre noch größer ausgefallen, würde hier der Bergbau nicht bremsen. Hier lag das Plus im September-Quartal auch bei 2,8 Prozent, bedeutet aber im Vergleich zum Vorquartal, wo noch über 10 Prozent mehr investiert wurden, ein Einbruch, der auf die Erwartung weiter sinkender Rohstoffpreise durch die Unternehmen hindeutet.

Wie sich diese entwickeln, hängt auch sehr stark von der Nachfrage aus China ab, dem wichtigsten Handelspartner Australiens. Und von dort gab es zumindest in den vergangenen Wochen einige Signale, die Anlass zur Hoffnung geben, dass das Land um eine „harte Landung“ herumkommt und vielleicht die Talsohle - wenn man das bei 7,5 Prozent Wachstum überhaupt so formulieren kann - schon durchschritten hat. Der Einkaufsmanagerindex für Oktober ist erstmals seit 13 Monaten wieder über die Expansionsschwelle von 50 Punkten gestiegen, einige Ökonomen haben daraufhin ihre Wachstumsprognose für das laufende Quartal schon wieder auf acht Prozent angehoben.

Nimmt China wieder Fahrt auf, wären die Auswirkungen in Australien mit am schnellsten zu spüren. Gerade der bis dahin notwendigerweise auf Effektivität getrimmte Bergbausektor würde dann wieder anspringen und damit auch die gesamte Wirtschaft Down Under. Davon wird es dann abhängen, ob wir wie schon in 2009 auch diesmal mit 3,0 Prozent das Ende des Zinssenkungszyklus der australischen Notenbank erreicht haben oder wie von einigen Marktteilnehmern erwartet, der Leitzins in den kommenden sechs Monaten noch bis auf 2,5 Prozent gesenkt wird. Dies würde den Aufwärtstrend des Aussie zwar bremsen, aber den Trend aus den vergangenen Monaten meiner Ansicht nach nicht umkehren können. Entweicht mit positiven Signalen langsam aber sicher diese Angst vor diesen weiteren Schritten, hätte das umgekehrt einen positiven Effekt auf den Australischen Dollar.

Wer also darauf setzt, dass die Weltkonjunktur 2013 zur Erholung auf zwar noch niedrigem Niveau nutzt, China als Wachstumsmotor zurück kommt und die Rohstoffpreise daraufhin wieder anziehen, hat mit dem Aussie die Möglichkeit, quasi doppelt von dieser Entwicklung zu profitieren. Neben dem klassischen Währungspaar AUD/USD, wo ich nach Verlassen des Seitwärtstrends mittelfristig Kurse bis 111 AUD/USD erwarte, könnte auch weiterhin ein Verkauf des Japanischen Yen gegen den Australischen Dollar interessant sein. Ich bleibe bei meiner Einschätzung, die ich schon bei 82 AUD/JPY abgegeben habe und könnte mir Kurse von 90 Yen und darüber im ersten Halbjahr 2013 vorstellen. Aktuell notiert AUD/JPY bei 85,80.

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