- von Francesco Canepa und Balazs Koranyi und Frank Siebelt
Frankfurt, 22. Jan (Reuters) - Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) wollen Insidern zufolge auf ihrer nächsten Zinssitzung darüber beraten, wie sich die Finanzierungsbedingungen in der von der Corona-Krise gebeutelten Wirtschaft besser messen lassen. Auf der jüngsten Zinssitzung am Donnerstag seien dazu unterschiedliche Ansichten vorgebracht worden, sagten vier mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Von der Einschätzung der Finanzierungsbedingungen hängt unter anderem ab, in welchem Umfang die EZB Wertpapiere im Rahmen ihres Pandemie-Anleihenkaufprogramms PEPP aufkauft. Dieses ist auf insgesamt 1,85 Billionen Euro angelegt. Rund eine Billion an Kaufvolumen ist noch ungenutzt.
Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab.
Es sei geplant, dass die Ratsmitglieder im Rahmen ihrer Zinssitzung am 10. und 11. März in einem Seminar zu dem Thema beraten, welche einzelnen Indikatoren herangezogen werden sollten, sagten die Insider. Dazu gehöre die Frage, ob diese dann zu einem Index für die Finanzierungsbedingungen zusammengefasst werden sollten und ob eine Veröffentlichung ratsam sei. Nicht alle Ratsmitglieder seien jedoch der Auffassung, dass ein Index sinnvoll sei, sagte einer der Insider. Denn dies binde der Notenbank womöglich geldpolitisch zu sehr die Hände. Zudem mache die Frage einer eventuellen Veröffentlichung viele vor dem Hintergrund der jüngsten Geschichte nervös.
Der frühere EZB-Präsident Mario Draghi hatte in seiner Amtszeit vor einigen Jahren einmal ein marktbasiertes Instrument zur Messung der langfristigen Inflationserwartungen öffentlich hervorgehoben. Dadurch wurde dieses an der Börse immer prominenter und wurde zum Teil auch zu Spekulationen genutzt. Mit der Zeit büßte das Inflationsbarometer viel an Aussagekraft ein.