James Picerno | 07.09.2023 06:54
Die Finanzmärkte haben eine turbulente Zeit hinter sich, die erneut die Befürchtung aufkommen lässt, dass die Erholung in diesem Jahr - nach den starken Verlusten im Jahr 2022 - bereits wieder zu Ende sein könnte. Es wäre verfrüht, diese Möglichkeit gänzlich auszuschließen, aber ein Vergleich mehrerer ETF-Paare (Schlusskurse vom 5. September) zeigt, dass es noch Raum für Aktienfantasie gibt.
Zunächst wollen wir aggressive (AOA) und konservative (AOK) Asset-Allocation-ETFs gegenüberstellen. Derzeit deutet dieses Verhältnis als globaler Indikator für die Risikobereitschaft auf einen intakten Aufwärtstrend hin. Die jüngste Korrektur könnte sich natürlich zu einer tieferen Talfahrt ausweiten, aber zunächst bleiben wir im grünen Bereich.
Der Risikoappetit für US-Aktien erscheint ebenfalls solide, wenn man das Verhältnis zwischen US-Aktien (SPY) und Aktien mit niedriger Volatilität (USMV) betrachtet, wobei letzteres ein Indikator für die Nachfrage nach einer konservativeren/defensiveren Aktienstrategie ist.
Auch beim Vergleich der Halbleiteraktien (SMH) mit dem breiten US-Aktienmarkt (SPY) ist die Risikoneigung weiterhin recht ausgeprägt. Halbleiteraktien gelten als Proxy für die Risikobereitschaft und den Konjunkturzyklus.
Die relative Stärke der konjunktursensiblen Aktien von Hausbauunternehmen (XHB) gegenüber dem US-Aktienmarkt (SPY) signalisiert ebenfalls eine anhaltende Risikobereitschaft.
Der jüngste Anstieg der Anleiherenditen legt die Vermutung nahe, dass die Attraktivität von festverzinslichen Wertpapieren eine Gefahr für die Perspektiven von Aktien darstellt. Doch warum sollte man die Risiken des Aktienmarktes in Kauf nehmen, wenn man mit Staatsanleihen eine sichere Rendite erzielen kann?
Diese Ansicht hat ihre unbestreitbaren Pros, dennoch lassen die jüngsten Kursbewegungen noch keine eindeutige Trendwende in puncto Risikobereitschaft erkennen. Hier ist festzustellen, dass die relative Stärke von US-Aktien (SPY) gegenüber US-Anleihen (BND) weiterhin eine starke Tendenz nach oben anzeigt.
Natürlich gilt auch hier, dass Markttrends irgendwann enden, aber es ist unmöglich, den genauen Zeitpunkt zu bestimmen, an dem eine echte Umkehr beginnt. Die wichtigsten Höchst- und Tiefststände kennt man erst, wenn der Mark gelaufen ist.
Per Saldo ist noch nicht abzusehen, dass das Ende der Erholung in diesem Jahr - und damit auch das Ende der Risikonachfrage - gekommen ist. Irgendwann wird sich eine Trendwende abzeichnen - derzeit sind die Trendsignale für Risiko aber noch überwiegend positiv.
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