Investing.com | 10.05.2023 06:19
Die USA werden heute Nachmittag ihre Inflationszahlen veröffentlichen und damit den wichtigsten Tag der Woche für den Markt einläuten. Die Investoren achten ganz genau auf diesen Datensatz, immerhin hat er direkte Auswirkungen auf die künftigen Zinsentscheidungen der Fed.
Das Hauptaugenmerk liegt auf der Gesamtinflation und der Kerninflation, die im folgenden Schaubild beide rot markiert sind. Der Kernindex des Verbraucherpreisindex lässt volatile Komponenten wie Energie außer Acht und liefert neben dem Gesamtindex wertvolle Erkenntnisse über den zugrunde liegenden Inflationsdruck.
Im Gegensatz zu den vorangegangenen Erhebungen gestaltet sich diese anders. Schauen wir mal, warum.
Wie aus dem obigen Schaubild hervorgeht, begann nach dem Höchststand von knapp über 9 % ab Juli 2022 ein stetiger Rückgang auf 5 %. In den letzten Monaten wurde viel über den berühmten "Basiseffekt" und seine Auswirkungen auf die aktuellen Zahlen gesprochen.
Die Berechnungen für die jährliche VPI-Veränderung sind denkbar einfach: Erwarteter Wert = aktueller Wert + monatliche Veränderung - Basiseffekt des Vorjahres.
Also: Erwarteter Wert = 5% (letzte verfügbare Daten) + 0,4 % - 0,3 % = +5,1 %.
Die Überraschung aus dieser Sicht könnte also ein leicht höherer VPI als im letzten Monat sein, denn der Basiseffekt des gleichen Zeitraums im Jahr 2022 ist minimal (so dass wir kaum etwas aus der Gleichung herausnehmen können).
Der gleiche Effekt fällt jedoch im Juni und Juli viel deutlicher aus (1 % und dann 1,3 %).
Mit anderen Worten: Sollten wir weiterhin eine Monatsveränderung des VPI von, sagen wir, 0,4 % haben, würden wir im Juli einen VPI von etwa 3,6 % bekommen. Das ist unglaublich, aber wahr: 5,1 % + 0,4 % (monatliche Veränderung im Juni) + 0,4 % (monatliche Veränderung im Juli) - 1 % (Basiseffekt Juni 2022) - 1,3 % (Basiseffekt Juli 2022).
Geht man von einer finalen Fed-Erhöhung im Juni um 0,25 % aus, gefolgt von einer Pause mit Leitzinsen im Bereich von 5,25 % bis 5,50 %, und berücksichtigt man die Kernkomponente oder den Index der persönlichen Konsumausgaben, so besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Fed die Inflation überholt. Das war in diesem Monat zum ersten Mal seit 2010 der Fall.
Die US-Börsenindizes handeln derzeit in der Nähe ihrer jeweiligen Widerstände, so dass der Ball bei ihnen liegt. Die Frage lautet also: Erleben wir ein "Sell in May and come back in June"-Szenario?
Wir werden sehen.
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