Aluminium und Nickel jetzt kaufen? LME erwägt Verbot für russische Metalle

 | 03.10.2022 07:43

  • Die LME erwägt Verbot von Metallen russischer Herkunft
  • Eine solche Entscheidung würde für die 145 Jahre alte Börse rechtliche Probleme mit sich bringen
  • Dies könnte eine Gelegenheit für Long-Wetten auf diese Metalle sein
  • "Bei Rohstoffen ist alles möglich, allerdings schwingt das Pendel sehr stark in beide Richtungen", sagt die erfahrene Rohstoffstrategin und Autorin Carley Garner in einem aktuellen Blogpost . Und wenn ich ihre scharfsinnige Beobachtung ergänzen darf: "Timing ist auch im Rohstoffhandel alles" - auch wenn das wahrscheinlich für die meisten Marktchancen zutrifft.

    Gleichzeitig gab die Londoner Metallbörse (LME) bekannt, dass sie zum ersten Mal in ihrer Geschichte prüft, ob russische Metalle wie Aluminium, Nickel und Kupfer weiterhin in ihrem System gehandelt und gelagert werden sollen.

    Die Mitteilung flimmerte am späten Donnerstag über die Bildschirme, nachdem drei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters berichtet hatten, dass die LME über ein Verbot neuer Lieferungen russischer Metalle diskutieren will, um so die Nutzung ihrer Lagerhäuser zum Verkauf schwer verkäuflicher Bestände zu verhindern.

    Westliche Länder haben seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine schwerwiegende Sanktionen gegen russische Banken und wohlhabende Einzelpersonen mit Verbindungen zu Präsident Putin verhängt, allerdings gibt es bisher keine Beschränkungen für den Handel mit russischen Metallen.

    Die LME, eine ehrwürdige, 145 Jahre alte Institution, hat sicher noch nie eine so unglaublich politische, kontroverse und folgenreiche Entscheidung treffen müssen.

    Maßnahmen, russische Lieferungen für LME-Kontrakte zu blockieren, würden sich "mit ziemlicher Sicherheit als strittig erweisen und die LME möglicherweise rechtlichen Anfechtungen seitens russischer Produzenten aussetzen", so Bloomberg in einem Kommentar vom Donnerstag.

    "Die Börse ist bereits Ziel von Klagen von Hedgefonds und Handelsfirmen wegen ihrer Entscheidung, Nickelgeschäfte in Milliardenhöhe zu stornieren, als die Preise in die Höhe schnellten."

    Ein solcher Schritt würde nicht nur den in Russland ansässigen Metallproduzenten wie Rusal und Nornickel schaden, sondern auch für Glencore (OTC:GLNCY) problematisch sein, das im Rahmen eines großen Mehrjahresvertrags Millionen Tonnen Aluminium von Rusal kauft, so Bloomberg.

    Die LME, die weltweit älteste und größte Börse für Industriemetalle, teilte mit, dass noch keine endgültige Entscheidung über die Herausgabe eines Diskussionspapiers mit der Bitte um Stellungnahme zu russischem Metall getroffen wurde, ein solches aber in Erwägung zieht.

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    "In einem Diskussionspapier könnten auch mögliche Optionen dargelegt werden, die auf der Grundlage des gesammelten Marktfeedbacks weiterverfolgt werden könnten, einschließlich der Option, keine Maßnahmen zu ergreifen", so der geschäftsführende Direktor Matthew Chamberlain in der Erklärung.

    Das Thema ist wegen der laufenden Verhandlungen über die jährlichen Lieferverträge für 2023 hochaktuell, fügte er hinzu.

    Quellen, die mit Reuters sprachen, berichteten von der Sorge, dass der russische Aluminiumproduzent Rusal nicht in der Lage sein könnte, sein Metall zu verkaufen und es in registrierte Lagerhäuser der LME zu liefern.

    Auf das russische Unternehmen Nornickel entfielen im vergangenen Jahr 7 % der weltweiten Nickelproduktion, während Rusal, der weltweit größte Aluminiumproduzent außerhalb Chinas, in diesem Jahr voraussichtlich 6 % des globalen Angebots an diesem Metall bereitstellen wird.

    "Die Gespräche drehen sich um die Möglichkeit, neue Lieferungen zu stoppen", berichtete eine der Quellen und fügte hinzu, dass der Versuch, bereits in den LME-Lagern befindliches Metall, das von Rusal produziert wurde, vom Handel auszuschließen, "Wahnsinn wäre".

    Eine andere Person sagte, die LME könne russische Metalle nicht verbieten, ohne Sanktionen gegen die Unternehmen zu verhängen, die sie produzieren.

    Die LME ging nicht ausführlich auf die Optionen ein, die bei einer Beratung in Betracht gezogen würden.

    Sie erklärte, ihre Priorität sei die Aufrechterhaltung eines geordneten Marktes. "Wir sehen derzeit keine Anzeichen dafür, dass die LME-Lager für einen langfristigen Abverkauf von Metallen genutzt werden", fügte die Börse auf Anfrage hinzu.

    Nach Angaben der LME sind die Bewegungen der Metalle in den letzten 12 Monaten relativ konstant geblieben. Einige Käufer meiden Aluminium von Rusal, während andere sich Preisnachlässe sichern.

    Rusal und Nornickel reagierten nicht sofort auf Anfragen für eine Stellungnahme. Nach Angaben des U.S. Geological Survey produzierte Russland im vergangenen Jahr außerdem 920.000 Tonnen raffiniertes Kupfer, was etwa 3,5 % der Weltproduktion entspricht.

    h2 Warum besprechen wir dieses Thema hier?/h2

    Der Grund ist, dass die Benchmarkpreise für Aluminium am Donnerstag um 8,5 % auf 2.306 USD pro Tonne gestiegen sind, während Nickel um 6 % auf 23.115 USD kletterte. Der Grund: die Sorge vor einer Angebotsverknappung, falls die LME diese Rohstoffe vom Handel ausschließt.

    Beide Basismetalle gaben ihre Gewinne vor Handelsschluss wieder ab. Trotzdem war der anfängliche Rallye-Impuls geradezu gigantisch.

    Beim Aluminium war dies der größte prozentuale Anstieg innerhalb eines Tages überhaupt. Nickel hatte zu Beginn der Ukraine-Invasion im März noch verrücktere Kursschwankungen von bis zu 70 % in einer Handelssitzung erlebt.

    Es stellt sich nun also die Frage, ob es sich lohnt, in diese beiden Metalle auf rein spekulativer Basis einzusteigen, ehe sie von der LME vom Handel ausgeschlossen werden.

    Wir können natürlich weder die Entscheidung noch die Vorgehensweise der Börse vorhersagen, aber wir können Preisprognosen und -ziele für die beiden Metalle nennen, die einen spekulativen Long-Einstieg zu diesem Zeitpunkt profitabel, wenn nicht sogar nachhaltig machen würden. Zu diesem Thema haben wir SKCharting.com und den Chefstrategen Sunil Kumar Dixit der Firma befragt.

    "In Anbetracht eines möglichen harten Vorgehens der LME gegen russische Metalle spricht einiges dafür, dass diese Metalle angesichts extremer Versorgungsengpässe mehrere Widerstandsbereiche auf einmal durchbrechen könnten", so Dixit.

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