Bremer Landesbank | 22.02.2013 10:45
Der Euro eröffnet heute (08:05 Uhr) bei 1,3210, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im asiatischen Handel bei 1,3184 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 93,30. In der Folge notiert EUR/JPY bei 123,30, während EUR/CHF bei 1,2280 oszilliert.
Auch gestern war es ein Tag mit Kursverlusten für den Euro gegenüber dem Dollar. Nachdem der Wechselkurs Mitte der Woche noch bei über 1,3430 lag baute er in der zweiten Wochenhälfte nach Veröffentlichung des Fed Protokolls und schwachen Konjunkturzahlen auf bis zu 1,3162 ab. Die Einkaufmanagerindices für Europa lieferten weitere Enttäuschungen.
Die Februarschätzungen lagen sowohl bei den Dienstleistern (47,3) und im verarbeitenden Gewerbe (47,8) unterhalb der Erwartungen, die eine positive Entwicklung prognostiziert hatten. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit darauf, dass auch das erste Quartal des neuen Jahres für die Eurozone Rezession bedeutet.
Die deutschen Zahlen waren dagegen erfreulicher, sie bedeuten weiter solides Wachstum. Die Daten für das verarbeitende Gewerbe liegen über denen des Vormonats (50,1 zu 49,8), die für die Dienstleistungen unterhalb (54,1 nach 55,7). Insgesamt also gute Anzeichen dafür, dass das schwache 4.Quartal 2012 nur ein Ausrutscher war.
Deutschland reüssiert auch in den Bereichen Steuereinnahmen, die im Januar wieder geradezu sprudelten. Auch die Nachrichten über den deutschen Haushaltsüberschuss im vergangenen Jahr sind erfreulich. Besonders der starke Arbeitsmarkt fungiert als Stabilisator. Die Aussichten in diesem Sektor sind positiv. So lange der Export brummt, so lange dampfen die deutschen Schornsteine.
Es gibt neben den ganzen Unsicherheiten und Negativschlagzeilen also auch „good news“, mit denen wir konfrontiert werden.
Nachdem der EUR/USD-Kurs seinen Boden bei 1,3160/-80 bestätigt hat, hat sich der Kurs knapp oberhalb der 1,3200-Marke eingependelt. Es besteht jetzt Erholungspotenzial bis zur 1,3300-Marke. Große Überraschungen ausgeschlossen werden heute keine großen Positionen mehr eingegangen. Angesichts der Italien-Wahl hält man das Pulver vorerst trocken. Umfragen dürfen seit einigen Tagen schon nicht mehr veröffentlicht werden. Diese „Blackbox“ motiviert keinen Investor. Lediglich der Ifo-Geschäftsklimaindex kann noch einmal für Dynamik sorgen. Nach den ZEW-Zahlen von Anfang der Woche sind Überraschungen möglich.
Aber schon für Anfang März drohen neue dunkle Wolken. In den USA drohen wieder einmal automatische Ausgabenkürzungen, falls sich Demokraten und Republikaner nicht kurzfristig einigen können. An dem 01. März wird das Land unter Sequestration gestellt, was bedeuten würde, dass nach dem Rasenmäherprinzip Ausgabenkürzungen – besonders in dem Militärbereich aktiviert werden. Auch andere Bereiche wie Luftverkehr und Geheimdienste sowie Polizei, Feuerwehr, Finanzbeamte etc. wären in großem Umfang belastet. Diese Form der Zwangsverwaltung würde bis Ende des Haushaltsjahres für Einsparungen von 85 Mrd. Dollar sorgen. Diese Sparbemühungen würden das Wachstum abwürgen und 0,6% kosten. Es stehen 750.000 Jobs auf dem Spiel.
Demokraten und Republikaner sind Kompromisse in letzter Instanz schon bekannt. Auch dieses Mal wird es voraussichtlich bis zur letzten Minute dauern, bis es zu einer Lösung kommt. Aber sie wird kommen. Kein Demokrat und kein Republikaner kann es gegenüber seinen Wählern vermitteln, wenn diese Sparmaßnahmen das Wachstum und den schwachen Arbeitsmarkt weiter belasten.
Gestrige Konjunkturdaten:
Der Philly-Fed-Index für den Februar fiel überraschend auf -12,5 von -5,8 Zählern. Dagegen wurde erwartet, dass der Index in den positiven Bereich dreht. Damit ist der Index auf dem Level von Juni 2012 zurück angelangt.
Der Verkauf bestehender Häuser im Januar lag mit 4,92 Mio. zwar unter den Erwartungen von 4,94 Mio. Der Chart verdeutlicht dennoch eine Konsolidierung auf erhöhtem Niveau. Die Erholung verläuft zwar positiv, aber sehr bedächtig angesichts der massiven Notenbankunterstützung.
Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung für die vergangene Woche stiegen um 20.000 auf 362.000. Damit liegt der Wert fast genau auf dem 4-Wochen-Durchschnitt von 361.000.
Die Frühindikatoren nach Lesart des Conference Boards wurden mit +0,2% für den Januar ermittelt. Erfahrungsgemäß sind viele Zahlen schon im Voraus bekannt, weshalb die Prognosen kein großes Überraschungspotenzial bieten.
Gestern hat sich in unserem Report (FH) ein Betrachtungsfehler hinsichtlich einer falschen Basis eingeschlichen. Die Bank of England hält nach Ablauf des aktuellen Staatsanleiheankaufprogramms (375 Mrd.) 29% aller Staatsanleihen. Sollte es zu einer Aufstockung auf 400 Mrd. kommen, ergäben sich 31%. Damit liegt die Bank of England unverändert an der Spitze der Intervention.
Das dargestellte Volumen aller Anleiheankäufe in nachfolgendem Chart (Herbst 2012, seitdem weitere Käufe bei BoE, Fed und BoJ, keine Käufe der EZB) beinhaltet nicht nur Staatsanleihen. Deutlich wird im interdisziplinären Vergleich, dass die EZB Paradepferd der Stabilität ist und bleibt.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1,2950 – 1,3450 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
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