Aufmerksamkeit des Marktes richtet sich auf US-Wahlen

 | 23.09.2016 13:31

Draghi warnt Banken, und SNB-Jordan spricht am Montag (von Yann Quelenn)

Diese Woche brachte uns eine recht intensive Runde an Zentralbankentscheidungen. Die BoJ und die Fed hatten natürlich die Hauptaufmerksamkeit auf sich gezogen, auch wenn es am Ende mit Ausnahme des Zinsziels (auf ca. 0) für die zehnjährigen Staatsanleihen nichts wirklich Neues gab.

Gestern sprach EZB-Präsident Mario Draghi beim European Systemic Risk
Board in Frankfurt, wo er sagte, dass der Bankensektor zu überbesetzt sei, um profitabel zu sein. Es ist wahr, dass sich die Banken im Sturmzentrum befinden. Wir nehmen weiter an, dass z. B. die italienischen Banken in der Eurozone ein weiteres Bankenbeben auslösen könnten. Der jüngste Stresstest hat gezeigt, dass die 360 Mrd. EUR an notleidenden Krediten die größte Bedrohung für die Stabilität des europäischen Finanzsystems sind.

Nach diesen Kommentaren zeigte gestern auch der Euro gegenüber dem Schweizer Franken Schwäche. Thomas Jordan wird am Montag in Genf nach der Veröffentlichung der Daten zu den Sichteinlagen sprechen. Die SNB bleibt unserer Meinung nach stark unter Druck. Obwohl die Schweizer Geldpolitiker derzeit an der Seitenlinie stehen, sind sie doch jederzeit zum Handeln bereit. Wenn man sich die Situation in den USA oder in Japan ansieht, kann man schwer glauben, dass der Franken für eine längere Zeit stark bleiben sollte. Auf der anderen Seite passt sich die Schweizer Wirtschaft dem starken Franken an. Das Wachstum sollte im 2. Quartal bei 2% im Jahresvergleich liegen, gegenüber 1,1% im Jahresvergleich im 1. Quartal, weitgehend angetrieben durch öffentliche Ausgaben und den Außenhandel. Diese Situation steht jedoch auf tönernen Füßen, da jeder Auslöser oder plötzliche Turbulenzen den CHF steigen lassen könnten. Deshalb bleiben wir zum EUR/CHF bärisch.

US-Debattenrisiko (von Peter Rosenstreich)

Nachdem die BoJ- und Fed-Sitzungen nun hinter uns liegen, wenden die Anleger ihre Aufmerksamkeit der ersten Debatte zur US-Präsidentschaftswahl am Montag zu. An den Finanzmärkten zeigt sich eine relative Ruhe, da beide Zentralbanktreffen im Grunde marktfreundlich ausgefallen waren. Ein unerwartetes Ergebnis hätte die Wahrscheinlichkeit für eine deutliche Marktvolatilität erhöht. Die globalen Aktienindizes zeigen sich bullisch, der S&P ist wieder auf seine Hochs vom August geklettert, und der VIX fiel deutlich von 20 auf 12. Die US-Debatten haben in der Vergangenheit immer über das Schicksal der Präsidentschaftskandidaten entschieden, wie seinerzeit bei einem kränkelnden Nixon und einem gesunden Kennedy, oder nun mit Hillary Clintons Unfähigkeit, den Namen des zukünftigen russischen Präsidenten Dmitri Medvedev nicht richtig aussprechen zu können. Da haben wir Donald Trump mit seiner steigenden Beliebtheit und seiner in der Vergangenheit etwas unausgeglichenen Debattenleistung und eine Hillary Clinton mit nachlassenden Umfragezahlen, die aber eine Meisterin für Detailfragen ist. Beide Kandidaten werden alles geben. Die Umfragen zeigen, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden wird, daher könnte diese Debatte entscheidend für die Wahl 2016 werden. Aktuell erwarten die Märkte einen Clinton-Sieg, aber wir sehen auch, dass die Auswirkungen im Zusammenhang mit dem Brexit weiter bestehen. Ein deutlicher Debattenvorsprung von Trump wird die Märkte verunsichern und kurzfristig Volatilität auslösen, wenn die Anleger Trump als Präsidenten in Erwägung ziehen sollten. Falls Trump die Debatte nicht als klarer Sieger verlässt und Hillary ihre Führung verteidigen kann, gehen wir davon aus, dass die Risikosuche das Verhalten der Anleger kurzfristig dominieren wird. Wir bleiben zu den Schwellenländern bullisch, da sich die Fundamentaldaten bessern und die Renditen steigen wie dies für den IDR, INR und RUB der Fall ist.

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