Aufschwungdynamik in Europa und USA nimmt ab

 | 14.07.2021 10:43

  • Steigende Infektionszahlen belasten Industriestaaten kaum
  • Gute Aussichten für Gastronomie und Tourismus
  • Verarbeitendes Gewerbe bereits über Vorkrisenniveau
  • Je höher die Inflation, desto größer die Bremswirkungen auf die Wirtschaft
  • Umkehr der Geldpolitik bereits bei Anleihen eingepreist
  • Lediglich High Yield-Anleihen weisen eine positive Wertentwicklung auf
  • Leitzinserhöhung ab 2022 denkbar 
  • Oberursel, 14. Juli 2021 Die Corona-Pandemie beschäftigt noch immer die Finanzmärkte. Mit dem steigenden Anteil der Delta-Variante sind in vielen Ländern, in denen die Ausbreitung des Virus in den vergangenen Monaten stark reduziert werden konnte, die Infektionszahlen zuletzt wieder nach oben gelaufen. Zumindest jedoch in den Industriestaaten, in denen die Impfkampagne schon weit fortgeschritten ist, hat Covid-19 inzwischen seinen Schrecken weitestgehend verloren. Zwar steigen die Neuinfektionen wieder an, dennoch ist bei den Todesfällen bislang kaum ein Anstieg zu verzeichnen. Neue Lockdowns scheinen derzeit jedenfalls nicht in Sicht, vielmehr fallen vielerorts immer mehr Beschränkungen weg.

    Dank dieser Öffnungsschritte der zurückliegenden Monate befindet sich die Wirtschaft insgesamt auf einem kräftigen Erholungskurs. Deutlich verbessert haben sich die Aussichten für Wirtschaftszweige aus dem Dienstleistungssektor wie Gastronomie und Tourismus, wie sich an den jüngsten Daten der Einkaufsmanagerindizes ablesen lässt. Insbesondere das US-Barometer ist bereits stark vorausgelaufen, während die europäischen Einkaufsmanagerindizes mit zunehmender Impfquote auf dem Kontinent nun nachziehen. Noch besser zeigt sich die Situation im verarbeitenden Gewerbe, wo die jeweiligen Einkaufsmanagerindizes für die USA und Europa zuletzt sogar auf ein neues Dreijahreshoch geklettert sind. Bei mehr als 60 Punkten deutet der amerikanische ISM Manufactoring Index ein gesamtwirtschaftliches Wachstum von etwa fünf Prozent an. Auf beiden Seiten des Atlantiks sind die Auftragsbücher im verarbeitenden Gewerbe prall gefüllt, das Vorkrisenniveau ist längst schon wieder überschritten.

    h2 Erholung in den USA und Europa schon weit fortgeschritten/h2

    Es ist jedoch kaum anzunehmen, dass dieses Tempo des Aufschwungs fortgeschrieben werden kann. „Die Dynamik nimmt bereits ab“, verweist Adam Choragwicki auf die zwar weit über 50 notierenden Einkaufsmanagerindizes, jedoch mit einer abflachenden Tendenz. Der Rentenmarktstratege sieht die Expansion in den USA und Europa schon weit fortgeschritten aber zusammen mit der entstandenen  Lieferkettenproblematik hält er deshalb eine Abkühlung der Wirtschaftserholung in den kommenden drei bis sechs Monaten für möglich. Auch die zuletzt stark gestiegene Teuerung gibt Choragwicki zu bedenken: „Es ist zwar nicht ungewöhnlich, dass es nach einer Rezession zu einem starken Anstieg der Inflation kommt…“, verweist der Anleihespezialist insbesondere auf die in den vergangenen Monaten kräftig gestiegenen Rohstoffpreise. „…aber je höher die Inflation, desto größer ist auch die Bremswirkung auf die Wirtschaft“. Zuletzt konnte bereits bei konjunktursensiblen Rohstoffen wie Holz oder Kupfer eine Konsolidierung beobachtet werden, bis zum Jahresende dürfte insgesamt mit einer Entspannung zu rechnen sein. 

