Alexander Bosse | 11.07.2020 11:45
Der DAX erlebte in der vergangenen Handelswoche eine sehr abwartende Übergangswoche, wo es kaum Impulsgeber zu vermelden gab und der Deutsche Leitindex innerhalb seiner Seitwärtsrange verharrte.
Der Blick zum DAX Kursindex (Wochenchart), wo der Index seit Anfang Juni an einem Kreuzwiderstand (sma200, Retracement, Trendlinie) notiert. Auch hier ein interessantes Niveau mit Potential für eine impulsartige Auflösung.
Im DAX Quartalschart (jede Kerze stellt ein Quartal dar; seit 1990) ist dieses besondere 1. Halbjahr an den letzten zwei Quartalskerzen sehr gut zu erkennen. Gut zu erkennen sind auch die beiden Bärenmärkte und Rezessionen, die nicht so stark waren, wie der aktuelle wirtschaftliche Abschwung. Sehr auffällig ist hierbei auch der Faktor Zeit. Die nun laufende Rezession und Marktphase steht erst im zweiten Quartal und trotzdem konnte fast wieder der Ausgangspunkt erreicht werden. Wurde im Rekordtempo wirklich alles bereits durchgestanden? Bei den vorangegangenen Rezessionen dauerte dieser Prozess Jahre und nicht nur Wochen. Es wäre in der Börsenhistorie einmalig.
Das große DAX Chartbild (als Tageschart) der letzten 25 Jahre zeigt ein ganz ähnliches Bild. Zu sehen sind die letzten beiden großen Bärenmärkte und zum Vergleich die aktuelle eigentlich noch junge Bewegung/ Marktphase. Die Verbindungslinie der letzten beiden Korrekturen wurde verletzt, aber auf Monatsschlussbasis verteidigt. Die Rally wurde so ermöglicht und immer weiter befeuert. Ebenso gut zu erkennen, dass in der aktuellen Rezession die Dimension nach Ausprägung und Zeit im Vergleich zu den letzten beiden Abschwüngen stark abweichend ist. Konnten die Notenbanken an den Märkten wirklich erstmals eine (starke) Rezession ausradieren, oder steht diese Marktphase in der Tat noch am Anfang und die Heftigkeit der Bewegung bleibt uns noch viele Monate erhalten? Es wäre sehr ungewöhnlich, wenn das "Schlimmste" am Aktienmarkt wirklich schon komplett durchgestanden wäre.
Nachfolgend eine vereinfachte Darstellung des Nasdaq mit den letzten beiden Bärenmärkten und den eingezeichneten Rezessionen. Die nun eingesetzte scharfe Rezession führte gar zu einem Rücklauf über das Allzeithoch, d. h. der Nasdaq steht in der scharfen Rezession nun höher, als im Bullenmarkt, wo es noch solides Wirtschaftswachstum und eine sehr geringe Arbeitslosenquote gab. Kann diesmal alles anders sein, oder steht die Wall Street vielleicht auch noch sehr früh in dieser neuen Marktphase?
In der vergangenen Woche konnte der Nasdaq auch seine obere 10-jährige Trendbegrenzung (Hausse-Aufwärtstrendkanal) verletzten. Eine Bullenfalle, oder ein Zeichen für eine nochmalige Beschleunigung des Trends? Auffällig wäre ebenso der sehr große Abstand zum sma200 (gelb), welcher sich mittlerweile auf Niveau der Dotcom-Bubble bewegt. Ein Zeichen für eine starke Überhitzung der Bewegung.
Nachfolgend noch eine Gegenüberstellung von Nasdaq, S&P 500 und DAX. Auffällig ist die starke Divergenz (größer als zur Dotcom-Bubble während der Jahrtausendwende) zu den Tech-Werten und dem "breiten Markt". S&P500 und DAX notieren noch deutlich unter dem Allzeithoch, auch das Juni-Hoch konnte nicht erreicht werden.
Erwähnenswert wäre ebenso, dass die Divergenz Tech - Breite Markt im Verlauf der Dotcom-Bubble und später in der Finanzkrise wieder komplett abgebaut werden konnte. Auch diesmal?
Der Blick in den Dow Jones Tageschart, wo die Hausse-Aufwärtstrendlinie von 2009 im Juni wieder übersprungen werden konnte. Anschließend folgte per Abwärtsgap jedoch der Weg zurück unter die Trendlinie. Die Bullen brauchen den Rücklauf, um weiteres Potential entfalten zu können.
Charttechnische Betrachtung:
Xetra-DAX Monatschart.
Der Blick zum übergeordneten Chartbild. Der DAX erlebte zum Jahresbeginn einen Abverkauf von 40 Prozent, wo auch die Verbindungslinie der letzten Bärenmärkte verletzt wurde und das 38,2-er Retracement der Haussebewegung bei 8.250 letztendlich vorerst Halt bot. Die Stabilisierung oberhalb der 9k auf Monatsschlussbasis ermöglichte den Beginn der scharfen Rally, welche mit +56% in dieser kurzen Zeit einen neuen Börsenrekord aufstellte.
Nach überwinden der 11.6 hellte sich das Bild über die 11.855 zur 12.1/12.2 auf. Oberhalb wäre die Zone 13k und 13.2 aktiv. Das mittlere Bollingerband bei 11.855 stellt auf Monatssicht eine erste wichtige Zone dar. Unterhalb könnte zum neuen Quartal neuer bärischer Druck aufkommen Richtung 11.6/11.3, 10.850 zur Zone 10.5/10.4. Darunter würde wieder der Fall in die Vierstelligkeit drohen.
Interessanter Aspekt. Der MACD bildete eines seiner seltenen Verkaufssignale mit interessantem Muster in den letzten 5 Jahren.
Wichtig: Sollte der Markt mit diesem rekordverdächtigen 1. Halbjahr und der heftigen Rezession im Rücken in eine neue Marktphase eingetreten sein, so wäre wahrscheinlich auch sie von hoher Volatilität in beide Richtungen geprägt, welche durchaus 2 Jahre anhalten kann.
Zusammengefasst für das große Bild im Monatschart.
Xetra-DAX Wochenchart.
Zoomen wir in den Wochenchart, wo sich der DAX nach Abpraller am 2018-er Trend weiter an den gleitenden Durchschnitten um 12.1 um Stabilität müht. Die .490 und .610 stellen abermals erste relevante Unterstützungen dar, welche in der vergangenen Woche erfolgreich verteidigt werden konnte.
Oberhalb bleibt die Spanne zum alten 2018-er Trend über die .730/.775 zur .830/.870 aktiv. Eine Doppeltopgefahr mit dem Juni-Hochpunkt? Darüber würde sich die Tür weit zur 13k/13.2 öffnen. Erste Zwischenmarken wären die .915/.980/13.035/.130.
Unterhalb der .610 droht hingegen abermals der Weg über die .530 zur .490. Darunter folgt der neue Cluster über die .420/.370 zur .330. Bei Bruch wären die .180/.122 zu nennen, wo die große übergeordnete Supportzone beginnt. Weitere relevante Unterstützungen wären 12.070, 11.966/.920 und 11.710/.680.
Zusammengefasst für das Bild im Wochenchart.
Kurzum für den Tageschart:
Zusätzlich relevante Marken im Tageschart.
Die Analyse im Detail, sowie zusätzliche Informationen, gibt es wie immer im Video am Ende des Beitrags.
Der Marktüberblick im Video:
Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.