Stockstreet GmbH | 13.03.2018 13:54
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
der Nasdaq 100 markierte am Freitag ein neues Allzeithoch, was für die laufende Rally erfreulich ist. Jedoch sollte Sie deshalb nicht unbedingt erwarten, dass es zu einer erneuten jahrelangen Fortsetzung des Bullenmarkts seit 2009 kommt.
Kurzes Update zum Verfallstag
Im Vorfeld möchte ich aber erst einmal ein Update zur Verfallstagsanalyse der Vorwoche geben. Tatsächlich drehte der DAX unterhalb der 12.000er Marke nachhaltig nach oben ab und so entwickelte sich das bullishe Szenario. Der DAX steht schon wieder vor der 12.500-Punkte-Marke. An dieser Stelle startet die Phalanx der Call-Positionen, während die Put-Positionen massiv zurückgehen, wie das Verfallstagsdiagramm zeigt:
Deshalb ist damit zu rechnen, dass der DAX es bis zum Verfallstag am Freitag 12.500 oder gar 12.600 Punkte nicht nachhaltig überwinden wird. Denn die Stillhalter werden vermutlich erfolgreich versuchen, den DAX unter diesen Marken zu halten. Ein Kursrückgang auf 12.000 Punkte ist theoretisch auch noch denkbar, aber unwahrscheinlich. Unter diese Marke wird der DAX aber bis Freitag wohl nicht mehr fallen. Die höchste Eintrittswahrscheinlichkeit hat das Szenario, bei dem der DAX auf seinem aktuellen Niveau seitwärts läuft. Dabei bietet sich sowohl aus Sicht der Verfallstagspositionierung als auch aus charttechnischem Blickwinkel das Zwischenhoch von Ende Februar bei 12.600 Punkten als mögliche Zielmarke an.
Drei Gründe für eine Fortsetzung der Rally
Beim NASDAQ 100 sieht die Lage sogar noch besser aus und die Zeichen deuten aufgrund des neuen Allzeithoch auf eine Fortsetzung der Rally. Dafür sind vor allem drei Gründe auszumachen:
Erstens fungiert der NASDAQ 100 sehr häufig als Vorläufer für die US-Märkte. Dabei spiegelt er die Risikobereitschaft der Anleger wieder, da Technologieaktien als tendenziell risikoreicher gelten. Deshalb steht ein starker NASDAQ 100 für eine erhöhte Anleger-Risikobereitschaft. Und das somit spricht dieses neue Hoch für eine Fortsetzung der Rally. (Übrigens sahen wir diese Stärke im NASDAQ 100 schon während der gesamten jüngsten Korrektur; siehe z.B. Börse-Intern vom 16.02.2018).
Zweitens handelt es sich auch aus charttechnischer Sicht um einen bemerkenswerten Ausbruch. Denn die Ausbruchskerze vom Freitag ist uneingeschränkt bullish zu werten. Sie ist lang, weiß und nahezu ohne „Schatten“ (vor allem ohne „Docht“)! Dazu kommt noch, dass dieser Ausbruch von einer deutlichen Kurslücke begleitet wurde, durch die die vorangegangenen beiden Hochs (siehe rote Pfeile) faktisch bereits überwunden wurden. Sogar die rote Konsolidierungslinie, an der der NASDAQ 100 noch am Vortag erkennbar zurückschreckte, wurde damit gebrochen.
Drittens handelt es sich zudem auch aus stimmungstechnischer Sicht um einen bemerkenswerten Ausbruch. Sicherlich liegt auch der erwähnten Risikobereitschaft eine grundsätzlich optimistische Stimmung zu Grunde. Jedoch führte der Ausbruch den Kurs sogar über die runde 7.000-Punkte-Marke (siehe grüne Linie). Eine solche wichtige Hürde wird nicht einfach so nebenbei überwunden. Ganz besonders nicht, wenn im Vorfeld schon zwei Versuche gescheitert sind. Die Anleger müssen also gute Gründe für ihr handeln haben. Gründe, welche die Kurse auch noch weiter anheizen können.
S&P 500 und Dow Jones hinken hinterher
Nichtsdestotrotz sind diese ganzen bullishen Zeichen und dieser Ausbruch kein Garant für eine erneute mehrjährige Fortsetzung des Bullenmarkts. Es gibt nämlich auch noch die Möglichkeit, dass es sich bei dem Ausbruch nur um den Ausdruck eines Überschwangs der Anleger handelt: Da der NASDAQ 100 schon längere Zeit relativ stark ist, investieren mehr und mehr Anleger hier und treiben die Kurse dadurch übermäßig stark voran.
