Alexander Bosse | 31.10.2020 15:05
Die Börsen gerieten in der vergangenen Woche aufgrund der abermals verschärften Covid-19-Situation und den darauffolgenden Beschränkungen stark unter Druck. Im Gegensatz zur ersten Coronawelle blicken wir nicht Richtung Frühling und Sommer, sondern auf den Herbst und Winter, welche vermutlich wenig Entspannung mit sich bringen werden. In der kommenden Handelswoche stehen drei große Impulsgeber im Raum. Die US-Wahl, die FED-Sitzung und der US-Arbeitsmarktbericht. Es ist momentan sehr auffällig, dass selbst gute Nachrichten nicht aufgekauft werden.
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Ergänzend zum vorangegangenen Bild folgt der Blick in den kleineren S&P500 Wochenchart, wo in der bereits erwähnten übergeordneten Widerstandszone auch die obere Begrenzungslinie des Broadening-Tops verläuft. Im vergangenen Monat wurde der Hochpunkt abermals abverkauft. Die Bullen müssen nun dringend Doppeltop innerhalb des Broadening-Tops verhindern, ansonsten droht der Bruch der 3k-er Marke.
Bleiben wir noch im US-Markt und schauen auf den Nasdaq Monatschart seit 1990. Die nun eingesetzte scharfe Rezession der Corona-Pandemie führte gar zu einem Rücklauf über das Allzeithoch, d. h. der Nasdaq steht in der scharfen Rezession deutlich höher als zum Vorkrisenniveau, wo es noch solides Wirtschaftswachstum und eine sehr geringe Arbeitslosenquote gab. Die Rekordhausse (nach Ausdehnung & Zeit) wurde bei den Techs bisher nicht korrigiert und läuft unvermindert weiter.
Im weiteren Bild sehen wir den Nasdaq als Tageschart, wo die starke Rally vom Frühjahr bis über den 2009-er Hausse-Aufwärtstrendkanal führte und anschließend weiter beschleunigte. Das mittlere Bollingerband (grau) konnte während der Rally stets eine Sicherung vor einer möglichen Korrektur darstellen und führte die Rally wie an einer Perlenschnur nach oben. Im September wurde dieses Muster beendet und das m. Bollinger durchbrochen. Damit wurde der Weg zur alten Kanaloberkante geebnet, von wo sich der Nasdaq seitdem nicht mehr lösen und mehrere bullische Formationen nicht aufgreifen konnte. Der Bereich 10.9/10.7 muss von den Bullen verteidigt werden, ansonsten droht per Doppeltop der Fall zurück in den 10-jährigen Trendkanal. Der sma200 bei 10k könnten dann übergeordnet wieder in den Fokus rücken.
Ein weiteres interessantes Bild zeigt die Gegenüberstellung von Nasdaq, S&P500 und DAX (Performanceindex). Auffällig ist die sehr starke Divergenz (mittlerweile größer als zur Dotcom-Bubble während der Jahrtausendwende) zu den Tech-Werten und dem "breiten Markt". Der DAX notiert noch deutlich unter seinem Allzeithoch und baut seine Underperformance seit Jahren aus.
Kommen wir nach Deutschland und damit zum DAX Quartalschart (jede Kerze stellt ein Quartal dar) seit 1990. Das historische Jahr 2020 ist an den letzten Quartalskerzen sehr gut zu erkennen. Markiert sind auch die beiden Bärenmärkte (Dotcom-Bubble, Finanzkrise) und größeren Rezessionen. Sehr auffällig ist hierbei auch der Faktor Zeit. Die nun laufende Marktphase konnte innerhalb von zwei Quartalen den Ausgangspunkt wieder erreichen. Wurde im Rekordtempo bereits alles durchgestanden? Bei den vorangegangenen Rezessionen dauerte dieser Prozess Jahre und nicht nur wenige Monate. Es wäre in der Börsenhistorie in dieser Dimension einmalig.
