Aktienmarkt: Negative Faktoren überwiegen – aber kein Grund für Schwarzmalerei

 | 10.10.2021 17:13

An den Börsen hat man es derzeit mit einer schwierigen Gemengelage zu tun. Als Belastungsfaktoren können vor allem folgende Aspekte genannt werden:

  • das abnehmende Tempo der Konjunkturerholung
  • Lieferkettenprobleme
  • Materialknappheit
  • steigende Energiepreise bis hin zu Problemen in der Energieversorgung
  • Inflationsängste
  • die bald abnehmende Liquiditätszufuhr der Notenbanken
  • zunehmende Regulierung in China
  • Probleme am Immobilienmarkt in China
  • sinkende Gewinnerwartungen

Auf der Habenseite konnten die Bullen jüngst folgende Entwicklungen für sich verbuchen:

  • Bewegung im US-Schuldenstreit
  • Annäherung im Handelsstreit zwischen den USA und China
  • leichte Entspannung am Energiemarkt

Einige dieser Themen haben schon länger Auswirkungen auf die Börsenkurse, manche sorgten erst kürzlich womöglich für Kursbewegungen. Dabei lässt sich häufig allerdings nur sehr schwer feststellen, was genau die Kurse kurzfristig beeinflusst. Denn es gibt gerade im sehr kurzfristigen Bereich stets auch Kursbewegungen, die sich nicht mit bestimmten Ereignissen begründen lassen. Hier ist von dem sogenannten Marktrauschen die Rede. Es macht daher kaum Sinn zu versuchen, einen Grund für jede kurzfristige Kursbewegung zu suchen.

h2 Vorläufige Einigung im US-Schuldenstreit/h2

Ob die aktuelle Einigung im US-Schuldenstreit für die jüngsten Kurserholungen an den Aktienmärkten verantwortlich war, darüber kann man zum Beispiel streiten. Ich verweise dazu unter anderem auf die Börse Intern vom 30. Juli (siehe „Mit einem Government Shutdown in die schwächsten Börsenmonate?“).

Fakt ist jedenfalls, dass dieser Streit Anleger durchaus verunsichert hat. Denn die einjährige Absicherung eines 10 Millionen Dollar schweren Pakets von US-Anleihen gegen Zahlungsausfall hatte sich zum Beispiel laut dem Datenanbieter Markit kürzlich noch auf 25.000 Dollar verteuert. Ein Monat zuvor habe der Preis noch bei 3.000 Dollar gelegen. Und zweijährige Credit Default Swaps kosteten zeitweise 22.000 Dollar, im Vergleich zu 5.000 vor Monatsfrist.

Und so haben sicherlich einige Anleger mit Erleichterung zur Kenntnis genommen, dass das Risiko eines Zahlungsausfalls mit dem nun vorliegenden Gesetzentwurf zur Anhebung der US-Kreditobergrenze zunächst auf Anfang Dezember verschoben wurde. Womöglich haben diese Anleger die Aktienkurse vorgestern durch Käufe tatsächlich etwas nach oben gehievt. Mal sehen, wie sich die Kurse verhalten, wenn das Problem erneut akut wird…

h2 Entspannung im US-chinesischen Handelsstreit?/h2
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Nicht eindeutig klären lässt sich auch, ob die jüngsten Meldungen zum Handelsstreit zwischen China und den USA tatsächlich für die Kurserholung gesorgt haben. Denn bislang sind lediglich neue Gespräche geplant. Und dabei wollen die USA offen ansprechen, dass sich China nicht an Zusagen aus einem ersten Teilabkommen halte, welches die Führung in Peking Ende 2019 mit der Trump-Administration geschlossen habe. Zudem kritisieren die USA, dass keine Änderung an Chinas umstrittenen Handelspraktiken zu erkennen seien. US-Strafzölle sollen daher weitestgehend bestehen bleiben. Lediglich ein Ende einzelner Strafzölle wurde angekündigt. Allerdings wurden zugleich neue Strafzölle nicht ausgeschlossen. Zudem seien zunächst auch keine Verhandlungen über ein angedachtes Phase-II-Abkommen geplant. Erschwert wird eine Annäherung dabei zusätzlich durch den Konflikt um Taiwan.

h2 Strohfeuer im Marktrauschen/h2

Weder im Schulden- noch im Handelsstreit sind also nachhaltige Besserungen zu erkennen. Die jüngsten Kurserholungen lassen sich damit daher nur bedingt begründen. Und solange sie nicht fortgesetzt werden, waren sie womöglich nur Strohfeuer, welche sich somit auch dem allgemeinen Marktrauschen zuordnen lassen.

h2 August ein rabenschwarzer Monat für die deutsche Wirtschaft/h2

Ein deutlich klarerer und auch nachhaltiger Zusammenhang lässt sich aus meiner Sicht dagegen zwischen dem Kursverlauf des DAX und der tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland herstellen. So wurde gestern gemeldet, dass die Exporte im August 2021 gegenüber dem Vormonat kalender- und saisonbereinigt um 1,2 % gesunken sind.