Berlin (Reuters) - Die Privatwirtschaft in der Euro-Zone ist im Dezember so langsam gewachsen wie seit über vier Jahren nicht mehr.
Der Einkaufsmanagerindex - Industrie und Dienstleister zusammen - fiel um 1,4 Punkte auf 51,3 Zähler, wie das Institut IHS Markit am Freitag zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. Das Barometer hält sich aber noch über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. "Ein Großteil geht zwar auf das Konto der Proteste der 'Gelbwesten' in Frankreich, die der Konjunktur und der Reisebranche gleichermaßen schadeten", erklärte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson den Rückgang. "Allerdings verdichten sich die Hinweise, dass die Wachstumsschwäche mittlerweile die gesamte Euro-Zone erfasst hat."
Eine Rezession erwarten Ökonomen nicht. "Dagegen spricht vor allem die weiterhin sehr expansive Geldpolitik der EZB", sagte Commerzbank-Analyst Christoph Weil. Aber auch der Gegenwind vom Export dürfte nachlassen. "So hat die Politik in China inzwischen Maßnahmen ergriffen, um die heimische Konjunktur zu stützen", sagte Weil. "Davon wird der globale Industriesektor profitieren."
Das Bruttoinlandsprodukt der Euro-Zone dürfte im Schlussquartal um knapp 0,3 Prozent zulegen, sagt das Markit-Institut voraus. Im Dezember allein dürfte es nur zu einem Mini-Plus von 0,1 Prozent reichen. "Zu schaffen macht den Unternehmen nicht nur das globale wirtschaftliche und politische Klima", sagte Williamson. "Handelsstreitigkeiten und der Brexit erhöhten die Spannungen auf politischer Ebene innerhalb der Euro-Zone zusätzlich." Überdies habe der angeschlagene Automobilsektor der wirtschaftlichen Entwicklung geschadet. Dass Frühindikatoren wie Auftragseingang und Geschäftserwartungen nach wie vor im Keller seien, deute auf eine stockende Nachfrage hin.
Auch die deutsche Wirtschaft ist im Dezember so schwach gewachsen wie seit vier Jahren nicht mehr. Der gemeinsame Einkaufsmanagerindex für Industrie und Dienstleister fiel um 0,1 auf 52,2 Punkte. Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 52,5 Zähler gerechnet. "Dass der Auftragseingang nahezu stagnierte und sich auch der Ausblick weiter eintrübte, deutet darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft ohne Dynamik ins neue Jahr startet", sagte Markit-Ökonom Phil Smith. "Was für ein Gegensatz im Vergleich zum Jahresende 2017: Die damalige Befürchtung, die Konjunktur könne überhitzen, wurde verdrängt von der Besorgnis über eine zunehmende politische Unsicherheit, Handelsstreitigkeiten und eine angeschlagene Autoindustrie."