Benedikt Wachsmann | 22.07.2016 08:41
Aktuelle Situation Netflix – 22.07.2016
Eben diese Zukunftsperspektiven trüben sich bei einem geringen Nutzerwachstum deutlich ein. Obwohl der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent auf 2,1 Milliarden gesteigert werden konnte wird die Aktie um satte 15 Prozent abgestraft. Auch die Gewinnsteigerung von 55 Prozent auf 40,75 Millionen konnte Anleger nicht über das enttäuschende Nutzerwachstum hinweghelfen.
Das schwache Nutzerwachstum ist auf eine Preiserhöhung bei Netflix zurückzuführen. Netflix Gründer und Chef Reed Hastings machte in einer Videokonferenz eben diese Preiserhöhung für das langsame Wachstum bei den Nutzern verantwortlich: „Was auch immer etwas kostet, die Leute mögen es nicht, wenn es teurer wird“. Durch diese Phase müssen Netflix aber durch, da unterm Strich die höheren Preise auch zu mehr Umsatz führen.
Damit hat das Management zumindest eine Strategie. Eine Strategie die vom Markt allerdings nicht so gerne gesehen wird. Kurzfristiger Gewinn steht hinter Wachstum und mehr Marktanteilen. Dies ist schon bei Amazon (NASDAQ:AMZN) deutlich geworden. Auch hier können Anleger damit leben wenn Gewinne und Dividende gegen mehr Wachstum geopfert werden. Am Ende bedeutet mehr Wachstum nämlich mehr Marktanteile und eine entsprechende marktbeherrschende Position. Aus dieser Position können dann die Gewinne maximiert werden und das Unternehmen ist weniger anfällig für Preiserhöhungen, da der Markt im Wesentlichen kontrolliert wird.
Auf dem Heimatmarkt USA gewann Netflix lediglich 160.000 neue Nutzer. In Aussicht gestellt worden 500.000. International sah es zwar ein wenig besser aus aber mit 1,52 Millionen blieb man auch hier mehr als 25 Prozent unter den Erwartungen (2,1 Millionen). Im internationalen Geschäft sei es üblich, dass sich beim Start in einen neuen Markt erst eine aufgestaute Nachfrage entlade und das Wachstum sich im weiteren Verlauf verlangsamt, sagte Hastings. "Wir wachsen, aber nicht so schnell, wie wir gerne würden oder es in der Vergangenheit geschafft haben", erklärte Netflix in seinem Quartalsbrief an die Aktionäre. Ob die Strategie der kurzfristigen Umsatz- und Gewinnmaximierung hier eine Verbesserung zur Folge hat, ist höchst unwahrscheinlich. Damit ist es auch sehr gewagt, dass Netflix an seinen Zielen bei den Nutzern bis Jahresende festhält. Alleine in den USA sollen bis zum Jahresende zwischen 60 bis 90 Millionen Nutzer erreicht werden. Wenn man bedenkt, dass Netflix derzeit weltweit 83 Millionen Nutzer hat und davon 47 Millionen auf die USA entfallen, ist das schon ein sehr optimistisches Ziel und ein sehr großes Risiko für weitere herbe Enttäuschungen.
Unter diesem Gesichtspunkt ist die Aktie von Netflix derzeit sicher kein Kauf und auch technisch gesehen besteht die Möglichkeit, dass wir im weiteren Jahresverlauf nochmal deutlich tiefere Kurse sehen. Allerdings bietet sich auf technischer Basis für die Aktie auch eine Chance kurzfristig von einer Erholungsbewegung zu profitieren.
Bei Kursen um die 85,- USD hat die Aktie von Netflix einen interessanten Unterstützungsbereich erreicht, der zumindest kurzfristig eine Stabilisierung und eine Erholung bis an die übergeordnete Abwärtstrendlinie einleiten dürfte. Dieses Szenario ist durch den blauen Pfeil innerhalb des Tagescharts gekennzeichnet. In diesem Bereich befinden sich auch die gleitenden Durchschnittslinien, wodurch dieser Widerstandsbereich eine noch höhere Bedeutung bekommt. Daher ist ein Abpraller hier sehr viel wahrscheinlicher als ein bullisher Ausbruch aus der übergeordneten Korrekturformation (vgl. grüner Pfeil).
Sollte am eingezeichneten Unterstützungsbereich keine Stabilisierung einsetzen, dürfte zunächst die 80,- USD-Marke ins Visier genommen werden. Hält auch dieser Bereich nicht, dürfte die Aktie direkt bis auf 70,- USD durchgereicht werden.
Unterstützungen und Widerstände:
Unterstützungen
86,75 USD
84,50 USD
80,00 USD
75,85 USD
70,00 USD
Widerstände
88,50 USD
90,36 USD
92,15 USD
94,00 USD
96,22 USD
Ausblick für die Netflix:
Im Stundenchart sind entsprechende Zielmarken für eine entsprechende Erholungsbewegung rot eingezeichnet. Wie oben bereits beschrieben setzt dies zunächst eine Stabilisierung im Bereich von 85,- USD voraus.
Ein erstens Korrekturziel liegt bei ca. 92,- USD und ergibt sich aus dem 50er-Retracement der Sell-Off-Bewegung nach den Quartalszahlen und dem Monatsschlusskurs Juni. Darüber wären weiterhin das 61,8er-Retracement und das 76,4er-Retracement als Korrekturziele interessant. Bei einer Longposition sollten hier aber zuvor erste Gewinnmitnahmen getätigt werden (bspw. bei 92,- USD). Nach unten lässt sich ein entsprechender Trade durch die Unterstützung bei 84,50 USD per Stopp-Loss absichern. Dieser Bereich könnte bei einer bearishen Auflösung auch als „Ausbruchstrade“ auf der Shortseite einen entsprechenden Einstieg bieten.
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