Dollar bricht ein - kann die EZB der Euro-Rallye den Todesstoß versetzen?

 | 25.01.2018 11:00

Von Kathy Lien, Geschäftsführerin Devisenstrategie bei BK Asset Management. Der Artikel erschien im englischen Original unter dem Titel 'As Dollar Crashes, Will ECB Kill Euro Rally?' am 24. Jan. 2018 auf Investing.com.

Es war ein weiterer harter Tag für den US-Dollar, an dem er gegenüber allen anderen Leitwährungen schwere Verluste einstecken musste. Was diese Delle von anderen unterscheidet, ist, dass sie viele Wechselkurse jenseits wichtiger Stütz- und Widerstandsmarken gedrückt hat. Der USD/JPY Kurs durchbrach die 110, der EUR/USD Kurs erreichte 1,25 und der GBP/USD Kurs schnellte auf 1,42, nachdem er die Schwelle von 1,40 übersprang. US-Renditen sind gestiegen, was bedeutet, dass dieser Ausverkauf von dem Verkauf von Dollaranleihen getragen wird. Schwächere Verkäufe existierender Häuser in den USA haben den Trend verstärkt, aber der Ausverkauf begann schon viel früher im Asienhandel. Die Investoren sind besorgt, dass US-Präsident Trumps Aktionen zu einem Handelskrieg mit China führen könnte, oder die Chinesen ermutigen könnten, ihre Pläne für eine Verminderung ihrer Käufe von US-Staatsanleihen zu verschärfen, was der US-Konjunktur Schaden zufügen könnte, da die Renditen noch weiter steigen würden. Die Investoren sind immer noch besorgt über eine Regierungsschließung in 2 bis 3 Wochen. US-Finanzminister Munchkin hat die Dollarschwäche zudem als “gut für uns im Hinblick auf den Handel” beschrieben, was eine Abkehr von der traditionellen Haltung der Regierung für einen starken Dollar ist. Die Verkäufe neugebauter Häuser, die US-Handelsbilanz und die Anträge auf Arbeitslosengeld werden alle am Donnerstag hereinkommen, und während sie durchaus interessant sind, dürften sie den Erwartungen den Dollarkurs nicht wesentlich beeinflussen. Stattdessen wird der Markt die EZB im Auge behalten. An diesem Punkt können die herrschenden Trends am Markt nur noch durch Zentralbankrhetorik gebrochen werden.

Der Euro hat ein 3-Jahreshoch gegenüber dem US-Dollar erreicht, bevor die Europäische Zentralbank am Donnerstag ihr geldpolitisches Statement veröffentlicht.
Seit der letzten geldpolitischen Sitzung Mitte Dezember ist der Euro gegenüber dem Dollar um fast 5% aufgewertet worden und die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihen um 25 Basispunkte gestiegen. Das entspricht einer Zinserhöhung um ein viertel Prozent für die Wirtschaft im Euroraum und die Frage vor uns ist, ob dies der Zentralbank Sorgen macht. Der Anstieg kommt vor dem Hintergrund eines stärkeren Wachstums in der Eurozone. Wie man in der folgenden Tabelle sehen kann, zeigen alle Indikatoren von den Verbraucherausgaben, dem Vertrauen, dem Arbeitsmarktumfeld, über die Industrie zu dem Dienstleistungssektor alle Verbesserungen an. Der einzige wunde Punkt ist die Inflation und deren Aussichten haben sich wahrscheinlich mit dem Anstieg des Euros verschlechtert. Eine Vielzahl von EZB-Vertretern hat sich gegen die Stärke des Euros ausgesprochen, als er auf 1,22 stand, aber die Investoren haben hierzu noch nichts von EZB-Präsident Mario Draghi gehört.

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Wir haben keine Zweifel, dass Draghi versuchen wird, die Währung breit zu reden, indem er seinen Unmut über deren schnelle Aufwertung ausdrücken wird, aber das könnte womöglich nicht genug sein, um den Aufwärtstrend des Euros zu stoppen. Es ist wichtig, sich zu erinnern, dass die Kursgewinne des Euro durch die Schwäche des US-Dollars , Hoffnungen auf eine Änderung des Ausblicks und starke Zahlen aus der Eurozone ausgelöst wurden. Um die Händler davon abzubringen den Euro zu kaufen und ihn stattdessen abzustoßen, muss Draghi Sorgen über die Währung mit einer Änderung des Ausblicks kombinieren. Er kann das erreichen, indem er sagt, dass Zinserhöhungen erst nach dem Ende der quantitativen Lockerung auf dem Programm stehen. Zudem könnte er das jüngste EZB-Protokoll weichspülen. In diesem Fall würde der EUR/USD Kurs wegen Gewinnmitnahmen fallen, möglicherweise unter 1,23. Sollte Draghi seine Sorgen über den Kurs ausdrücken, aber die bessere Konjunktur betonen und die Möglichkeit einer baldigen Änderung des Ausblicks der Bank bestätigen, dann werden die Käufer schnell in den Markt kommen, insbesondere nach einem kurzen Rückfall und der EUR/USD könnte in Richtung 1,25 gehen.