Parallelen zur Finanzkrise 2008: Kolanovic mahnt zur Vorsicht

Investing.com  |  Autor Mirko Richter

Veröffentlicht am 29.09.2023 09:08

Investing.com - Marko Kolanovic, der Aktien-Experte von JPMorgan (NYSE:JPM), malt ein düsteres Bild für die Börsenwelt. Er sagt voraus, dass uns noch eine lange und holprige Reise bevorsteht.

Trotz der starken Rally im Frühsommer würden die Fundamentaldaten weiterhin auf ein herausforderndes makroökonomisches Umfeld und Gegenwind für Risikopapiere hinweisen. Kolanovic betont dabei, dass diese Einschätzung auf einer Reihe von Faktoren beruht, darunter Marktbewertungen, die Positionierung der Investoren sowie makroökonomische und geopolitische Überlegungen.

Besonders beunruhigend sei die Absicht der US-Notenbank, die Zinsen für längere Zeit auf einem hohen Niveau zu halten. Dies habe an der Wall Street für Unruhe gesorgt, da die Renditen von Staatsanleihen rasant gestiegen seien. Die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen hat den höchsten Stand seit 2007 erreicht. Gleichzeitig klettern die Rohölpreise weiter in die Höhe, was die Verbraucher, die bereits mit einer hartnäckigen Inflation zu kämpfen haben, zusätzlich belastet.

Kolanovic ist sich sicher: Es gibt derzeit mehr wirtschaftlichen Gegenwind als Rückenwind, und dieser Trend hat sich in den letzten sechs Monaten verstärkt.

Er weist auf steigende Bewertungen in Verbindung mit einer wachsenden Kluft zwischen Anleihe- und Aktienrenditen hin, was potenziell alarmierende Anzeichen sind. Außerdem beobachtet er, dass die Wall Street zu sehr auf eine kleine Gruppe von Mega-Cap-Aktien fokussiert ist. Zusätzlich warnt er vor steigenden Ausfällen bei Autokrediten, Kreditkarten, Darlehen und Hypotheken – ein Anstieg, den wir zuletzt 2007 vor der großen Finanzkrise gesehen haben.

Obwohl Kolanovic die aktuellen makroökonomischen Bedingungen mit denen von 2008 vergleicht, weist er auch auf wichtige Unterschiede hin. Dazu gehören die konsequenteren Bemühungen der Zentralbanken weltweit, die Geldpolitik zu straffen. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass die Zahlungsrückstände bei Hypothekenkrediten niedriger sind als vor der Pandemie.

Er betont, dass die Situation nicht genau dieselbe wie in den Jahren 2007-2008 sei. Es gebe jedoch genügend Parallelen, um wachsam zu bleiben. Die Unterschiede lägen vor allem in der Anfälligkeit bestimmter Wirtschaftssektoren für Zinserhöhungen, dem Leverage in verschiedenen Marktsegmenten, dem Ausmaß der Zinserhöhungen und der zeitlichen Verzögerung der Auswirkungen. Geopolitische und energiepolitische Überlegungen würden ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.

Derzeit setzen Kolanovic und sein Team das offizielle Jahresendziel für den S&P 500 bei 4.200 Punkten an, also nur leicht unter dem aktuellen Niveau. Kurzfristig warnt der Stratege jedoch davor, dass die Aktienkurse weiter fallen könnten, bis einige dieser Gegenwinde nachlassen. Höchste Zeit also, die Segel zu setzen und sich auf unruhiges Fahrwasser vorzubereiten.

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