Bremer Landesbank | 18.04.2013 10:01
Der Euro eröffnet heute (07.58 Uhr) bei 1,3050, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im US-Handel bei 1,3002 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 98,00. In der Folge notiert EUR/JPY bei 127,85, während EUR/CHF bei 1,2158 oszilliert.
In den letzten Tagen ergaben sich turbulente Ereignisse an den Finanzmärkten. Es kam zu dramatischen Abstürzen nicht nur bei edlen Metallen, sondern auch bei Industriemetallen und im Sektor Energie.
Ausgangspunkt dieser Bewegungen waren geschürte Erwartungen einer Abschwächung der Wirtschaft und damit einhergehende aufkeimende Deflationsdebatten.
Festgemacht wurde es unter anderem an dem angeblich sklerotischen Wachstum Chinas per 1. Quartal 2013 mit „nur“ 7,7% im Jahresvergleich. In der Tat wurde die Prognose bei 8,0% verfehlt. Fakt ist, dass das Wachstum des 1. Quartals 2013 das zweithöchste der letzten 12 Monate ist. Wachstumsraten zwischen 7,4% und 7,9% ergaben sich innerhalb der letzten 12 Monate. Damit bewegt sich der aktuelle Wachstumskurs knapp im oberen Drittel dieser Bandbreite. Daraus eine Debatte über einen Trendwechsel der globalen Konjunkturlage anzustimmen und Rohstoffpreise um 10% - 15% abzuwerten erscheint durchaus sportlich ambitioniert zu sein.
Der Blick auf China alleine reicht ohnehin nicht aus. Ist die aktuelle Debatte fundiert durch Schwächesignale aus anderen Regionen?
Nachdem wir die zweitgrößte Wirtschaft der Welt China als unbedenklich klassifizieren, werfen wir nun einen Blick auf die größte Ökonomie USA. Das gestern veröffentlichte „Beige Book“ spricht von anhaltendem moderaten Wachstum trotz der automatischen Haushaltskürzungen sind Unfälle, die noch vor wenigen Wochen heiß diskutiert wurden, nicht erkennbar. Im Gegenteil zeigen die aktuellen Daten aus den USA überwiegend in die Richtung weiteren Wachstums. Das gilt für positiv überraschende Daten der Industrieproduktion, der Kapazitätsauslastung, des Immobilienmarkts und den Kfz-Markts. Es werden zum großen Teil die höchsten Niveaus in vielen Wirtschaftssektoren seit 2007/2008 markiert. Ergo stellen die USA trotz der Haushaltsmaßnahmen kein Risiko dar. Ganz im Gegenteil, es überwiegen positive Überraschungen. Wir sind vor diesem Hintergrund erstaunt, welche Wahrnehmung am Finanzmarkt herrscht.
Werfen wir einen Blick auf die Eurozone. In der Tat sind hier konjunkturelle Molltöne dominant. Durch das unselige Handling der Zypernfrage hat sich die Eurozone circa ein Quartal konjunkturelle Auszeit genehmigt. Das ist bedauerlich, es ändert aber die globale Situation nicht nachhaltig. Die Erholung geht voraussichtlich lediglich weitere drei Monate an den Reformländern vorbei. Ein treffender Indikator für diese europäische Problematik stellt der Automobilabsatz dar, der seit 18 Monaten fällt und im Jahresvergleich zuletzt um circa 10% sank.
Schauen wir auf den nächsten großen Teilnehmer der Weltwirtschaft Japan. Durch die extremen Maßnahmen der BoJ und der Regierung wird hier auf absehbare Zeit ein erhöhter Wachstumspfad generiert. Ergo ergibt sich mit der Umsetzung der Politik jetzt ein positiveres konjunkturelles Verlaufsbild als noch vor wenigen Wochen antizipiert. Die verfügbaren Daten aus Japan setzen aktuell positiv überraschende Akzente. Heute war es der Reuters Tankan und die Export- und Importentwicklung.
Schauen wir auf „Downunder“ Australien. Der australische NAB Business Confidence Index legte im ersten Quartal von zuvor -5 auf +2 Punkte zu. Der Index, der die aktuelle Geschäftslage spiegelt, verbesserte sich von -2 auf +3 Punkte. Passen diese Daten zu der Debatte über Konjunkturentschleunigung oder Deflation.
