(Reuters) - Die Türkei hat nach der Armenien-Resolution des niederländischen Parlaments den Geschäftsträger der Niederlande am Freitag zum Protest einbestellt.
Das türkische Außenministerium kritisierte die Entschließung als unbegründet. Die Resolution könnte das angespannte Verhältnis der beiden Nato-Partner weiter verschlechtern. Schon in der vergangenen Woche hatte die Türkei den Geschäftsträger einbestellt und gewarnt, das Thema sei ein Indikator dafür, ob die Niederlande ein Interesse an einer Normalisierung der Beziehungen mit der Türkei habe.
Das Verhältnis beider Länder ist angespannt, weil die Regierung in Den Haag 2017 Auftritte türkischer Minister in den Niederlanden während des Wahlkampfes zum türkischen Verfassungsreferendum untersagt hatte. Gespräche über eine Verbesserung der Beziehungen scheiterten, die Niederlande beriefen am 5. Februar ihren Botschafter aus Ankara zurück und sind seither nur mit einem Geschäftsträger vertreten.
Alle größeren Parteien im niederländischen Parlament stimmten am Donnerstag einem Antrag zu, der das Massaker an rund 1,5 Millionen Armeniern durch das damalige Osmanische Reich im Jahr 1915 als Genozid anerkennt. Die Türkei räumt zwar ein, dass zahlreiche christliche Armenier während des Ersten Weltkrieges getötet wurden, weist den Vorwurf des systematischen Völkermordes durch die Regierung des Osmanischen Reiches aber zurück.
Der Streit über die Anerkennung des Genozids als historische Tatsache belastet die Beziehungen zwischen der Türkei und Armenien sowie vielen westlichen Staaten. Im Juni 2016 hatte auch der Bundestag das Massaker als Völkermord anerkannt.
(Reporter: Tulay Karadeniz, geschrieben von Leo Rinke, redigiert von Klaus-Peter Senger.)