Berlin (Reuters) - Dank der guten Konjunktur schraubt die Baubranche ihre Ziele für 2018 nach oben.
"Der Bauaufschwung in Deutschland setzt sich fort, die Vorzeichen für ein gutes Baujahr 2018 sind unverändert günstig", sagte der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB), Peter Hübner, am Mittwoch in Berlin. Der Umsatz im Bauhauptgewerbe dürfte nominal um sechs Prozent auf rund 120 Milliarden Euro zulegen. Im Januar hatte der Verband nur mit plus vier Prozent gerechnet. Auch 2019 dürfte es mit sechs Prozent nach oben gehen. Die Branche erhofft sich Rückenwind von Investitionen der öffentlichen Hand. "Wir sind bereit unsere Kapazitäten wieder auszubauen, aber dafür brauchen wir Planungssicherheit."
Die Branche begründet ihren Optimismus mit "prall gefüllten Auftragsbüchern". Zum Jahreswechsel lagen die Orderbestände auf einem Rekordniveau von 41 Milliarden Euro - 17 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Vor allem der Wohnungsbau brummt seit Jahren. Allerdings ziehen die Preise auch kräftig an: Für 2018 erwartet der HDB ein Plus von 4,0 bis 4,5 Prozent, da vor allem Bitumen und Betonstahl teurer werden. Preissteigerungen bremsten den Wohnungsbau, betonte Hübner. So sei der Quadratmeterpreis für Bauland zwischen 2009 und 2017 um rund 40 Prozent gestiegen, in Großstädten sogar von etwa 300 auf 1000 Euro. Die Kommunen dürften nicht zur Haushaltssanierung Industriebrachen teuer an Projektentwickler verkaufen und sich danach beschweren, dass nur teure Eigentumswohnungen entstünden.
"IRGENDWANN IST EINFACH MAL GENUG GEDÄMMT"
Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte, die öffentliche Hand habe derzeit nicht zu wenig Geld für Investitionen. "Unser Problem ist, eine Baufirma zu finden und die Genehmigungen zu haben", sagte die Kanzlerin im Bundestag. "Deshalb müssen wir das Genehmigungsrecht beschleunigen." Damit rennt sie bei der Baubranche offene Türen ein. "Wir könnten viel mehr und viel schneller bauen, wenn wir nicht diesen unendlichen Planungsvorlauf hätten", monierte HDB-Chef Hübner. Er kritisierte auch zu starke Auflagen beim Bau, die die Preise trieben. "Irgendwann ist einfach mal genug gedämmt", kritisierte Hübner mit Blick auf die Energieeinsparverordnung (EnEV). Man müsse einen pragmatischen Mittelweg finden zwischen preiswertem Wohnraum und einem "Null-Energie-Haus".
Die gute Baukonjunktur schlägt sich auch auf dem Arbeitsmarkt nieder. Die Zahl der Beschäftigten dürfte 2018 um 18.000 zulegen und laut HDB im nächsten Jahr um weitere 15.000 auf 845.000 steigen. Nach dem Ende des Wiedervereinigungsbooms Mitte der 1990er Jahre war die Branche mit ihren rund 1,4 Millionen Beschäftigten in eine tiefe Krise gerutscht und hatte bis 2009 jeden zweiten Arbeitsplatz verloren.