Philip Hopf | 12.05.2022 13:39
€3.7 Milliarden hatte der Versicherer Allianz (ETR:ALVG) SE im vergangenen Jahr bereits zurückgestellt, nun kommen weitere €1.9 Milliarden hinzu. Der weltweit agierende Konzern plant aber keine weitreichenden Investitionen. Vielmehr sollen die insgesamt €5.6 Milliarden hohen Rücklagen dazu verwendet werden, Entschädigungen für Großanleger in den USA zu entrichten. Diese hatten den Münchener Versicherungsriesen auf Schadensersatz verklagt, da sie mit dem Structured Alpha Hedgefonds von Allianz Global Investors zu Beginn der Corona-Krise im Jahr 2020 massive Verluste eingefahren hatten. Die Kläger, unter ihnen auch mehrere Pensionsfonds, werfen den Managern des Hedgefonds vor, dass sie entgegen ihrer eigenen Richtlinien agiert und in diesem Zuge nicht angemessen auf die Marktentwicklung reagiert hätten. In den Vorfall eingeschaltet hatten sich zwischenzeitlich auch das US-Justizministerium sowie die Börsenaufsicht SEC.
Wenngleich die zu begleichende Schadensersatzsumme letztlich deutlich höher ausfallen dürfte als von der Allianz ursprünglich erwartet, ist nun offenbar endlich ein Ende des Hedgefonds-Debakels in Sicht. Der DAX-Konzern berichtet von fortschreitenden Gesprächen mit den klagenden Investoren, angestrebte Vergleiche scheinen demnach in greifbare Nähe zu rücken. So geht man bei der Allianz davon aus, dass die €5.6 Milliarden-Rückstellung eine realistische Einschätzung des noch zu erwartenden finanziellen Risikos darstellt, sprich: Das Geld müsste reichen, um allen Klagen gerecht zu werden.
Aber es gibt tatsächlich auch wirklich Positives aus der Münchener Firmenzentrale zu berichten: Trotz Coronapandemie, Ukraine-Krieg, teils zerstörerischer Naturereignisse und nicht zuletzt massiver Belastungen durch die Klagen in den USA, schreibt das Unternehmen im ersten Quartal 2022 schwarze Zahlen. Zwar ging der Netto-Gewinn aufgrund der neuerlichen Rückstellung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von €2.5 Milliarden auf rund €600 Millionen zurück, im Tagesgeschäft legte das Unternehmen aber eine durchaus gute Performance aufs Parkett. Denn: Obgleich die Allianz mit einem operativen Gewinn von €3.2 Milliarden ebenfalls etwas weniger verdiente als 2021 (€3.3 Milliarden), liegt das Ergebnis höher als von den Experten prognostiziert. Vorstandschef Oliver Bäte zufolge zeigen die Ergebnisse des vergangenen Quartals, dass das Geschäft der Allianz „erheblichen geopolitischen und wirtschaftlichen Belastungen standhalten kann“.
Für Investoren gibt das Unternehmen indes erneut Entwarnung: Bei der Festlegung der Dividende für die Aktionäre werde die Allianz SE die im Zuge des Rechtsstreits aufgekommenen Belastungen herausrechnen. Übrigens: Die Allianz-Aktie ist selbstverständlich auch fester Bestandteil unseres DAX40-Aktienpakets. Die nächste Analyse zum Versicherungskonzern steht am 25. Mai auf dem Programm.
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