Das große DAX Chartbild (als Tageschart) der letzten 25 Jahre zeigt ein ganz ähnliches Bild. Zu sehen sind die letzten beiden großen Bärenmärkte und zum Vergleich die aktuelle eigentlich noch junge Bewegung/ Marktphase. Die Verbindungslinie der letzten beiden Korrekturen wurde verletzt, aber auf Monatsschlussbasis verteidigt. Die Rally von gut 63% wurde so ermöglicht und immer weiter befeuert. Ebenso gut zu erkennen, dass in der aktuellen Rezession die Dimension nach Ausprägung und Zeit im Vergleich zu den letzten beiden Abschwüngen stark abweichend ist. Konnten die Notenbanken an den Märkten erstmals eine (starke) Rezession ausradieren, oder steht diese Marktphase in der Tat noch am Anfang und die Heftigkeit der Bewegung bleibt uns noch viele Monate erhalten? Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn am Aktienmarkt alles schon durchgestanden wäre.
Den vorangegangenen DAX-Chart zoomen wir nun bis auf bis 2015 heran. Gut zu erkennen, der DAX tritt seit fünf Jahren auf der Stelle und wurde am Allzeithoch stets heftig abverkauft (~30%). Das Muster ähnelt sich auch diesmal. Das 61,8-er Retracement würde um 10.250 verlaufen.
Zoomen wir weiter auf das Jahr 2020. In der vergangenen Woche wurde beim DAX eine SKS-Umkehrformation aktiviert. Bei linearer Betrachtung wäre das rechnerische Ziel um 11.3 zu finden. Bisher konnte der DAX nur sehr schwach am 38,2-er Retracement konsolidieren.
Charttechnische Betrachtung:
Xetra-DAX Monatschart.
Der Blick zum DAX Monatschart, wo sich der DAX über die Sommermonate in einer Seitwärtsrang oberhalb der Supportzone 12.2/11.8 befand. Pünktlich zum Monatsabschluss wurde dieser Support deutlich unterschritten, wodurch neue Signale direkt gefestigt werden. Die Bullen brauchen den Weg zurück über die 12.2, um den direkten Abwärtsdruck wieder herauszunehmen. Der Cluster zur 12.6 und nachfolgend 13.2 wäre dann wieder aktiviert.
Wichtige Marken auf Monatssicht stellen die 12.200/.150/11.870/.600. Unterhalb bleibt der DAX angeschlagen mit ersten Zielen über die .470 zur .320/.265. Bei Bruch würden die 10.860/.800 als Support in den Fokus rücken. Weitere Marken wären über 10.500 die 10.270/.250.
Wichtig: Sollte der Markt mit diesem rekordverdächtigen 1. Halbjahr und der heftigen Rezession im Rücken in eine neue Marktphase eingetreten sein, so wäre wahrscheinlich auch sie von hoher Volatilität in beide Richtungen geprägt, welche durchaus 2 Jahre anhalten kann.
Zusammengefasst für das große Bild im Monatschart.
Xetra-DAX Wochenchart.
Blicken wir in den Wochenchart, wo es mit der letzten Wochenkerze einen Abverkauf durch die wichtige Unterstützungszone gab. Die 11.470/.450 dürfte einen wichtigen ersten Wochensupport darstellen.
Oberhalb hätten die Bullen die Chance eine Zwischenerholung und Gegenbewegung einzuleiten. Die 11.6/.680 und nachfolgend die 11.8/11.870 dürften dann eine Wochenrange darstellen. Darüber wird der Weg für die Bullen bereits wieder sehr steinig.
Unterhalb bleibt der DAX angeschlagen und könnte über die 11.430/.390 weiter Richtung nächstgrößere Supportzone bei 11.320/.265 fallen. Bei Bruch drohen weitere Abgaben über die 11.1/11k zur 10.860.
Zusammengefasst für das Bild im Wochenchart.
Xetra-DAX Tageschart:
Der Blick zum kurzfristigen Chartbild, um die untergeordneten Marken besser zu erkennen.
Kurzum für den Tageschart:
Relevante Marken in der Übersicht:
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