Berlin, 02. Apr (Reuters) - Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) befürchtet hierzulande einen massiven Konjunktureinbruch durch die Corona-Pandemie. "Keiner kann verlässliche Zahlen nennen. Ich befürchte aber, dass diese Krise für Deutschland wirtschaftlich gesehen härter wird als die globale Finanzkrise", sagte DIW-Chef Marcel Fratzscher am Donnerstag in einem Videogespräch des Vereins der Ausländischen Presse in Deutschland. Ein Anzeichen dafür sei auch der massive Anstieg der Anzeigen von Kurzarbeit der vergangenen Wochen: "Das macht mir Sorge." Das DIW gehört zu den führenden Wirtschaftsforschungsinstituten um das Münchner Ifo, die kommenden Mittwoch der Bundesregierung ihre Gemeinschaftsdiagnose vorlegen.
Fratzscher wollte mit Blick auf den nahen Veröffentlichungstermin des Gutachtens keine Zahlen nennen, betonte aber, das jüngst von den Wirtschaftsweisen vorgelegte Papier sei aus seiner Sicht "recht optimistisch" ausgefallen. Für die Prognose hätten die Weisen ein "sehr kleines Team" im Vergleich zu den Wirtschaftsforschungsinstituten. Die Sachverständigen um den Freiburger Forscher Lars Feld hatten in ihrem Basisszenario vorhergesagt, dass die hiesige Wirtschaft dieses Jahr um 2,8 Prozent schrumpfen und im schlimmsten Fall um 5,4 Prozent einbrechen wird. Damit würde die Talfahrt nicht ganz so rasant ausfallen wie im Krisenjahr 2009 mit damals minus 5,7 Prozent. sagte, es sei zurzeit sehr schwer, belastbare Prognosen zu stellen. Vielmehr gehe es darum, je nach Schweregrad und Dauer der Krise verschiedene Szenarien für den weiteren wirtschaftlichen Verlauf zu erstellen: Nach der Finanzkrise sei Deutschland nach einem tiefen Einbruch der Konjunktur eine relativ schnelle Erholung gelungen, Ländern wie Italien und Griechenland aber nicht. "Die sind tief eingebrochen und sind dort viele, viele Jahre verharrt. Und ein solches Worst-Case-Szenario für Deutschland nach dieser Krise sollten wir nicht komplett von der Hand weisen", sagte Fratzscher.