Investing.com - Die Wahrscheinlichkeit, dass die Federal Reserve (Fed) im kommenden Juni erneut die Leitzinsen um 0,25 % erhöht, ist in den letzten Stunden sprunghaft angestiegen. Von kaum messbaren 10 % vor gerade einmal einer Woche kletterte sie am Freitagmorgen bereits auf beinahe 35 %. Hintergrund waren die robuster als erwartet ausgefallenen Arbeitsmarktdaten für die vergangene Woche und hawkishe Kommentare eines Fed-Mitglieds.
So ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe um 22.000 auf 242.000 gefallen, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Die Märkte hatten dagegen mit einem Rückgang auf nur 251.000 gerechnet.
Zudem sei eine Zinspause im Juni angesichts der hereinkommenden Daten nicht zu rechtfertigen, gab Dallas Fed-Chefin Lorie Logan gestern in einem Interview mit CNBC zu bedenken.
Dennoch glauben viele Ökonomen, dass die USA schon bald in eine Rezession rutschen könnten, was die US-Notenbank Fed letztendlich zu einem Kurswechsel zwingen würde.
So meinten die Ökonomen von JPMorgan (NYSE:JPM) in einer am Mittwoch vorliegenden Notiz, dass die Federal Reserve die Leitzinsen bereits im September senken könnte.
Die Kluft zwischen den marktseitigen Erwartungen an eine Zinssenkung und den hawkishen Kommentaren der Fed-Vertreter werde immer größer, hieß es darin. Der Markt würde zu Recht mit Zinssenkungen rechnen, erklärten die Experten, und ergänzten: "Die Inflation ist zu hoch, und es wird eine Rezession brauchen, um sie zu senken."
Die jüngsten Bankenturbulenzen in den USA würden "eine Rezession nur wahrscheinlicher machen", befand JPMorgan und riet, in Staatsanleihen zu investieren.
Nach Ansicht der US-Bank könnten Zinssenkungen bereits im September erforderlich sein - eine Einschätzung, die der etablierten Rhetorik der Fed zuwiderläuft, der zufolge keine Leitzinssenkungen auf der Agenda stünden, und den Aussagen von Fed-Mitgliedern, die seither erklärt haben, dass die Zinssätze "länger höher bleiben" müssten.
Im Hinblick auf das drohende Risiko eines Zahlungsausfalls der USA befürchtet JPMorgan eine neue Stressphase an den Märkten, bevor das Problem gelöst ist, und schließt eine ähnliche Volatilität wie 2011 nicht aus.
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