Düsseldorf (Reuters) - Die Tarifgespräche für rund 130.000 Beschäftigte der Deutschen Post (DE:DPWGn) gehen in die voraussichtlich entscheidende Runde.
Die Gewerkschaft Verdi hat für den kommenden Mittwoch ihre Tarifkommission einberufen. Diese soll nach Angaben einer Sprecherin über ein mögliches Tarifergebnis oder - im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen - über weitere Proteste befinden. Die Gewerkschaft macht bereits mit Warnstreiks Druck. Am Freitag legten rund 1500 Brief- und Paketzusteller in neun Bundesländern die Arbeit nieder. Es werde aber nur bei einzelnen Sendungen zu geringfügigen Verspätungen kommen, sagte ein Post-Sprecher. Der Konzern hatte bereits mit Unverständnis auf die Proteste reagiert.
Post-Personalvorstand Thomas Ogilvie und Vertreter der Gewerkschaft wollen am Montag und Dienstag in der vierten Verhandlungsrunde in Much bei Bonn nach einer Einigung suchen. Danach soll die Verdi-Tarifkommission beraten. Die Gewerkschaft fordert sechs Prozent mehr Lohn für die rund 130.000 Tarifbeschäftigten der Post. Zudem will sie durchsetzen, dass Mitarbeiter einen Teil der künftigen Entgelterhöhung in freie Zeit umwandeln können. Ein neuer Tarifvertrag soll für ein Jahr gültig sein. Die Verhandlungen waren in den bisherigen drei Gesprächsrunden ohne Durchbruch geblieben, Verdi reagiert mit Protesten. "Unsere Geduld ist am Ende", sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. "Das Unternehmen macht Rekordgewinne und die Beschäftigten erwarten, dass sie mit einem ordentlichen Lohnplus daran beteiligt werden." Dagegen betonte ein Post-Sprecher, die Verhandlungen seien bisher konstruktiv verlaufen. "Wir können die Aufforderung zu Warnstreiks daher nicht nachvollziehen."
Post-Chef Frank Appel hatte die Gewerkschaft in der Vergangenheit vor überzogenen Forderungen gewarnt. Der Konzern habe "keinen großen Spielraum für signifikante Steigerungen der Löhne". Das weltweit agierende Unternehmen fahre den Löwenanteil seiner Gewinne abseits des deutschen Heimatmarktes ein: "Das Geld ist in anderen Ländern verdient worden." In der letzten Tarifrunde 2015 hatten sich beide Seiten erst nach massiven Streiks auf einen Abschluss verständigen können.