von Robert Zach
Investing.com - Die US-Notenbank Fed kapitulierte gestern. Ihr Plan, den Märkten weiter Geld zu entziehen, ist mit der gestrigen Sitzung gestorben.
Zwar drehte die Federal Reserve nicht weiter an der Zinsschraube, aber dem Dot-Plot der Währungshüter war zu entnehmen, dass sie im laufenden Jahr mit keiner weiteren Zinserhöhungen rechnen. 2020 soll es nur noch einen Zinsschritt geben. "Jetzt ist eine großartige Zeit, um geduldig zu sein", sagte der Fed-Chef Jerome Powell auf der anschließenden Pressekonferenz.
Die größte Überraschung war jedoch, dass sich die Fed bereits gestern auf einen Termin festlegte, wann das Abschmelzen der Bilanz abgeschlossen sein soll. Konkret soll die Bilanz bereits ab Mai weniger stark reduziert werden. Ende September soll dann komplett Schluss damit sein, falls sich die Rahmenbedingungen eintrüben. Nicht nur kapituliert die Fed damit vor der Wall Street, sondern auch vor US-Präsident Donald Trump, der zuletzt immer wieder die Geldpolitik der Notenbank attackierte.
"Die Fed hat die weitere Normalisierung der Geldpolitik abgeblasen. Das ist ein Paukenschlag mit Tusch - und riecht ein wenig nach Panik", betonte Chefvolkswirt Otmar Lang von der Targobank.
Nach der gestrigen zinspolitischen Entscheidung der Fed signalisieren die Zinsmärkte, dass es mittlerweile sogar eine kleine Wahrscheinlichkeit für eine Zinsabsenkung der Fed in diesem Jahr gibt.
"Der Flirt mit Leitzinssenkungen wird im zweiten Halbjahr wohl beginnen", so Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe.
Sven Heinrich aka NorthmanTrader prophezeite auf Twitter, dass die USA womöglich in den nächsten 6 bis 9 Monaten in eine Rezession fallen werden. "Das letzte Mal, als die Fed ihren Zinserhöhungszyklus mit einer Arbeitslosigkeit von unter 4 Prozent beendete, erwuchs 6 bis 9 Monate später eine Rezession".
Der Dow Jones, S&P 500 und der NASDAQ Composite stiegen zwar gestern kurz nach der Ankündigung der Fed, die Zinsen nicht weiter zu erhöhen, gaben gegen Ende der New Yorker Sitzung aber spürbar nach. Für Sven Heinrich gibt es dafür eine plausible Erklärung: "Die vollständige Kapitulation der Fed ist eine Bestätigung dafür, dass die US-Wirtschaft weitaus schlechter dran ist als von optimistischen Märkten anerkannt".
Die Parallelen zum Kursverlauf 1999 bis 2001 sind nicht von der Hand zu weisen (wer den Chart auf seinem Smartphone nicht sehen kann, wechselt bitte auf die Desktop-Version von Investing.com). Damals ging der Nasdaq zunächst in eine starke Korrektur über, erholte sich dann aber wieder dynamisch und setzte anschließend seinen Bärenmarkt fort. Sollte sich dieses Szenario wiederholen, dann könnten wir gerade den Abgesang an den Bullenmarkt sehen.