Gehen wir weiter nach Brasilien. Im Kampf gegen steigende Preise hat die brasilianische Notenbank erstmals seit fast zwei Jahren die Zinsen erhöht. Sie hob den Leitzins am Mittwoch auf 7,50 Prozent von dem Rekordtief von 7,25 Prozent an. Es ist die erste Erhöhung seit Juli 2011. Die hohe Inflation habe eine Reaktion der Geldpolitik erfordert, erklärte die Notenbank. Wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten sei aber weiter Vorsicht geboten. Mit Deflation hat diese Entwicklung nun gleich gar nichts zu tun.
Fassen wir zusammen:
Preisbewegung macht Marktkommentare heißt es. Wir spielen dieses Spiel gegen die Faktenlage in unserer Analyse in diesem Format nicht mit. Opportunismus steht nicht auf unserer Agenda. Die Art und Weise des Handels, das gilt auch für den Einbruch des deutschen Aktienmarkts gestern und viel mehr noch für die „Crashs“ am Rohstoffmarkt, spricht nicht für nachhaltige Handelspraktiken, sondern zwingt eher zu einer Debatte über den Missbrauch von Derivaten bei „Spielern“, deren Größe in keinem Verhältnis zu dem Anspruch an „perfekte Märkte“ und faire funktionierende Märkte steht.
Die Krönung wurde gestern bezüglich der Einlassungen des Bundesbankpräsidenten Weidmann geliefert. Wie bedienen uns des Reuters-Artikels:
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank prinzipiell nicht ausgeschlossen. Das "Wall Street Journal" zitierte Weidmann am Mittwoch auf seiner deutschen Internetseite mit den Worten: "Wenn wir neue Informationen bekommen, könnten wir (die Zinsen) anpassen." Er fügte allerdings hinzu: "Ich glaube nicht, dass die geldpolitische Ausrichtung derzeit am wichtigsten ist." Schnelle Lösungen von Seiten der Geldpolitik kann es laut Weidmann nicht geben. "Jeder fragt, was die Zentralbank noch tun kann, anstatt nach den Beiträgen anderer politisch Verantwortlicher zu fragen", sagte er. Vor allem die Finanzminister müssten begreifen, dass die von der Geldpolitik verordneten Arzneien nur die Symptome heilten, aber Nebenwirkungen und Risiken hervorriefen.
Diese Äußerungen waren wesentlicher Katalysator des Einbruchs des Euros im Tagesverlauf, da angeblich damit Zinssenkungen wahrscheinlicher würden. Diese Einlassung hat einen Neuigkeitswert von nahezu „0“. Bei dezidierter Analyse stellt man fest, dass er einen solchen Schritt nicht ausschließt, aber eben auch nicht ansatzweise favorisiert. Ergo hat der Markt via „Spin“ die Aussage mindestens falsch interpretiert ….
Gehen wir eine Abstraktionsstufe höher: Was in den letzten Tagen an den Märkten fabriziert wird, hat wenig mit sachlicher Diskontierung zu tun, sondern ist Ausdruck von „Spinmastern“, die einmal mehr ihr Ego vor Allgemeininteressen stellen. Das kennen wir ja ausreichend aus der Historie, ob „Neuer Markt, ob neue Paradigmen oder ob MBS …. Sind wir bereit, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen?
Am 16. April wurde der „Fiscal Monitor“ des IWF veröffentlicht. Die Zahlen sprechen eine klare und eindeutige Sprache! Hier findet dann auch die Einlassung von Bundesbankvorstand Dr. Nagel (siehe Rubrik „Letzte Nachrichten“), dass der Euro nicht so schlecht aussähe, ein solides Fundament.
Ja, die strukturellen Anpassungen kosten Konjunkturpunkte. Die gewonnenen Strukturpunkte sind dann jedoch die Grundlage für mehr Konjunkturpunkte. Lassen Sie die Daten auf sich wirken und vermeiden sie die Nähe zu „Spinmastern“ aus anderen Finanzzentren. Fakten sprechen bisweilen für sich …
Auch der Ansatz der Konjunkturbereinigung nach Lesart des IWF ist ein „Eye-opener“.
Daten: IWF Fiscal Monitor April 2013
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,2950 – 80 neutralisiert den aktuellen Bias.
Viel Erfolg!
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