Denn die beiden anderen großen US-Indizes, Dow Jones und S&P 500, können aktuell nicht mithalten. Dem S&P 500 fehlen noch 3,1 % bis zu einem neuen Allzeithoch, beim Dow Jones sind es sogar mehr als 5 %! Trotz Vorlauffunktion handelt es sich hier um wirklich ungewöhnlich große Abstände zum NASDAQ 100. Als der NASDAQ 100 Anfang November 2015 ähnlich stark war und noch weit vor den anderen beiden US-Indizes nach oben ausbrach, lag der Abstand mit 1,4 % zum S&P 500 und 1,7 % zum Dow Jones deutlich enger.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Den Auftakt für die Fortsetzung der Rally war der damalige Ausbruch (siehe gelbe Ellipse im folgenden Chart) aber trotzdem nicht. Stattdessen gab es Anfang 2016 einen erneuten kräftigen Rückschlag – inklusive neuer Tiefs, auch beim NASDAQ 100. Erst im Anschluss daran wurde die Rally fortgesetzt.
Dazu sei gesagt, dass es damals um keine so neuralgische Marke wie die aktuelle 7.000-Punkte-Linie ging und Ausbruch auch nicht so bemerkenswert war. Das stimmungstechnische „Wirkprinzip“ war aber das gleiche: die Hoffnung auf eine Fortsetzung von Rally und Bullenmarkt.
Und eben diese Hoffnung, die bekanntermaßen zuletzt stirbt, sorgt in der Endphase einer großen Rally maßgeblich für die Bildung der bekannten Top-Formationen. Wenn die Kurse nicht mehr stiegen wollen und es erste Rücksetzer gibt, geben die Bullen ja nicht so einfach aus. Es werden stets neue Gründe gefunden, warum es noch zu neuen Hochs kommen muss. Und solange das Bullenlager nur groß genug ist, gelingt das tatsächlich auch hin und wieder.
Die Entstehung einer Top-Formation
Wenn die Bären an Kraft gewinnen, werden zwar neue Hochs vereitelt. Aber mit ihrer Hoffnung bewaffnet, können die Bullen die Kurse zumindest noch „oben“ halten und ein deutliches Abgleiten verhindern. Erst wenn die Hoffnung der meisten Bullen schwindet, kommt es zu stärkeren und anhaltenden Rückfällen, die den begonnenen Bärenmarkt sichtbar machen.
Dieser Kampf zwischen Bullen und Bären in der Endphase eines Bullenmarkts zieht sich deutlich länger hin als die Bildung eines Tiefs nach einem Crash, da die Hoffnung nun mal eher langsam schwindet. Entsprechend nimmt die Bildung einer typischen Top-Formationen etwas mehr Zeit in Anspruch. Dabei ist die Rede von mehreren Monaten, nicht von einigen Wochen. Sollte also das Hoch vom 26. Januar nicht mehr überwunden werden, müssen wir trotzdem mit einem Wechselbad der Gefühle für noch einige Monate rechnen – z.B. in Form einer Seitwärtsbewegung, die von Sven Weisenhaus schon öfter besprochen wurde.
Dabei hängt die Form der Top-Formation und deren Erkennbarkeit nicht nur vom Kräfteverhältnis zwischen Bullen und Bären ab. Es spielen natürlich auch noch weitere Einflüsse eine Rolle. So schwanken die Anleger in ihrer Überzeugung oft hin und her und sind dadurch anfällig für vermeintlich positive und negative Nachrichten, die von allen Seiten auf die Märkte einprasseln. Diese könnten durchaus den Ausschlag für den ein oder anderen Kurswechsel geben.
So sollten Sie handeln
Wenn Sie also mit Blick auf das neue Allzeithoch des NASDAQ 100 hören, dass es sich beim jüngsten Rückschlag nur um eine Korrektur handelte, die bald beendet ist, dann ist das aus kurzfristiger Sicht zwar korrekt. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass diese erste Korrektur am Ende der erste Teil der übergeordneten Top-Formation ist. Welche das sein wird, bleibt aber zunächst ungeklärt.
Feiern Sie also das neue Allzeithoch im NASDAQ 100 und den Bruch der 7.000er Marke nicht allzu lange. Bewahren Sie sich lieber einen klaren Blick für die grundsätzlichen Mechanismen, die die Märkte derzeit bewegen. Beispielsweise wäre es sinnvoll die Investitionsquote (weiter) zu verringern, wenn der NASDAQ 100 im Zuge eines Rücksetzers wieder unter die 7.000-Punkte-Makre rutscht. Denn dann wächst auch die Gefahr, dass der Bullenmarkt die Feier für sein zehnjähriges Jubiläum aufgeben muss.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
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