Berlin, 20. Nov (Reuters) - Trotz anhaltender Attraktivität von Betongold in Zeiten niedriger Zinsen sinkt die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland. Von Januar bis September wurde der Bau von 257.900 Wohnungen genehmigt, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mitteilte. Dies sind 1,9 Prozent weniger Als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Baugenehmigungen gilt als ein wichtiges Barometer zur Einschätzung der zukünftigen Bauaktivität.
Als Hemmschuh wirke vor allem ein "hochreguliertes Umfeld", klagt Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien Ausschuss ZIA: Zwar bewege sich die Zahl der genehmigten Wohnungen im längeren Zeitvergleich auf einem insgesamt hohen Niveau. Doch sei es zu wenig, um die Situation zu entlasten, sagt der Chef des Spitzenverbands der Immobilienwirtschaft. "Von einer Neubauoffensive sind wir nach wie vor weit entfernt, zumal die Politik am Regulierungsrad stetig weiterdreht." Baugenehmigungs- und Planungsprozesse dauerten zu lange und das Beschleunigungsgesetz im Baubereich lasse weiter auf sich warten.
Der Abwärtstrend bei den Baugenehmigungen sei ungebrochen, sagte der Wohnungsmarktexperte Martin Müller von der staatlichen Förderbank KfW. Er verweist jedoch zugleich darauf, dass die Auftragsbestände im Wohnungsbau so hoch seien wie seit Mitte der neunziger Jahre nicht mehr. "Die Bauwirtschaft kann somit trotz der Konjunkturflaute mit ihrer Geschäftslage immer noch sehr zufrieden zu sein."
Wohnimmobilien seien nach wie vor eine bevorzugte Geldanlage, weil die Zinsen für Baukredite immer noch niedrig sind. "Das stark nachgefragte Baukindergeld - mehr als 100.000 Zuschüsse wurden in diesem Jahr bereits zugesagt - setzt zusätzliche Anreize im Eigenheimbau", so der KfW-Experte.