Aussie in Lauerstellung, steigende Rohstoffpreise könnten Rally auslösen

 | 05.02.2013 12:38

Die Notenbank lässt den Deckel auf der Währung – Aber wie lange noch?

Diese Strategie kennen wir nun schon von einigen Notenbanken. Verbale Interventionen in Sachen Geldpolitik sind oft wirkungsvoller als ihre Durchführung selbst. Werfen wir nur einen Blick nach Japan. Erst spekulierten die Märkte auf Neuwahlen, dann auf die Wahl des neuen Premier Shinzo Abe, welcher dann nur noch ein paar Mal betonen musste, dass er im Notfall Gesetze ändern würde, um den Geldhahn an der Notenbank vorbei direkt vom Regierungssitz aus öffnen zu können. Das Ergebnis kennen wir, der bis dahin immer stärker und für die Exportwirtschaft immer gefährlicher werdende Yen legte den Rückwärtsgang ein und fiel gegenüber dem Dollar um 15 und Euro fast 30%, ohne dass signifikante stimulierende Maßnahmen seitens der Bank of Japan schon stattgefunden haben.

Auch der von mir schon seit Sommer letzten Jahres favorisierte Australische Dollar konnte gegenüber dem Yen um mehr als 20% zulegen und notiert aktuell bei über 96 Yen. Heute bekam die Währung erneut einen kleinen Dämpfer und das nicht, weil die Australische Notenbank (RBA) die Zinsen gesenkt hat, sondern weil sie weiter bei ihrer Haltung blieb, dies dann zu tun, sollten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, allen voran der Arbeitsmarkt, weiter verschlechtern. Die RBA beließ den Leitzins auf ihrer heutigen Sitzung auf dem historisch niedrigen Niveau von 3%.

Entgegen vieler Marktteilnehmer könnte ich mir vorstellen, dass es am Ende nur bei den Worten bleibt, eine Senkung der Zinsen in diesem Jahr aber ausbleibt. Die Arbeitslosigkeit Down Under ist zwar noch ein Problem, im Dezember ist die Rate auf 5,4% gestiegen, allerdings ist diese hohe Rate vor allem zurückzuführen auf die strukturellen Veränderungen im Rohstoffsektor, wo das Trimmen auf Effektivität und die Notwendigkeit zu Kostensenkungen nun mal Arbeitsplätze gekostet hat. Da sprechen wir aber auch von dem Bereich, der hauptsächlich für die wirtschaftliche Entwicklung in Australien verantwortlich ist und welcher nun gestärkt aus der Krise hervorgehen sollte, wenn die weltweite Konjunktur und damit die Nachfrage nach Rohstoffen wieder anzieht.

Die größte Nachfrage nach den Rohstoffen vom fünften Kontinent kommt aus China. Ein Blick auf die jüngst veröffentlichten Daten macht Hoffnung, dass der große Tanker nun wieder Fahrt in Richtung acht Prozent und mehr Wirtschaftswachstum aufnimmt und wir 2012 das Tal – wenn man das bei immer noch 7,5% überhaupt so nennen kann – erreicht haben. Einkaufsmanagerindizes im Herstellungs- aber auch im wichtigen Dienstleistungssektor über der Schwelle von 50 Punkten, die wieder auf Expansion hindeutet, auf der einen Seite und weitere Investitionen des Staates in Infrastrukturprojekte wie Autobahnen, Flughäfen und Kraftwerke andererseits werden für eine steigende Nachfrage nach den für Australien wichtigsten Rohstoffen Eisenerz, Kohle und Kupfer sorgen. Die Auswirkungen wurden im vierten Quartal 2012 schon spürbar. Nachdem die ersten Gelder des im September verabschiedeten und geschätzt 1.000 Milliarden Yuan (rund 123 Milliarden Euro) schweren Konjunkturpaketes ausgegeben wurden, zog das Wachstum in China erstmals nach sieben rückläufigen Quartalen wieder an.

Australien ist nach China selbst der zweitgrößte Förderer von Eisenerz und besitzt die größten Reserven des zur Herstellung von Stahl begehrten Rohstoffs. Der Preis für Eisenerz ist in den vergangenen fünf Jahren um 120% gestiegen, das Hoch lag im Frühjahr 2011 bei knapp 190 US-Dollar pro Tonne, halbierte sich dann aber im Verlauf des vergangenen Jahres. Gerade seit September 2012 zieht der Preis aber wieder an und liegt aktuell bei rund 150 US-Dollar/Tonne. Noch Ende des Jahres rechneten Experten mit einem Durchschnittspreis im laufenden Jahr von knapp über 100 US-Dollar.

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Springt China wieder über die Wachstumsrate von 8%, zieht die Konjunktur in den USA langsam wieder an und bleiben neue Hiobsbotschaften aus Europa aus, sollte diese Prognose weit übertroffen werden. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass Experten davon ausgehen, weil die Nachfrage Chinas nach Eisenerz nicht vollständig auf dem Seeweg gedeckt werden könne, sollte der Preis schon allein deshalb auf 170 US-Dollar steigen. Da 45% der gesamten australischen Bergbauförderung auf Eisenerze entfällt und die gesamte Branche allein für rund 8% des Bruttoinlandsprodukts verantwortlich ist, macht sich jeder weitere Preisanstieg sofort im Wirtschaftswachstum bemerkbar.

Neben Eisenerz exportiert Australien vor allem Kohle und Kupfer, auch dessen Preisentwicklung ist damit entscheidend für die weitere wirtschaftliche Entwicklung in Down Under. Ziehen die Rohstoffpreise weiter an, fällt jeglicher Grund für eine weitere Zinssenkung für die Australische Notenbank weg. Die Frage ist also nur, wie lange sie es schafft, allein durch die Ankündigung einer weiterhin lockeren Geldpolitik den Deckel auf ihrer Währung zu halten. Setzt sich die Erkenntnis durch, dass weitere Senkungen unwahrscheinlich sind, würde das zusätzlichen Schwung in den Aussie bringen.

Stellt sich nun die Frage, gegen welche Währung man den Aussie kaufen sollte. Allein der Blick auf die derzeitige wirtschaftliche Verfassung und die damit verbundene zukünftige Geldpolitik der Notenbanken bringt mich zu dem Schluss, weiterhin den Yen als Verkaufsposition zu favorisieren. Denn die auch in den USA langsam aber sicher aufkommenden Töne über eine Tempoverlangsamung in der expansiven Geldpolitik werden den Dollar langfristig unterstützen. Dies steht aber ganz im Gegensatz zu den schon oben angesprochenen Versuchen der Bank of Japan, das Land endlich aus der jahrelangen Deflation zu führen, die wiederum den Yen schwächen. Deshalb bleibt ganz klar mein Favorit AUD/JPY. Ob die Rally allerdings vorerst in diesem Tempo so weitergeht, hängt nicht zuletzt auch von der allgemeinen Risikoneigung der Investoren ab, denn mit einer wieder zunehmenden Verunsicherung könnte auch der Aussie kurzfristig in Mitleidenschaft gezogen werden.