Investing.com - Zum Wochenschluss kommen die Aktien von Xiaomi (HK:1810) erneut unter Druck. Die Anleger scheuten am Freitag nach Kommentaren von Janet Yellen zum künftigen China-Kurs das Risiko, so dass der Titel des chinesischen Smartphone-Herstellers 3,72 Prozent tiefer bei 29,80 HKD schloss. Damit rutschte die Xiaomi-Aktie wieder unter die wichtige 30-HKD-Marke.
Der künftigen US-Finanzministerin Janet Yellen zufolge würde die Biden-Administration eine umfassende Überprüfung aller Aspekte der Handelspolitik des ehemaligen Präsidenten Donald Trump gegenüber China durchführen, einschließlich der Umsetzung des im Januar 2020 unterzeichneten vorläufigen Handelsdeal durch Peking, sagte die frühere Chefin der US-Notenbank Fed in ihrer Anhörung vor dem Finanzausschuss des US-Senats.
"Wir werden die China-Zölle überprüfen und uns mit unseren Verbündeten beraten - solange wir beides nicht getan haben, werden wir keine Änderungen vornehmen", betonte Yellen und fügte hinzu, die Biden-Administration wolle sämtliche Mittel einsetzen, um Chinas unfairen und illegalen Praktiken entgegenzutreten und Peking zur Verantwortung zu ziehen.
"Als Teil der Überprüfung berät sich Biden mit den Bündnispartnern, um kollektiven Druck zu erzeugen. Wir müssen einen Ansatz wählen, der einen wirkungsvollen Druck auf China ausübt", so Yellen weiter.
Anleger hatten zuletzt darauf gehofft, dass die Biden-Administration die letzte Amtshandlung von der ehemaligen US-Regierung, Xiaomi auf eine schwarze Liste zu setzen, rückgängig machen würde. Zwar ist eine Streichung noch nicht vom Tisch, aber die Aussagen von Yellen lassen darauf schließen, dass die USA unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden ihren harten China-Kurs wohl nicht so schnell ändern dürften.
Das belegen auch Aussagen von Antony Blinken, der von Präsident Joe Biden nominierte Kandidat für die Nachfolge des scheidenden Außenministers Mike Pompeo. In einer seiner letzten Amtshandlungen als Donald Trumps Außenminister erklärte Mike Pompeo, Chinas Unterdrückung der Uiguren in Xinjiang sei ein Akt des "Völkermords". Sein Nachfolger stimmte diesen Aussagen zu.
Die Trump-Administration hatte den Smartphone-Hersteller Xiaomi letzte Woche wegen mutmaßlicher Verbindungen zum chinesischen Militär auf eine schwarze Liste gesetzt. Die Aktie des Mi-Bauers fiel daraufhin in Hongkong um mehr als 10 Prozent. Seitdem erholte sich die Aktie moderat.
Dem US-Verteidigungsministerium zufolge zielt der Schritt gegen Xiaomi und acht andere neu auf die Liste gesetzte chinesische Unternehmen darauf ab, "militärisch-zivile Fusionen des Landes" zu unterbinden. Beweise für etwaige Verbindungen des Smartphone-Herstellers wurden jedoch nicht vorgelegt. Xiaomi hatte unmittelbar nach dem Erlass, Verbindungen zum chinesischen Militär dementiert.
Mit dem Schritt der ehemaligen US-Regierung unterliegt Xiaomi nun einem Dekret aus November, welches amerikanischen Investoren untersagt, Aktien oder zugehörige Wertpapiere von Unternehmen zu kaufen, die das US-Verteidigungsministerium als ein chinesisches Militärunternehmen einstuft.
Trumps ursprüngliche Durchführungsverordnung wurde später dahingehend ergänzt, dass Investoren bis zum 11. November diesen Jahres dazu verpflichtet werden, sich von den betroffenen Beteiligungen zu trennen oder diese zu verkaufen.
Zu den Großaktionären von Xiaomi gehören laut Bloomberg-Daten die US-Fondsmanager BlackRock (NYSE:BLK), Vanguard, Fidelity und State Street.
"Die politischen Risiken für Xiaomi sind dramatisch gestiegen", zitierte die Financial Times letzte Woche Wu Yiwen von Strategy Analytics und fügte hinzu, dass die schwarze Liste den "aggressiven Expansionsplan des Unternehmens gefährden und das Vertrauen der Geschäftspartner beeinflussen" könnte.
Gleichwohl ist die schwarze Liste des US-Verteidigungsministeriums nicht mit der Entitätenliste der USA zu verwechseln, die etwa Huawei die Nutzung von Google-Diensten auf ihren Smartphones verbietet. Somit kann das operative Geschäft von Xiaomi zunächst ohne Probleme weitergehen.