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    Angesichts einer sprunghaft gestiegenen Inflation meldete sich jüngst auch die US-Notenbank mit ersten hawkischen Überlegungen zu Wort. So könnte das Anleihekaufprogramm reduziert und die Leitzinsen Ende 2022/Anfang 2023 in zwei Schritten um einen halben Prozentpunkt angehoben werden. An den Finanzmärkten wird eine Umkehr in der Geldpolitik schon seit Jahresanfang eingepreist. Praktisch alle Rentensegmente wurden vom Zinsanstieg hart getroffen, lediglich High Yield-Anleihen weisen seit Jahresbeginn noch eine deutlich positive Wertentwicklung aus. 

    Getrieben von Inflationssorgen sind zu Jahresbeginn zunächst die Zinsen am langen Ende gestiegen, nach den Fed-Kommentaren nun aber auch die Renditen der Kurzläufer angesprungen. „Die überschießenden Inflationserwartungen 12 bis 18 Monate nach einer Rezession sind nicht selten“, ordnet StarCapital-Rentenstratege Choragwicki die jüngsten Notierungen ein und verweist auf vorhandene Basiseffekte wie etwa beim Erdöl, wo die Öl-Futures im vergangenen Frühjahr kurzzeitig sogar in negatives Territorium gerutscht waren und nun wieder im Bereich von 70 US-Dollar je Barrel notieren. Da zuletzt 80 Prozent der Befragen einer Investorenumfrage von weiter steigenden Zinsen am langen Ende ausgehen, hält Choragwicki den Markt insgesamt derzeit jedoch zu einseitig positioniert und rät daher zu antizyklischem Handeln.

    h2 Crossover-Anleihen im Fokus/h2

    Während währungsgesicherte US-Staatsanleihen ab einer Laufzeit von fünf Jahren für europäische Investoren Sinn ergeben können, scheinen Investment Grade Unternehmensanleihen im historischen Vergleich aktuell eher unattraktiv. Gerade bei den US-Titeln sind die Risikoprämien aktuell so niedrig, dass Investment Grade-Anleihen teurer bewertet sind als vor der Corona-Krise. Als besonders interessant stuft der Fondsmanager des StarCapital Dynamic Bonds vor allem Unternehmensanleihen aus dem Crossover-Bereich ein, bei denen der Fonds in den zurückliegenden Monaten Erfolge verbuchen konnte. Kurzfristiger technisch bedingter Verkaufsdruck bescherte dabei etwa einen günstigen Einstieg bei einer bis 2026 laufenden Unternehmensanleihe von Syngenta (OTC:SYENF), einem der weltweit größten Agrarchemie-Konzerne der Welt, der sich mittlerweile zu 100 Prozent im Besitz des chinesischen Staatskonzerns ChemChina befindet. Auch bei Unipol, einem der fünf größten Versicherungskonzerne Italiens, griff der Anleihespezialist zu, als der Markt ein vergleichsweise hohes Länderrisiko eingepreist hatte. Ein Upgrade auf Investment Grade durch die Ratingagentur Fitch ließ den Anleihekurs des „Rising Stars“ vor wenigen Wochen deutlich steigen. Diese Ineffizienzen sind besonders im Crossover-Ratingsegment zu beobachten, auf das sich die Rentenstrategie des Fonds fokussiert.

    In einer ähnlich guten Ausgangslage sieht Choragwicki derzeit auch Organon, ein Spin-Off des Pharmakonzerns Merck & Co (NYSE:MRK). Mehr als 70 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen mit etablierten Medikamenten gegen Cholesterin, Asthma oder Bluthochdruck, was stabile Cash-Flow-Ströme garantiert. Spezifische Wirkstoffe für Frauen und Biotech-Präparate runden das Produktportfolio ab. Abnehmende Marktanteile beim Hauptproduktportfolio sowie ein noch nicht vorhandener Track-Record als eigenständiges Unternehmen sorgen nach Einschätzung der StarCapital-Experten derzeit für eine ungerechtfertigt hohe Risikoprämie und damit für ein attraktives Einstiegsniveau in der Unternehmensanleihe. Folgerichtig gehört der Emittent im Bereich der Credit Spread Anleihen zu den momentan zehn größten Positionen des StarCapital Dynamic Bonds, der dieses Jahr eine deutliche Outperformance gegenüber der Peergroup verzeichnen konnte.

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