Investing.com - Nach der längsten Gewinnserie seit April stehen die Zeichen beim Dax auf Verkaufen. Als Belastungsfaktor wirkt der dynamische Ölpreisanstieg, der im Zuge der Dronenangriffe auf saudische Ölraffinerien in Saudi-Arabien zur Markteröffnung um knapp 15 Prozent zugelegt hatte.
Der deutsche Leitindex (der Dax-Future) wird gut zwei Stunden vor Handelsbeginn in Frankfurt knapp 100 Punkte im Minus bei 12.354 Zähler gehandelt. Am Freitag schloss der Dax mit einem Kursaufschlag von 0,47 Prozent auf 12.468 Zählern. Für den Euro Stoxx 50-Future geht es um 1,06 Prozent nach unten.
Stark steigende Ölpreise können zum einen die Investitionstätigkeit von Unternehmen bremsen und damit das ohnehin schon schleppende Wirtschaftswachstum weiter abwürgen. Zum anderen führen sie zu steigenden Verbraucherpreisen, was in der Konsequenz Zinserhöhungen statt Zinssenkungen der Zentralbanken hervorrufen könnte. Auch könnten sie das Ausgabeverhalten der Unternehmen negativ beeinflussen. Zudem machen sich höhere Ölpreise in der Regel auch in den Taschen der Verbraucher negativ bemerkbar. All dies könnte Aktien kurzfristig unter Druck setzen.
Die Ölpreise schnellten zur Markteröffnung in die Höhe, nachdem Dronenangriffe am Wochenende ins Herz der saudischen Ölindustrie getroffen hatten.
Der Preis für die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) wurde zuletzt mit einem Preisaufschlag von 8,74 Prozent auf 59,59 Dollar je Barrel gehandelt. Für die Nordseesorte Brent ging es um 10 Prozent nach oben auf 66,24 Dollar je Barrel.
Am Wochenende hatten Houthi-Rebellen Dronenattacken auf Ölraffinerien in Abqaiq und Khurais durchgeführt. Abqaiq, in der östlichen Provinz des Königreichs, ist die weltweit größte Ölaufbereitungsanlage mit einer Verarbeitungskapazität von mehr als 7 Millionen Barrel pro Tag. Khurais ist das zweitgrößte Ölfeld des Landes mit einer Kapazität von rund 1,5 Millionen Barrel pro Tag. Angeblich soll der Iran die Rebellen-Gruppe unterstützt haben. Das behaupten zumindest die USA. Der Iran wies die Vorwürfe bereits zurück.
Berichten zufolge ist jeden Tag die Produktion von gut 5,7 Millionen Barrel betroffen. Das entspricht etwa 5 Prozent der weltweiten Ölproduktion. Im August hatte Saudi-Arabien jeden Tag 9,85 Millionen Barrel Öl produziert. Das teilte die US-Energiebehörde EIA mit.
Saudi-Arabiens staatlicher Ölkonzern Aramco erwartet, dass etwa ein Drittel der verloren gegangenen Rohölproduktion bis Montagabend wiederhergestellt sein sollte. Das berichtete das "The Wall Street Journal". Die Rückkehr zur vollen Produktionskapazität werde voraussichtlich Wochen in Anspruch nehmen, erklärten saudische Vertreter.
Um einen Ölpreisschock am Markt zu verhindern, genehmigte US-Präsident Donald Trump die Entnahme aus der strategischen Ölreserve, um Versorgungsengpässe und damit stark steigende Ölpreise zu verhindern.
Die Strategen der Commonwealth Bank of Australia sagten in einer Notiz, dass der Ölpreisanstieg nicht lange anhalten könnte. "Die Drohnenangriffe haben den Ölmarkt zu einer Zeit getroffen, in der es eine globale Ölschwemme gibt und das globale Wachstum schwach ist", schrieben sie in einer Notiz. "Folglich werden die Auswirkungen auf die Ölpreise und das globale Wachstum voraussichtlich nicht signifikant oder von langer Dauer sein."
Neben dem Ölpreisschock belasten auch schwache Konjunkturdaten aus China den deutschen Aktienmarkt. Die Industrieproduktion wuchs im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 4,4 Prozent so schwach wie seit mehr als 17 Jahren nicht mehr. Volkswirte hatten mit 5,2 Prozent gerechnet. Die Einzelhandelsumsätze verlangsamten sich von 7,6 auf 7,5 Prozent im August im Vergleich zum Vorjahresmonat.
An Wirtschaftsdaten stehen am Montag nur die Verbraucherpreise aus Italien auf der Agenda. In den USA wird der New York Empire State Index veröffentlicht.
von Robert Zach