Am Devisenmarkt hatten die Wortmeldungen bereits Wirkung

 | 10.04.2021 09:30

Es gibt sicherlich keinen Zusammenhang mit meinem Beitrag vom Mittwoch, doch seitdem scheinen sich die Notenbanker förmlich die Klinke in die Hand zu geben. Vielleicht ist es aber auch nur mein subjektiver Eindruck, weil ich die Wortmeldungen von Geldpolitikern derzeit besonders aufmerksam beobachte. Jedenfalls hat nun auch der EZB-Vizepräsident Luis de Guindos seine Sicht der Dinge geschildert.

Er sprach sich dafür aus, die geldpolitischen und fiskalischen Hilfen für die Euro-Zone nur äußerst vorsichtig und graduell herunterzufahren. Sie müssten die Erholung der Wirtschaft begleiten, sagte der Stellvertreter von Notenbankchefin Christine Lagarde gestern auf einem Webinar. Es sei besser zu langsam als zu schnell vorzugehen.

h2 Kaum noch ob, sondern eher wie/h2

Man kann diese Aussagen sicherlich unterschiedlich interpretieren. Ich jedenfalls wundere mich, dass Herr Guindos kaum noch in Frage stellt, ob die Anleihekäufe reduziert werden, sondern den Fokus darauf gelegt hat, in welchem Tempo die Reduzierung erfolgen soll. Auch dies ist für mich ein Hinweis darauf, dass die Notenbank die Märkte langsam auf diesen Schritt einstimmt. Aber vielleicht interpretiere ich zu viel hinein.

Allerdings wies Guindos auch explizit darauf hin, dass ein zu langes Festhalten an den Maßnahmen Gefahren berge. Es könne dazu führen, dass sogenannte „Zombi-Unternehmen“ entstünden, indem eigentlich nicht mehr lebensfähigen Firmen das Weiterbestehen ermöglicht werde. Diese Erkenntnis ist sicherlich nicht neu, aber genau deshalb stellt sich mir die Frage, warum er genau jetzt noch einmal darauf hingewiesen hat. Aber vielleicht interpretiere ich auch da zu viel hinein.

h2 Steigt die Inflation doch stärker, will auch die Fed handeln/h2

Der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, sagte vorgestern übrigens in einer Diskussionsrunde auf dem Frühjahrstreffen des Internationalen Währungsfonds (IWF), dass es wohl nur vorübergehend zu einer stärkeren Inflation kommen werde. Falls die Teuerungsrate entgegen den Voraussagen der Notenbank dennoch deutlich zulegen und anhaltend über 2 % liegen sollte, werde die Fed allerdings darauf reagieren, so Powell. Auch hier scheint also das strikte Festhalten am bisherigen Plan zu wanken. Aber Sie wissen schon: Vielleicht interpretiere ich auch da zu viel hinein.

h2 Am Devisenmarkt hatten die Wortmeldungen bereits Wirkung/h2

Wenn ich mir allerdings die jüngsten Entwicklungen am Devisenmarkt anschaue, wo überwiegend institutionelle Trader unterwegs sind, dann wurden die Aussagen der Notenbanker scheinbar auch von vielen anderen Marktteilnehmern genau so verstanden.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Vor einer Woche war im Premium-Trader zu lesen, dass der Renditeanstieg in den USA zu einer Ausweitung der Renditedifferenz gegenüber den Anleihemärkten in der Eurozone geführt hat. Denn weil die Europäische Zentralbank angekündigt hatte, ihre Anleihekäufe temporär auszuweiten, blieb der Renditeanstieg hierzulande deutlich hinter dem in den USA zurück. Und so wurde der Dollar gegenüber dem Euro attraktiver. Der EUR/USD hatte in der Folge fast sämtliche Kursgewinne seit Anfang November 2020 abgegeben. Dazu der Chart aus der Wochenausgabe des Premium-Traders vom 1. April: