Aktienmärkte senden erste Schwächesignale

 | 20.10.2017 11:46

Das für die nächste Zinsentscheidung am 1. November interessante Beige Book der Fed wurde gestern veröffentlicht. Laut diesem hat sich die Industrieaktivität der USA von September bis Anfang Oktober in den meisten Regionen „leicht bis moderat“ erhöht. Zu „größeren Störungen“ kam es nur in den Fed-Bezirken Richmond, Dallas und Atlanta wegen der Hurrikans in diesem Sommer - deren Auswirkungen sollen laut Notenbank aber nur vorübergehender Natur sein. Sogar im Fed-Bezirk Dallas erwarten die meisten Befragten keine langfristigen negativen Folgen, obwohl sich dort die besonders stark betroffene Öl- und Gasmetropole Houston befindet.

Trotz der verheerenden Folgen der Hurrikans im Süden des Landes hält die US-amerikanische Wirtschaft weiter an ihrem Wachstumskurs fest. Damit bestätigen sich meine Erwartungen, die ich bereits in der Börse-Intern vom Mittwoch vergangener Woche formuliert habe (siehe „Hurrikans und schwacher US-Dollar wirken auf die Berichtssaison“).

Bilanzsaison erfüllt die Erwartungen

Das gleiche trifft auch auf die bisher veröffentlichten Geschäftsberichte zu. Laut diesen verzeichnen fast die Hälfte der Unternehmen negative Auswirkungen auf das Ergebnis oder den Umsatz im dritten Quartal oder rechnen mit negativen Auswirkungen auf die Erträge und Umsätze in den kommenden Quartalen. Zudem nennen 39 % der Unternehmen die Wechselkurse als weiteren Belastungsfaktor. Trotzdem erreichten 80 % der Unternehmen die Gewinnerwartungen. Damit zeigt sich diese Berichtssaison bislang noch wie erwartet.

Restriktion der Geldpolitik wird immer wahrscheinlicher

Selbst unsere Einschätzungen im Bezug auf die Geldpolitik scheinen erwartungsgemäß einzutreten. Glaubt man Gerüchten, spielen die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) mit dem Gedanken ihr Wertpapierkaufprogramm auf der kommenden Sitzung am 26. Oktober stark zu reduzieren.

Gleichzeitig erwartet Fed-Chefin Janet Yellen nach jüngsten Aussagen vom vergangenen Sonntag eine anziehende Inflation im kommenden Jahr und das trotz der aktuell noch eher relativ schwachen US-Inflationsdaten. Deshalb und aufgrund der guten Konjunktur wären weitere Zinsschritte der Notenbank Fed durchaus gerechtfertigt. Damit wird auch die dritte Zinsanhebung dieses Jahres im Dezember immer wahrscheinlicher.

Jahrestag eines unerklärlichen Börsencrash

Für die Aktienmärkte ist damit der Weg frei. Nichts hält sie davon ab, einfach weiter zu steigen oder wenigstens ihr erreichtes Niveau beizubehalten. Aber gestern hatte Bernd Raschkowski bereits in den Trader-News über WhatsApp geschrieben: Heute vor 30 Jahren, am 19. Oktober 1987, stürzte der Dow Jones in New York um 22,6 % ab. Daher solle man immer daran denken, dass Börse keine Einbahnstraße ist. An dieser Stelle möchte ich noch hinzufügen, dass es keine besonderen Ereignisse gab, die den damaligen Crash auslösten. Bis heute ist nicht klar, wie es zu diesem Crash gekommen ist. Es gab nur kurz zuvor einige Faktoren, welche die Unsicherheit erhöht hatten.

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Dagegen strotzen die Märkte derzeit nur so vor Sorglosigkeit. Und auch diese kann auch zu Problemen führen. Daher sind praktisch jeden Moment crashartige Verluste denkbar. Und das vor allem, da es die meisten derzeit nicht erwarten. Ein kleiner Vorgeschmack erster möglicher Turbulenzen erreichte uns bereits gestern.

Einen Monat in Minuten ausgelöscht

So kam es sowohl am heimischen Markt als auch in den USA zu dynamischen Kursverlusten. Dabei wurden im Tagestief die Gewinne des gesamten Oktobers innerhalb weniger Minuten ausradiert. Und das mit einem Kursverlust von nur 0,8 % (siehe roter Pfeil im Chart).