Aktienmarkt: Fed bremst Euphorie – die Suche nach dem Zinsgipfel

 | 07.11.2022 07:19

von Wolfgang Müller

Das war eine heftige Woche für die Aktienmärkte und ihren „Leitwolf“, den S&P 500: Nach einem goldenen Oktober an den Aktienmärkten gab es in der ersten Novemberwoche einen heftigen Wetterwechsel an den Börsen durch den Fed-Chef Powell persönlich, der spontan und überaus verärgert darauf reagiert hatte, dass trotz eines weiteren großen Zinsschrittes die Aktienmärkte zunächst mit einem Sprung nach oben antworteten.

Aus den Worten Jerome Powells zu Fragen in seiner Pressekonferenz wurde deutlich erkennbar: Eine erneute Bärenmarktrally 5.0 des Jahres 2022 mit einem Anstieg des S&P 500 über die 4000-Punkte-Marke würde die Absicht der Fed konterkarieren die Nachfrage des US-Verbrauchers zu dämpfen, als zentralen Schritt zur Bekämpfung der Inflation. Weil es in den letzten Tagen sehr viele wirtschaftliche Präsenzindikatoren gab, die (immer noch) auf eine überaus resiliente US-Wirtschaft hindeuteten.

Schon erstaunlich, damit nahm Fed-Chef Powell auch keine Rücksicht auf die unmittelbar bevorstehenden Midterm Elections. Keine Unterstützung für die regierenden Demokraten im Land der Aktionäre, die ein „Annus horribilis“ erleben müssen, in einem parallelen Absturz von Aktien- und Anleihekursen. Aber die Zeichen für eine heftige zukünftige Abkühlung der Konjunktur mehren sich, die Märkte werden nicht locker lassen, da man weiß, dass die Fed keine stärkere Rezession zulassen wird. Die Achillesferse der US-Wirtschaft ist eben der Konsum und der Arbeitsmarkt. In den USA gibt es keine Sozialversicherung wie in „Good Old Europe“, bei einem stärkerem Anstieg der Arbeitslosigkeit wäre es rasch vorbei mit der Konsumlust der Amerikaner. Und eine nochmalige Phase opulenten Helikoptergeldes in den USA ist schlichtweg nicht mehr finanzierbar. Ein Rennen zwischen Hase und Igel, zwischen Notenbank und den Aktienmärkten, somit ist eine Jahresendrally trotz einer hawkishen Fed nicht vom Tisch.

h3 S&P 500: Nach einer kühlen Dusche zu Monatsbeginn/h3

Die Korrektur an den Aktienmärkten in den ersten Novembertagen konnte eigentlich niemanden überraschen. Nach einem so überragenden Oktober, der dem Dow Jones ein Plus von 14 Prozent und den besten Monat seit 1976 einbrachte. Oder dem marktbreiten S&P 500 einen Zuwachs von etwa neun Prozent. Ziemlich normale Gewinnmitnahmen, aber auch eine Fed, die von dieser Entwicklung nicht allzu glücklich gewesen sein dürfte. Ein richtiger Spagat für Fed-Chef Powell, um nicht zu „dovish“ zu werden und dann eine Rally auszulösen, die den großen Index rasch über 4000 Punkte hätte hieven können.

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Vergessen wir nicht, der US-Verbraucher sitzt immer noch auf 1,7 Billionen Dollar Cash, trotz hoher Inflation und 19 Monaten an realen Einkommenseinbußen.

Die Entwicklung in der abgelaufenen Woche führte den Leitindex zurück in den Bärenmarkt, minus 21,4 Prozent gegenüber dem Jahresanfang: